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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures
Autoren: Vince Flynn
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    LUFTSTÜTZPUNKT BAGRAM, AFGHANISTAN
    Mike Nash sah nervös auf seine Uhr und wandte sich wieder den beiden Flachbildschirmen zu. Die zwei Gefangenen schliefen tief und fest. Wenn alles planmäßig verlief, würden sie bald aufwachen. Die Gefangenen waren vor sieben Tagen auf einer Routinepatrouille aufgegriffen worden. Die jungen GIs hatten keine Ahnung gehabt, wen sie da festnahmen. Das sollte sich erst später herausstellen, und das auch nur durch Zufall. Die Verantwortlichen am Luftstützpunkt Bagram in Afghanistan trennten die beiden Männer sofort von den anderen 396 Kriegsgefangenen und verständigten Washington.
    Nash war einer der Ersten, die davon erfuhren. Sein abhörsicheres Telefon klingelte vergangenen Sonntag um 2:23 Uhr nachts. Es war der Offizier vom Dienst im National Counterterrorism Center, der ihm die Neuigkeit mitteilte. Nash bedankte sich, legte den Hörer auf und überlegte, ob er gleich ins Büro fahren solle oder nicht. Es war immer eine aufregende Sache, solche hochrangigen Zielpersonen zu schnappen, doch er wusste aus Erfahrung, dass sich dann immer jede Menge Leute in den Vordergrund drängten, weil jeder die Lorbeeren für sich reklamieren wollte. Nachdem er gerade aus London zurückgekehrt war, brauchte er den Schlaf um einiges dringender als Anerkennung.
    Nicht einmal eine Minute später klingelte das Telefon erneut. Diesmal war es die Chefin seines Chefs, Irene Kennedy, die Direktorin der CIA. Nash hörte gut zwanzig
Sekunden zu, ohne etwas zu sagen, ehe er antwortete: »Bin schon unterwegs.« Er küsste seine schlafende Frau, stieg aus dem Bett, zog bequeme Reisekleidung an, sah nach seinen vier Kindern, schnappte sich seine stets gepackte Reisetasche, hinterließ eine kurze Nachricht neben der Kaffeekanne und verließ das Haus. Bei seinem Job würde die Familie wahrscheinlich nicht allzu überrascht sein, dass Nash nicht mehr da war.
    Zwanzig Minuten später traf er auf dem privaten Flugplatz ein und ging an Bord des Gulfstream-Jet, der schon startbereit war. Als sie in der Luft waren, schweiften Nashs Gedanken zu den beiden Gefangenen. Er brauchte sich nicht erst die Akten anzusehen - die hatte er im Kopf. Er hatte selbst über Jahre hinweg daran gearbeitet und alle verfügbaren Informationen über diese Männer zusammengetragen. Das war eines von Mike Nashs Talenten. Egal ob es sich um eine Baseballstatistik oder irgendwelche Details über international gesuchte Terroristen handelte - wenn er etwas gelesen hatte, dann merkte er es sich. Nash begann sich eine Verhörstrategie zurechtzulegen. Mit einer Mischung aus Instinkt und logischem Denken legte er seine Fallen und sah ihre Lügen voraus. Es würde wahrscheinlich Wochen dauern, bis sie völlig zusammenbrachen, aber am Ende würden sie reden. Irgendwann sagten sie, was sie wussten.
    Irgendwo über dem Ostatlantik erhielt er die erste Mitteilung, dass es Probleme gäbe. Während das Flugzeug in vierzehn Kilometern Höhe unterwegs war, kamen immer neue Meldungen aus Langley, die eine besorgniserregende Entwicklung aufzeigten. Drei Senatoren, die im Zuge einer Fact-Finding-Mission auf dem Stützpunkt waren, hatten von den beiden neuen Gefangenen erfahren und sie zu sehen verlangt. Der Kommandant des
Stützpunkts hatte aus purer Dummheit oder aus der Absicht heraus, diesen Leuten, die seiner Karriere förderlich sein konnten, einen Gefallen zu tun, nachgegeben und sie zu den hochrangigen Gefangenen gelassen.
    Wenn Nash jene drei Politiker hätte nennen müssen, die er am meisten verachtete, dann hätte er gewiss zwei dieser »Fact-Finder« berücksichtigt, und der dritte stand ihnen kaum nach. Bei den drei Senatoren handelte es sich um die Vorsitzenden des Justizausschusses, des Streitkräfteausschusses und des Geheimdienstausschusses im Senat. Sie bildeten eine überaus mächtige Gruppe, und vor allem verachteten sie die CIA. Nach ihrem einstündigen Treffen mit den Gefangenen gaben die drei Senatoren dem Stützpunktkommandanten in ziemlich deutlichen Worten zu verstehen, dass es hier um seinen Arsch gehe. Die Vorsitzende des Justizausschusses ging noch einen Schritt weiter in ihrer Warnung; wenn die Genfer Konvention nicht auf Punkt und Komma befolgt würde, so meinte sie, würde sie ihn vor ihren Ausschuss zitieren, wo er sich dann vor der amerikanischen Öffentlichkeit für seine Verbrechen verantworten müsse.
    Die Tatsache, dass einer der Gefangenen sich bei den Taliban hochgedient hatte, indem er eine von der westlichen
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