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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß
Autoren: Olivia Woods
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Prolog
Sieben Tage zuvor
    Die Welt verging in gleißendem Weiß, bis nichts mehr übrig war außer dem Schlag seines Herzens – jenem steten Rhythmus, der ihn in seinem Leben auf der linearen Ebene verankerte. Er sah auf seine Hand, lange braune Finger, die ins Leere griffen. Ganz wie bei seiner ersten Begegnung mit den Propheten. Und wie damals spürte er auch diesmal, dass er nicht allein war.
    Doch seine Intuition sagte ihm, dass dies kein weiteres Treffen mit den Wurmlochwesen war. Sein plötzliches Verlangen nach der Drehkörpererfahrung, die ihn hierhergebracht hatte, war einem ganz anderen Gefühl entsprungen, einer Art von Verbundenheit, die tief in seinem Innersten verwurzelt und intimer als die engste Beziehung seines linearen Lebens war. Nun, da er sein Bewusstsein immer mehr der Umgebung öffnete, erkannte er, dass sich Personen um ihn versammelt hatten. Sieben weitere Gestalten waren dem Ruf der Notwendigkeit an diesen Ort gefolgt, der kein Ort war und sich außerhalb der Zeit befand.
    Er trat in den Kreis der Abgesandten. Einer Versammlung von Männern namens Benjamin Sisko.
    Über das Weiß hinweg schauten sie einander an. Sie waren Männer aus verschiedenen Universen. Jeder einzelne war, so wie er, einem Plan entsprechend geboren worden. Jeder einzelne – so unterschiedlich ihre Leben auch verlaufen waren – war auf einer Welt namens Bajor seinem Schicksal begegnet.
    Ben spürte die Leere sofort, dieses kalte, gähnende Nichts ganz in seiner Nähe, wie ein fehlendes Stück seiner Seele. Unmittelbar rechts von ihm war eine Lücke im Kreis. Jemand fehlte.
    »Ich nehme an«, sagte er, »wir sind hier, um die Lücke in unseren Rängen zu schließen.«
    »Nicht wir«, erwiderte einer der anderen. »Du.«
    Ben richtete den Blick auf den Sprecher. Er war ein glattrasierter Zivilist in der formellen Kleidung eines Föderationsdiplomaten. In dem Moment, da sich ihrer beider Blicke kreuzten, lag das Leben seines Gegenstücks wie ein offenes Buch vor Ben: Botschafter Sisko vom Diplomatischen Korps der VFP hatte seine Gattin Jennifer bei einem von Terroristen der Kohn-Ma auf Cardassia Prime verübten Selbstmordanschlag verloren, als er versuchte, den Rückzug cardassianischer Truppen von Bajor auszuhandeln …
    Ben hörte sein Herz schneller schlagen. Er konzentrierte sich auf den Klang, folgte ihm zurück zu seinem eigenen Selbst. Wie leicht man sich doch in den alternativen Leben verlieren konnte. »Das verstehe ich nicht.«
    »Du warst für ihn verantwortlich«, erklärte jemand anderes. Ben drehte den Kopf und sah ihn über die Lücke im Kreis hinweg an, auf die dieser zweite Doppelgänger deutete. Eine Art Dolch schien am Gürtel seiner prächtigen metallenen Uniform zu hängen. Fleet Captain Sisko war der militärische Regent Bajors in einem Terranischen Imperium, das nie gefallen war. Eine breite Narbe auf der rechten Gesichtshälfte und das blinde Auge waren alles, was sein verräterischer Vater ihm hinterlassen hatte.
    »Wovon sprichst du da?«, fragte Ben. »Ich bin unserem Gegenstück in jener Wirklichkeit nie begegnet. Wieso sollte
ich
dann für ihn oder sein Universum verantwortlich sein?«
    »Du hast die Anzeichen ignoriert«, sagte der Imperiale.
    »Was für Anzeichen? Jeder Übergriff ging von ihnen aus. Außer dem ersten, und der war ein Unfall!« Während er sprach, kamen die Erinnerungen: Nerys’ und Julians Runabout hatte eine mysteriöse Fehlfunktion gehabt, als es ins Wurmloch flog. Es war außer Kontrolle geraten, bis es schließlich unerklärlicherweise im alternativen Universum der Intendantin wieder ausgetreten war.
    Ben hielt inne. Er begriff allmählich … und erschrak. Das Muster war die ganze Zeit über da gewesen, aber er hatte es nicht bemerkt.
    »Es war gar kein Unfall«, erkannte er. »Die Propheten wollten, dass sich unsere beiden Universen überschnitten.«
    »So langsam verstehst du es«, sagte ein weiterer Zivilist. Er trug Vollbart und einen blauen Labor-Overall: Dr. Sisko vom Daystrom Institut. Jahre nach dem fürchterlichen Unfalltod seiner Schwester hatte er das Wurmloch entdeckt und so ein neues Zeitalter der Kunst, Wissenschaft und Philosophie eingeläutet. Seine Entdeckung war das Fundament einer gesellschaftlichen Revolution gewesen, in deren Zuge der freie Austausch von Wissen und Ideen aus den einstigen galaktischen Großmächten eine ebenso lockere wie stabile interstellare Gemeinschaft wurde. »Jeder spätere Kontakt wurde, so wie du es sagtest, von der
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