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Die Orks 02 - Der Schwur der Orks

Titel: Die Orks 02 - Der Schwur der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
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wollte nicht wahrhaben, dass sich die Weissagung Farawyns auf einen … einen Menschen bezieht, noch dazu auf einen nichtswürdigen Kopfgeldjäger, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, andere Kreaturen ihrer Skalpe zu berauben, während ich, Loreto, die Zierde des Elfengeschlechts, leer ausgehen sollte! Das konnte nicht, das durfte nicht sein! Und es kann und darf auch nicht sein! Ich bin König, nicht er! Warum nur wollt ihr das nicht begreifen? Seht ihr denn nicht, was hier vor sich geht? Versteht ihr mich denn nicht …?«
    Seine Stimme überschlug sich, Tränen des Zorns und der Verzweiflung traten ihm in die Augen wie so viele Male zuvor. Doch niemand hörte sein Flehen; ringsum war nichts als dichter Wald, der Loretos Rufe gleichgültig schluckte. Eine Straße oder einen Pfad gab es nicht. Aus der Elfenstadt verstoßen, war Loreto einfach nur immer weitergelaufen. Die Richtung war ihm egal gewesen, und jedes Mal, wenn er auf eine Siedlung gestoßen war, hatte er sich sofort wieder verkrochen in die Einsamkeit der Wälder und Berge. Er brauchte keine Gesellschaft, schon gar nicht die der Menschen. Und die der Orks, die einen nicht unwesentlichen Teil der Schuld an seinem Schicksal trugen, am allerwenigsten.
    Seine ziellose Flucht hatte zur Folge, dass er inzwischen keine Ahnung mehr hatte, wo er sich befand, doch das scherte ihn nicht. Er irrte immer nur weiter, gejagt von grenzenloser Wut, die ebenso wenig wusste wie er selbst, wohin sie sich richten sollte, und von seinem eigenen verletzten Stolz.
    Anfangs hatte sich Loreto gewünscht, ein Troll würde auftauchen und sein elendes Dasein mit einem Hieb seiner mächtigen Keule beenden – doch wenn es dann tatsächlich im Unterholz knackte und krachte, war er rasch in eine andere Richtung geflohen. Er hatte verloren – das ließ sich nicht bestreiten. Man hatte ihm alles genommen, was ihm je etwas bedeutet hatte – auch das war eine Tatsache. Aber das bedeutete nicht, dass er nicht irgendwann zurückkehren würde. Zurückkehren, um sich zu holen, was ihm zustand, und sich an jenen zu rächen, die ihm all dies angetan hatten: an dem Menschen Corwyn, der sich widerrechtlich der Krone bemächtigt hatte, an der Elfin Alannah, die einst seine Geliebte gewesen war und ihn schmählich verraten hatte, und an zwei widerwärtigen Orks, die seine Pläne hinterlistig durchkreuzt hatten.
    An ihre Namen erinnerte sich Loreto nicht mehr, aber ihr Aussehen hatte sich unauslöschlich in sein Bewusstsein gebrannt; unter Tausenden hätte er den Dicken und den Hageren erkannt. Die Vorstellung, sie eines Tages zu finden und sich an ihnen zu rächen, erfüllte ihn mit einer geradezu unheimlichen Kraft, die noch von Tag zu Tag zu wachsen schien. Zu seiner anfänglichen Wut hatte sich schon bald abgrundtiefer Hass gesellt – etwas, das einem Elfen nicht zustand und von dem Loreto früher angenommen hatte, dass er nicht fähig wäre, etwas Derartiges zu empfinden. Inzwischen wusste er es besser, und mit jedem Schritt, den er auf feuchten, modrigen Waldboden setzte, mit jedem Sturz, bei dem er sich blutig schlug, mit jedem Atemzug, bei dem er den bitteren Odem der Verbannung schmeckte, wuchs dieser Hass.
    Während er immer weiterirrte, malte sich Loreto in den blutigsten Farben aus, was er mit den Orks anstellen würde, sollte er ihrer habhaft werden. Er würde sie demütigen, sie foltern und quälen – jeden Schmerz und jede Erniedrigung, die er ihretwegen hatte erleiden müssen, würde er ihnen mit Zins und Zinseszins zurückzahlen.
    Und nicht nur ihnen.
    Auch auf Corwyn brannte unbändiger Hass in Loretos schmaler Brust. Und auf Alannah, seine abtrünnige Geliebte, die lieber mit einem Menschen gemeinsame Sache machte, als zu ihm zu stehen. Und natürlich auch auf all die anderen Elfen, die ihn verstoßen hatten und seinen legitimen Anspruch auf die Krone leugneten. Sollten sie ruhig nach den Fernen Gestaden reisen – wenigstens war er sie dann los und brauchte auf sie keine Rücksichten mehr zu nehmen. »Ich bin König, damit ihr es wisst!«, schrie er empor zu den dunklen Baumkronen. »Ich und niemand sonst! Ich bin der rechtmäßige Erbe Tirgas Lans!«
    Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn, seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz angenommen. Der anstrengende Marsch und das monatelange Exil hatten Spuren hinterlassen: Wunden, die tiefer waren als jene oberflächlichen Kratzer, die die bleiche Haut des Elfen überzogen. Auch Loretos Verstand hatte Schaden
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