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Hund aufs Herz

Hund aufs Herz

Titel: Hund aufs Herz
Autoren: Gert Haucke
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Zuvor
    Dieses Buch wird von zwei Vorträgen gewissermaßen umklammert.
    Der Allgemeine Kynologische Verein Groß-Dortmund, gegründet 1919, also schon recht ehrwürdig allein seines Alters wegen, lud mich ein, etwa ein Stündchen zum Thema Hund zu sprechen. Ich wußte, daß sich in diesem «Verein für Hundefreunde“ – so erklärt er sich unterhalb des bedeutenden Titels und in Klammern –, daß sich dort zahlreiche Mitglieder im Auditorium finden würden, die sich hauptberuflich mit Hunden befassen: Tierärzte, Vereinsvorstände, Zuchtwarte, Ausstellungsrichter und natürlich auch Züchter.
    Also nahm ich kein Blatt vor den Mund und war gespannt, was passieren würde. Es passierte, was im Politkabarett die Regel ist: Derjenige oder diejenigen, die eben von der Bühne herunter mit den schärfsten Pfeilen der Satire beschossen wurden, sitzen im Parkett und kreischen vor Vergnügen. Standing ovations. Es ging mir also sehr ähnlich, und ich wurde trotz nachfolgender Komplimente den Verdacht nicht los, dem Amüsement meines Auditoriums gedient zu haben, nicht seiner Aufklärung. Verstohlen faßte ich mich an den Kopf, ob da nicht schon die bekannte Zipfelkappe mit den Glöckchen saß.
    Sechs Jahre später – in Sachen Hund hatte sich nichts gebessert, ganz im Gegenteil – wurde ich dann noch einmal gebeten. Ich überlegte, und folgerichtig kam mir dabei «Dinner for One» in den Sinn («Same procedure as every year?»). Wollte ich wirklich zum allgemeinen Vergnügen erneut über den ausgestopften Tiger stolpern? Andrerseits: Wer bekommt schon vor einem Auditorium wie diesem Gelegenheit, überdeutlich zu werden?
    Also sprach ich noch einmal vor den ausgestopften Tigern im Zuschauerraum und stolperte ein zweites Mal über ihre unbeirrbaren Betonköpfe.
    Natürlich habe ich seitdem immer wieder versucht, Menschen von meinen Ansichten, die ich für Einsichten halte, zu überzeugen. Mit diesem Buch versuche ich es erneut – aber seitdem eher im kleinen Kreis; nicht größer, als daß ich jedem Gesprächsteilnehmer ins Auge blicken kann. Manchmal guckt dann einer weg. Na, das ist doch schon ein Anfang. Mehr kann man wohl nicht verlangen. Es würde auch nichts nützen.

Ich bin so frei*
    «Kaum habe ich mich fünfzig Jahre mit dem Phänomen Hund beschäftigt,
    schon glaube ich,
    etwas davon zu verstehen.»
     
    * Vortrag vor dem Allgemeinen Kynologischen Verein Groß-Dortmund e.V., gegründet 1919 (Verein der Hundefreunde), 1986, leicht überarbeitet
     
    Meine sehr verehrten Damen und Herren,
     
    ich begrüße Sie sehr herzlich und bedanke mich bei Ihnen.
    Der Veranstalter hat mir eine Liste derjenigen geschickt, die seit 1959 die Ehre hatten, hier zu referieren. Promoviert hatte da annähernd jeder. Auch an Professoren mangelte es nicht.
    Heute stehe ich nun hier; gänzlich unbedeckt in fast jeder Hinsicht: Ich trage keinen Titel. Kein Dachverband verteidigt mich, falls ich unliebsam auffalle – und das werde ich wohl. Kein Institut steht ehrwürdig und ehrfurchtgebietend hinter mir. Keine Lobby wird meinetwegen erpresserisch tätig. Kein Zuchtverband verteidigt seine Interessen, indem er meine verteidigt. Und auch mein Gastgeber wird nicht begeistert davon sein, sollte ich Forderungen an ihn stellen, die er nicht erfüllen will oder von denen er glaubt, sie nicht erfüllen zu können.
    Das Wort «vogelfrei» besteht aber aus zwei Teilen, und so bin ich eben in dem Maße, wie ich angreifbar und ungeschützt bin, auch frei.
    Ich bin so frei, zu sagen, was ich als richtig erkannt habe und was ich für falsch, bedenklich oder strafwürdig halte.
    Niemand wird mich dafür zur Rechenschaft ziehen, ausgenommen die Betroffenen, und denen mach ich es leicht, durch meine Person:«Wer ist das schon», können sie sagen,«dieser Haucke? Ein Schauspieler, der sich einbildet, etwas von Hunden zu verstehen»
    Das ist wahr, da haben meine Kritiker völlig recht: Kaum habe ich mich fünfzig Jahre mit dem Phänomen Hund beschäftigt, schon glaube ich, etwas davon zu verstehen.
    Ich habe mich bemüht, zu lernen, mich zu informieren, Vorhandenes zu sichten, über Vorgefundenes nachzudenken, Gelesenes zu reflektieren.
    Dabei ist kein Veterinär aus mir geworden und kein Verhaltensforscher.
    Aber etwas sehr einfach Erscheinendes glaube ich gelernt zu haben: Was nämlich ein Hund braucht, um sich in bester Kondition wohl zu fühlen, und was sein Mensch tun muß, um ihm dieses Grundgefühl zu verschaffen, das heißt, um ihn artgerecht
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