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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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antwortete nicht. Silber, bei Mondschein vergraben, war eine Verschwendung. Silber war für Schiffe und Besatzungen, und nach Krähenbeins Einschätzung würde es davon nie genug auf der Welt geben, um seinen Ehrgeiz zu befriedigen.
    Er wusste aber auch, dass Orm Bärentöter da anders dachte. Orm hatte Odins Gunst erfahren und den größten Silberschatz erbeutet, den man je gesehen hatte. Das war einer der grausamsten Scherze, den sich je ein Gott ausgedacht hatte, denn was hatten die Eingeschworenen damit gemacht, nachdem sie ihn aus Attilas Grabhügel ans Tageslicht befördert hatten? Sie hatten es wieder vergraben und sich fortan Sorgen um ihren Besitz gemacht.
    Doch Krähenbein verdankte Orm sein Leben, deshalb sagte er ihm nie das, was er in seinem Herzen dachte – nämlich, dass Orm nicht aus der Dynastie der Yngling-Könige stammte, aber dass er, Olaf, der Sohn von Tryggve, mit Beinamen Krähenbein, das Blut dieses Geschlechts in seinen Adern hatte. Und deshalb würde es immer einen Unterschied zwischen ihnen geben: Orm, der Bärentöter, würde immer der kleine Jarl bleiben, während Olaf Tryggvasson eines Tages König von Norwegen sein würde, und vielleicht sogar noch mehr.
    Trotzdem, dachte Krähenbein mürrisch, Asgard ist wahrscheinlich leicht verärgert, weil ich Jaropolk erschlagen habe, vielleicht war auch der Zeitpunkt schlecht gewählt. Und wahrscheinlich war Orm mehr als nur leicht verärgert, sondern wütend. Er hatte sich mit nur wenigen Begleitern auf eine lange, gefahrvolle Reise begeben. Schließlich hatte der alte Harald Blauzahn, der Herrscher über die Dänen, allen Grund, eine tiefe Abneigung gegen die Eingeschworenen zu hegen. Und die Stadt Hammaburg gehörte Ottos Sachsen, und die waren ebenfalls keine Freunde von Jarl Orm.
    » Im Moment ist es nicht besonders gefährlich für uns«, sagte Orm leichthin, als Krähenbein das erwähnte. » Otto ist nach Süden ins Land der Langobarden gezogen, wo er sich mit Pandulf Eisenkopf streitet. Und Blauzahn ist vollauf damit beschäftigt, für riesige Geldsummen Festungen zu bauen, deren Sinn sich mir nicht erschließt.«
    Um seine Macht zu demonstrieren, dachte Krähenbein, und um einen neuen Krieg mit Otto vorzubereiten. Als König weiß man so etwas. Ein richtiger Jarl würde das wissen, genauso wie man weiß, dass eine geriffelte Wasseroberfläche vom Wind gemacht wird, den man ja auch nicht sehen kann – aber er biss sich auf die Zunge und sagte nichts. Stattdessen stellte er die nächstliegende Frage.
    » Möchtest du, dass ich jemanden suche, der meinen Platz einnimmt?«
    Es klang schroffer als beabsichtigt. Orm sollte nicht denken, er habe Angst. Denn die einzig sichere Art, die Eingeschworenen zu verlassen, war, dass man einen Ersatzmann fand, der bereit war, den Schwur abzulegen. Es gab noch zwei andere Wege – der eine war, zu sterben, der andere, Odins Zorn auf sich zu laden, was auf dasselbe herauskam.
    » Nein«, erklärte Orm mit einem Lächeln. » Und dies hier ist auch kein Geschenk. Ich bin dein Jarl. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir ein zweites Langschiff brauchen und dass du es befehligen sollst. Mit diesem Silber sollst du ein geeignetes Schiff kaufen. Du hast Männer aus Nowgorod mitgebracht, und damit hast du schon den Grundstock für eine Mannschaft.«
    Krähenbein schwieg. Der Wind blies vom Meer und rüttelte an den losen Fensterläden. Finn beobachtete die beiden. Das war eine wirklich kluge Entscheidung, denn auf einem Langschiff war auf Dauer nicht genug Platz für zwei Männer wie Orm und Krähenbein. Andererseits war es für beide von Vorteil, wenn Krähenbein weiterhin bei den Eingeschworenen blieb. Und die Weite der Meere würde dafür sorgen, dass die beiden sich nicht an die Gurgel gingen.
    Krähenbein verstand es und nickte, und Finn sah, wie die gefurchten Stirnen sich glätteten, und spürte förmlich, wie sich bei beiden die Nackenhaare wieder legten. Er grinste, dann knurrte er wie ein Walross, das sich genüsslich kratzt.
    » Wohin gehst du von hier?«, wollte Krähenbein wissen.
    » Zurück nach Känugard«, erklärte Orm. » Dann in die Große Stadt. Ich habe dort Verschiedenes zu erledigen. Und du?«
    Soweit hatte Krähenbein noch gar nicht gedacht. Er hatte sich bisher voll und ganz für Wladimir eingesetzt, um diesem Prinzen zu seinem rechtmäßigen Erbe zu verhelfen, sodass er noch keine anderen Pläne gemacht hatte. Vier Jahre hatte er bei Wladimir verbracht, der für ihn wie ein Bruder
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