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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Autoren: Mark Brandis
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1.
    „Festhalten, Sir!“
    Die Stimme des jungen Sergeanten im Cockpit der Cobra, der zu seiner astralblauen Uniform der Luftpolizei das silberne Abzeichen einer bekannten Kunstflugstaffel trug, klang plötzlich schrill.
    Am Handläufer des Pilotensitzes klammerte ich mich an.
    Es war schlimmer, als ich befürchtet hatte. Viel schlimmer. Aus den Rempeleien, die - von mir in der vornehmen Abgeschiedenheit des Fünfsternehotels Semiramis kaum wahrgenommen - am Tag zuvor begonnen hatten, war eine offene Schlacht zwischen meist jugendlichen Demonstranten und den Sicherheitsorganen der Venus geworden. Die Gegner des Projekts Astronautensonne hatten ihre Drohung, am 13. Februar 2085 den Ozongürtel über den Towns zu besetzen, wahrgemacht.
    Zwei Meilen vor dem Raumhafen stieß die Polizei- Cobra , in der ich mich als Passagier befand, in einen wahren Hagelsturm aus leeren Flaschen, armdicken Metallbolzen, mit Sand gefüllten Konservendosen und rostigem Schrott.
    Der Sergeant wandte mir sein schweißüberströmtes Gesicht zu.
    „Die bringen uns glatt um, Sir!“
    Die Demonstranten hatten erreicht, was sie sich von der Besetzung des Ozongürtels versprachen. Der Verkehr im Luftraum ruhte. Alle Taxiflüge waren eingestellt. Um dennoch zu meinem Schiff zu gelangen, war ich auf die Polizei angewiesen. Sie hatte mir, da für die Henri Dunant ein Notruf vorlag, kurzerhand diese Cobra geschickt -mit einem ihrer besten Piloten.
    „Ich an Ihrer Stelle, Sergeant, würde versuchen, nach oben durchzubrechen.“
    Der Sergeant deutete mit einem knappen Nicken Zustimmung an.
    „Was anderes bleibt uns nicht, Sir - oder die Bande macht Hackfleisch aus uns.“
    Die Besetzung des Ozongürtels war offensichtlich von langer Hand vorbereitet. Die dafür erforderlichen Einmann-Fluggeräte, ein paar hundert - vom vorsintflutlichen Skyrider bis hin zum hypermodernen, durch einen Minireaktor angetriebenen Ikarus aus Heeresbeständen war alles vertreten -, stammten gewiß nicht allein aus den Beständen der Towns, sondern waren eigens für diesen Tag in allen Teilen der EAAU zusammengeklaubt worden, in Europa, Afrika und Amerika. Die düsengetriebenen Demonstranten mit ihren umgehängten Munitionsbeuteln waren praktisch überall. Nach vorn gab es für die Cobra kein Durchkommen. Ein Dutzend Projektgegner sperrte den Luftraum mit Hilfe eines Netzes und eines riesigen Transparentes. Die Parole lautete:
    HÄNDE WEG VOM TITAN!
    Zugleich überschüttete uns der andere Pulk, der uns im Genick saß, mit seinen gefährlichen Wurfgeschossen. Bei jedem Treffer ging ein kurzes, hartes Beben durch die Cobra. Eine dritte Gruppe schließlich hatte sich fächerförmig hinter dem Heck postiert, um uns den Rückzug abzuschneiden.
    „Ich wünschte, ich dürfte so, wie ich möchte! Das sind doch keine Menschen mehr!“ Der Sergeant zeigte mir zwei zu Pistolenläufen ausgestreckte Finger. Erneut klang seine Stimme schrill. Der Haß raubte ihm den Atem. „Warum gehen sie nicht vors Gericht, wenn ihnen die Sache nicht paßt? Stattdessen lassen sie sich aufwiegeln von dieser Indianersquaw, dieser Jennifer Jordan, und der ganzen elenden Weltwacht! Ich wüßte schon, was ich mit dem Gesindel täte.“
    Die Hand des Sergeanten fiel zurück auf das Steuer. „Achtung, Sir, es geht los!“
    Im Schwarm über uns zeigte sich die erhoffte Lücke. Die Cobra stand plötzlich auf dem Schwanz, und das Triebwerk reagierte auf das brutale Manöver mit kreischendem Protest. Der Schub, als die Cobra Fahrt aufnahm, warf mich in das Polster zurück. Vor dem Cockpit gähnte dunkel und unergründlich der leere Raum, der sich übergangslos an den hauchdünnen Ozongürtel der Venus anschließt.
    Die Überrumpelung gelang. Die Cobra brach durch die blockierenden Linien. Ich sah geballte Fäuste und drohend erhobene Brechstangen. Ich sah ein junges Mädchen mit flatterndem Haar, das eine Art Katapult spannte. Mit dumpfem Schmatzen zersplitterte im Cockpit die rechte obere Scheibe und überschüttete mich mit mehlfeinem Glasstaub.
    Die Cobra taumelte, verfolgt vom Triumphgeheul der Demonstranten. Der Pilot war damit beschäftigt, sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, das ihm die Sicht nahm. Quer über seine Stirn zog sich eine klaffende Wunde. Er fluchte und beeilte sich, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen.
    „Pack, elendes!“
    Seine Erbitterung war verständlich. Ebensogut hätte er tot sein können. Ich beugte mich vor. Das Armaturenbrett glich einem Trümmerhaufen. Der
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