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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer
Autoren: Silvia Kaffke
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könnte.
    Etwa eine Stunde vor der vereinbarten Zeit waren alle in Stellung. Barbara und Jakubian parkten am äußersten Ende des Platzes und hofften, von dort alles überblicken zu können. Sobald Hannah Maldien auftauchte, würden in einem bestimmten Rhythmus Zivilbeamte entweder ihr Auto vom Parkplatz fahren oder es dort parken. Es gab auch einen Motorradfahrer, mehrere Jogger und andere Fußgänger.
    »Ich weiß nicht«, sagte Jakubian zu Barbara, während sie den Funkverkehr abhörten, »sich hier zu treffen, ist wirklich nicht sehr klug. Wir haben ihn doch hier auf dem Präsentierteller.«
    »Er vertraut seiner Frau. Und vielleicht hat dieser Parkplatz irgendeine Bedeutung für die beiden.« Aber auch sie hatte ein ungutes Gefühl.
    Nun konnten sie nichts weiter tun als warten. Die angespannte Ruhe bekam Barbara nicht. Das Gespräch mit Thomas ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie versuchte, die Gedanken daran zu unterdrücken und sich auf den Einsatz zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht. Ein Neuanfang – ja, das hatte sie ernst gemeint. Trotz aller Schwierigkeiten wollte sie sich und Thomas diese Chance noch einmal geben. Und wenn er ihr fremd geworden war, dann musste sie ihn eben neu kennen lernen.
    Aber er war wortlos gegangen. Früher hätte sie gewusst, was er dachte und was er wollte. Dann beschlich sie der Gedanke, dass er es vielleicht wirklich satt hatte.
    Jakubian neben ihr gähnte. Sie fragte sich, wie viele Stunden er seit dem Auffinden des Opfers im IHZ-Park wohl geschlafen hatte. Die Finger seiner linken Hand trommelten auf das Lenkrad. Sie mochte seine Hände. Wieder dachte sie an den Kuss und seinen Rückzieher danach. Ja, er hatte Recht. Sie hing noch an Thomas. Das war noch lange nicht ausgestanden. Hier saß sie, dachte über einen Neuanfang mit Thomas nach und träumte gleichzeitig von Jakubians Kuss.
    »Ruben?«
    »Hmm.«
    »Wenn ich nicht gebunden wäre …«
    Er sah sie erstaunt an, als wundere er sich, dass sie das immer noch beschäftigte. »Barbara, wir sollten darüber reden, wenn das hier gelaufen ist, in Ordnung?«
    Sie nickte nur.
    In diesem Moment betrat Hannah Maldien den Parkplatz. Sie musste am Klemensplatz aus der Bahn gestiegen sein, die gerade oben vorbeigefahren war. Es war viertel vor elf.
    Der Funkverkehr wurde für einen Moment lebhafter. Man hatte sie also bemerkt.
    Etwas verloren stand sie auf dem großen Parkplatz. Inzwischen war es dunkel geworden. Ein Pärchen schlenderte zu seinem Wagen und fuhr kurze Zeit später weg.
    »Mir wäre wohler, wenn sie wüsste, dass wir hier sind«, sagte Barbara.
    »Dafür ist es jetzt zu spät.« Jakubian sah auf die Uhr. »Mal sehen, ob er pünktlich ist.«
    Aber Maldien war nicht pünktlich. Seine Frau stand dort, die Tasche mit dem Geld an sich gedrückt. Sie hatte Angst, das konnte Barbara sehen. Hatte sie Angst wegen eines Überfalls oder Angst vor ihrem mordenden Ehemann?
    »Sie sieht sich verdammt oft um«, sagte Jakubian. »Hoffentlich schöpft er keinen Verdacht.«
    »Er weiß doch, dass sie Angst hat.«
    Inzwischen war es fast halb zwölf. Hannah Maldien bewegte sich plötzlich hektisch. »Was ist da los?«, fragte Jakubian über Funk, aber dann sah er es: Sie hatte ihr Handy aus der Tasche gezogen und telefonierte.
    »Könnt ihr was hören?«, fragte er. In einem Wagen in ihrer Nähe saßen Leute, die ein Liebespärchen mimten.
    »Negativ. Sie spricht sehr leise.«
    »Er beordert sie woanders hin«, sagte Barbara. »Du hattest Recht, der Platz ist viel zu offen.«
    Hannah Maldien steckte das Handy weg und setzte sich in Bewegung. Barbara überlegte, ob sie es riskieren konnten, sie anzusprechen, entschied sich aber dagegen. Es war möglich, dass Maldien doch in Sichtweite war.
    Hannah ging in Richtung des Tunnels, der unter der B 8 hindurchführte.
    Im Funk gab der SEK-Einsatzleiter hektische Befehle, ebenso Kramer, dem die zahlreichen Düsseldorfer Beamten unterstellt waren. Er war so umsichtig gewesen, zwei Teams an der Straße zu postieren, zwei Fußgänger mit einem Hund und zwei Leute im Auto. »Ihr behaltet sie im Auge. Sobald sie weit genug weg ist vom Parkplatz, nimmt ein Jogger ebenfalls die Verfolgung auf. Alle anderen halten sich bereit.«
    Die bisher unsichtbaren SEK-Leute zogen sich auf der anderen Seite des Parkplatzes schon zurück. Sie sollten in ihren Einsatzfahrzeugen warten.
    »In welche Richtung geht sie hinter dem Tunnel?«, fragte Barbara.
    »Nach links«, berichtete das Beschatterteam.
    Jakubian
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