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Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin
Autoren: Barbara Monajem
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sie auf die Ladefläche ihres Pick-ups. »Vi, ich habe die
Polizei
und nicht ihn gerufen. Am liebsten wäre mir eine Polizistin gewesen. Von mir aus auch ein vertrottelter Polizist oder einer, der verheiratet ist. Damit wäre ich klargekommen. Aber wen schicken die mir? Einen Superhelden. Ich kann von Glück sagen, dass die Eindringlinge die hier verschont haben.« Sie deutete auf ein Springkraut, das sie neben die Wandelröschen stellte. »Nicht, dass ihre Überlebenschancen gut stehen, wenn ich sie erst einmal bei dem Kunden eingepflanzt habe, aber …«
    »Aha«, fiel Violet ihr ins Wort. »Aber er ist weder ein Trottel noch eine Frau, sondern eine echte Augenweide.«
    Ophelia verdrehte die Augen. »Schlecht sieht er nicht aus, nein. Gute Statur, angenehme Stimme und …«
    Lass gut sein.
    »Wenn das kein Zeichen ist«, meinte Violet.
    Schon klar.
Wieder mal zeigte ihr das Schicksal den Stinkefinger und schickte ihr einen umwerfenden Mann. Seufzend wischte Ophelia sich den Schweiß von der Stirn, während sie krampfhaft auszublenden versuchte, wie Gideons Hände kraftvoll den Gips angerührt, wie der Wind sich in seinen Nackenhaaren verfangen und welch männlichen Duft er verströmt hatte. Mit leuchtenden Augen blickte sie zu einem Eimer, der noch zu drei Vierteln mit Wasser gefüllt war und wie ein Feuer in der Nachmittagssonne strahlte. Sie hob ihn hoch und entleerte ihn über ihrem Kopf.
    »Oh«, kicherte Violet. »Verstehe.«
    Nachdem Ophelia ihre Vampirzähne an ihren Platz verbannt hatte, wrang sie sich das T-Shirt aus.
    »Du bist echt vollkommen neben der Kappe«, lachte Violet. »Ist es jetzt schon so weit, dass dich dein eigenes Blut anmacht?«
    Ophelia schleuderte zwei Säcke Zypressenmulch auf die Ladefläche. »Ich komme schon klar. Bisamratten tun es auch.«
    »Ophelia, das sind
Nagetiere.
Wie ekelerregend!«
    Ophelia zuckte mit den Achseln. »So schlecht schmecken die Viecher gar nicht. Außerdem kann ich das Fell zu Geld machen.« Nachdem sie sich das Isolierband und eine Schere von der Ladefläche geangelt hatte, ließ sie den Blick abermals zu Gideon schweifen, der vollkommen ungezwungen und locker Donnie Donaldson verhörte. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Was hatte dieser Bulle nur an sich? »Wahrscheinlich spielen meine Hormone verrückt.« Sie reichte Violet die Schere und rollte etwas von dem Klebeband ab.
    Violet schnaubte. An der Stelle, auf die Ophelia zeigte, schnitt sie das Isolierband ab. »Ich habe neunundzwanzig Eisprünge auch ohne Mann hinter mich gebracht«, merkte Ophelia an, in der Hoffnung, stolz zu klingen. Als sie Violets Blick auffing, prustete sie los. »Ja, ich habe sie gezählt. Erbärmlich, ich weiß.« Nachdem sie einen gerissenen Tontopf notdürftig repariert hatte, rollte sie ein weiteres Stück Klebeband ab.
    »Schätzchen, ich kann dir in null Komma nix einen Spender besorgen, oder noch besser, einen Kerl für die Übergangszeit. Ich muss bloß mit den Fingern schnippen. Im Club wimmelt es nur so von potenziellen Kandidaten. Es geht einfach nichts über ein bisschen Menschenblut, und wenn dabei noch guter Sex abfällt, kannst du auch wieder klar denken.« Violet schnitt weitere Stücke Klebeband ab.
    »Vi, bei einer Übergangsphase hat man immer ein Ziel, auf das man zusteuert. Ich habe das Kapitel
Männer
ein für alle Mal abgeschlossen. Damit bin ich durch. So wie mit diesem verdammten Klebeband hier.« Etwas fröhlicher fügte sie hinzu: »Wenn man die Zyklen der nächsten zwanzig Jahre dazurechnet, sind es nur noch zweihundertvierzig Eisprünge, die ich ohne Sex überleben muss.« Ihre Halbschwester schauderte, doch sie fuhr unbeirrt fort: »Natürlich darf ich die Hormonschübe kurz vor der Periode nicht vergessen. Und dann wäre da noch die Menopause, die …«
    »Aufhören!« Violet presste sich die Hände gegen die Schläfen. »Allein der Gedanke an Liebesentzug bereitet mir Kopfschmerzen. Wie wäre es denn mit einer Frau? Du hast zwar bisher nie den Eindruck gemacht, als ob du gerne mal ans andere Ufer schwimmen würdest, aber seit neuestem verirren sich immer häufiger lesbische Frauen in den Club.«
    »Violet, ich habe weder vor mit Männern noch mit Frauen zu schlafen.« Ophelia war dazu übergegangen, eine Stechpalme, die den Angriff einigermaßen unbeschadet überstanden hatte, in einem der geklebten Tontöpfe unterzubringen.
    Kopfschüttelnd schnalzte Violet mit der Zunge. »Engelchen, du brauchst entweder Blut oder Sex. Wenn du dir beides
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