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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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Funkgerät hatte er abgeschaltet, über einen Knopf im Ohr wusste er trotzdem, was um ihn herum vorging.
    Barbara konzentrierte sich auf das Gespräch zwischen Jens und Hannah Maldien, das inzwischen etwas lauter geworden war.
    »Warum weichst du vor mir zurück?«, fragte er. »Du hast doch keine Angst vor mir, oder? Hannah, Liebes.«
    In diesem Moment fuhr der Motorradfahrer vorbei. Das Knattern verlor sich auf dem Weg Richtung Fähre.
    »Du hast so fürchterliche Dinge getan, Jens.« Er streckte die Hand aus, aber wieder ging sie einen Schritt weg. »Ich weiß von den Morden, Jens. Die Polizei hat mir davon erzählt.«
    »Glaubst du denen mehr als mir? Vertraust du mir nicht mehr?«
    Sie antwortete nicht und senkte den Kopf.
    »Verdammt«, flüsterte Barbara, auch auf die Gefahr hin, dass sie gehört wurde. »Sie bringt sich in große Gefahr.«
    Jakubian nickte. Seine Waffe hatte er bereits entsichert. Nun wartete er wie ein Raubtier, kurz bevor es zum Sprung ansetzte. Ja, der Bär konnte wirklich gefährlich werden.
    Jens Maldien ging auf seine Frau zu und packte sie am Arm. »Ich habe dir immer vertraut. Und jetzt vertraue ich dir sogar mein Leben und meine Freiheit an. Und du?«
    Hannahs Augen waren vor Schreck geweitet. »Sie haben es mir erzählt, Jens. Von den Opfern. Dem ganzen Blut. Und sie sagen, sie können beweisen, dass du es warst.« Sie stockte, schien wieder etwas Mut zu fassen. »Sag mir, dass du es nicht warst, Jens. Ich … ich werde dir glauben.« Wie sie es sagte, klang es in Barbaras Ohren nicht sehr überzeugend.
    Und auch ihr Mann schien ihr nicht zu glauben. »Und wenn ich es doch gewesen wäre? Du hast geschworen, Hannah, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich bin dein Mann, und du gehörst zu mir. Ich werde weggehen, und wenn ich irgendwo Fuß gefasst habe, hole ich dich nach.«
    Er stockte, weil gerade ein Jogger vorbeilief.
    »Sag mir, dass du das nicht getan hast, Jens.«
    Er ließ sie los und schwieg.
    »Sie haben mir gesagt, dass du immer weiter morden würdest, dass du nicht mehr aufhören kannst.«
    »Du hast ihnen also doch geglaubt.«
    Jetzt kam ein Liebespärchen den Weg entlang. Barbara beobachtete Maldien genau. Das Pärchen lief vorbei, und er stutzte. Er musste etwas gesehen haben. Er hat den Knopf im Ohr gesehen, schoss es Barbara durch den Kopf.
    »Du hast es ihnen geglaubt, und du hast mich verraten.«
    Jetzt ging alles blitzschnell. Noch während Jakubian hochschnellte, hatte Maldien ein Messer gezogen, seine Frau an sich gerissen und hielt ihr das Messer an den Hals. Er hielt es an genau der richtigen Stelle, um sie schnell zu töten. Er hatte Übung darin, die Stelle zu finden, wo es am meisten blutete.
    »Polizei. Lassen Sie das Messer fallen, Maldien«, rief Jakubian. Barbara konnte sich denken, dass er sich große Vorwürfe machte, nicht eher zugegriffen zu haben, aber er hatte wohl die ganze Zeit Hannah Maldien zu Recht als extrem gefährdet angesehen. Der Motorradfahrer war umgekehrt und beleuchtete nun mit seinem Scheinwerfer die Szenerie.
    »Du hast mich verraten.«
    Irgendetwas an der Art, wie Maldien das sagte, ließ in Barbara die Alarmglocken schrillen.
    »Jetzt habe ich nur noch dich, Liebes. Jetzt kann ich nur noch dein Blut rauschen hören. Ein letztes Mal werde ich es hören können.«
    »Ruben, schieß!«, schrie Barbara.
    Jakubian zögerte einen Moment, denn Maldien hielt seine Frau so vor sich, dass er selbst zu wenig Angriffsfläche bot. Sein Gesicht war merkwürdig verzerrt in einer Mischung aus Verzweiflung und Verzückung. Barbara konnte schon einen Bluttropfen an Hannahs Hals sehen.
    Hannah, bisher starr vor Angst, bewegte sich plötzlich. Barbara wusste, das konnte tödlich für sie sein, aber es verschaffte Jakubian eine Chance. Er drückte ab. Er wollte Maldiens freie Schulter treffen, doch in diesem Augenblick ließ sich Hannah einfach fallen und zog ihren Mann ein Stück hinunter, er versuchte sie zurückzuzerren und geriet mit dem Kopf genau in die Schusslinie. Für ein paar Sekunden, die Barbara wie eine Ewigkeit vorkamen, hielt er inne, dann kippte er nach vorn und begrub seine Frau unter sich. Er zuckte noch einmal, dann war alles ruhig.
    Barbara und Jakubian rannten zu Maldien und zogen Hannah unter ihm hervor. Jakubian nahm ihm das Messer ab. Dann prüfte er den Puls. »Er lebt noch«, sagte er leise.
    Während er einen Krankenwagen rief, kümmerte sich Barbara um Hannah. Die Wunde war nicht tief, aber die Frau hatte einen Schock
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