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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
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PROLOG
    Weiter.
    Immer weiter.
    Ohne Rast und ohne Ziel.
    Einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen – wie lange er das bereits tat, wusste er nicht.
    Eines jedoch wusste er genau: dass jene Zeiten, in denen er als Fürst von edler Herkunft Reichtum und hohes Ansehen genossen hatte, unwiderruflich vorbei waren.
    Ein Blick auf seine zerbrechlich wirkende Gestalt genügte, um dies zu bestätigen: Seine einstmals noble Kleidung hing in Fetzen, seine Stiefel aus feinstem Leder waren abgetragen und zerschlissen, seine früher so vornehm blasse Haut war zerkratzt und wund. Und als Loreto, Fürst von Tirgas Dun, sein Elend erneut betrauerte, kehrte die Erinnerung zurück zu jenem Augenblick, als über sein Schicksal entschieden worden war.
    »Loreto«, hatte Ulian gesagt, Vorsitzender und Sprecher des Hohen Rates der Elfen, seit der Weise Aylonwyr nach den Fernen Gestaden aufgebrochen war, »du hast Schande über dich und dein Volk gebracht. Nicht nur uns hast du verraten, sondern auch deine Ahnen und alle Elfen, die jemals auf Erden gewandelt sind. Daher wird deine Strafe hart sein: Auf immer wirst du aus Tirgas Dun verbannt. Das Feuer des Lebens und das Wasser der Unsterblichkeit seien dir verwehrt – die Fernen Gestade wirst du niemals sehen …«
    Die Worte hallten in Loretos Bewusstsein nach wie der Kehrvers eines Tavernenschlagers, der sich in seine Gehörgänge verirrt hatte und nicht wieder hinausfand. In seiner Erinnerung sah er die uralten und dennoch jugendlich wirkenden Züge Ulians, während er diese Worte gesprochen hatte, und der Ausdruck in seinen Augen schien Loreto Beweis dafür, dass der Vorsitzende des Elfenrates innerlich triumphierte, als er das Urteil verkündet hatte. Mehr als das – es hatte sogar den Anschein gehabt, als hätte es ihm diebische Freude bereitet, einen der größten und trefflichsten Söhne des Elfengeschlechts in die Verbannung zu schicken wie einen hergelaufenen Verbrecher.
    »Wer hat wen verraten?«, fragte Loreto zum ungezählten Mal und erschrak über den brüchigen, krächzenden Klang seiner Stimme, die nichts mehr von der samtenen Weichheit von einst hatte.
    Für einen Augenblick war der verbannte Elfenfürst unaufmerksam. Einer seiner Füße, müde vom langen Marsch, blieb an einer Wurzel hängen, und Loreto stürzte. Er schlug der Länge nach hin und stieß sich das Kinn an einem Stein, der aus dem Waldboden ragte. Er berührte es mit der Hand, besah sich die Fingerspitzen und stellte fest, dass er blutete. Das Blut erinnerte ihn an seine Sterblichkeit und daran, dass er nun niemals die Fernen Gestade sehen und dort ein Leben in immerwährender Harmonie und Freude verbringen durfte – dabei war es gerade das gewesen, was er sich am meisten gewünscht hatte.
    So sehr, dass er bereit gewesen war, alles andere dafür zu opfern. Selbst seine Liebe zu Alannah, der Hohepriesterin von Shakara. Aber das Schicksal hatte es anders gewollt …
    »Kurz vor deiner Abreise nach den Fernen Gestaden«, hörte er Ulian in seiner Erinnerung weiterreden, »hatte dir der Hohe Rat der Elfen einen Auftrag erteilt – einen Auftrag, den zu erfüllen du feierlich geschworen hast, Loreto. Du solltest die verbotene Stadt Tirgas Lan vor Eindringlingen schützen, denn Alannah, die Priesterin von Shakara und Hüterin des Geheimnisses von Tirgas Lan, war von zwei Unholden entführt worden, und Wir, der Hohe Rat, hatten allen Grund zu der Annahme, dass sie sich mit ihnen verbündet hatte. Wie sich jedoch herausstellte, war alles noch viel schlimmer: Eine Intrige war gesponnen, deren Ziele und Konsequenzen von apokalyptischen Ausmaßen waren. Der Dunkelelf war zurückgekehrt, und das Heer des Bösen war in die alte Elfenstadt Tirgas Lan eingefallen. Doch statt dich dem Feind tapfer zu stellen und Tirgas Lan zurückzuerobern, hast du deiner Armee den Rückzug befohlen und bist feige geflohen.«
    »Das ist nicht wahr!«, hatte Loreto entschieden widersprochen. »Bei meiner Ehre, ich schwöre, dass ich den Kriegern befahl, den Kampf mit den Orks und den anderen Dunkelmächten zu suchen.«
    »Aber erst, als die Schlacht bereits entschieden war und du dich der Elfenkrone bemächtigen wolltest. Widerrechtlich hast du versucht, sie dir anzueignen, nachdem sich Farawyns Prophezeiung bereits erfüllt hatte.«
    »Ja, aber erfüllt an einem Menschen!«, rief Loreto laut, ungeachtet der Tatsache, dass ihn Ulian nicht mehr hören konnten und nur die Bäume Zeugen seiner Verteidigungsrede wurden. »Ich
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