Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
böse Zungen behauptet. Ein Fremdling, nicht von hier. Letzteres hatte Drostan bereits selbst erkannt, denn seine krächzende Sprache klang in der Tat merkwürdig.
    » Gebe Gott, dass du sie bald wiederfindest, und deinen Frieden dazu, Bruder«, sagte Drostan und versuchte, trotz seiner zusammengebissenen Zähne so fromm wie möglich zu klingen.
    Das Rattengesicht sah ihn an. » Ich bin nicht dein Bruder, Kuldeer«, sagte er höhnisch. » Ich bin aus Hammaburg. Ich bin ein wahrer Anhänger der wahren Kirche. Ich bin sowohl Priester als auch Mönch.«
    » Ich bin lediglich ein einfacher Eremit der Cele Dei, genau wie diese arme Seele hier. Und doch sind wir alle hier vereint«, erwiderte Drostan gereizt. » Bruder.«
    Der Regen fiel auf die Mauern, und die feuchte Luft von draußen brachte den Geruch nach Seetang mit, der sich mit dem Gestank der Tranlampe vermischte. Der Priester aus Hammaburg sah nach links, nach rechts und dann nach oben, als suche er Gott unter dem niedrigen Dach, dann grinste er sein schwarzes, zahnlückiges Grinsen.
    » Dies ist keine große Halle«, gab er zu, » aber im Moment reicht es mir.«
    » Wenn du keiner von uns bist«, hielt Drostan am Thema fest, während er versuchte, Sueno wärmer zuzudecken, » warum bist du dann hier?« Er lehnte sich zurück und wies mit einer Handbewegung in den Raum: ein Viereck, so lang und breit wie zweieinhalb große Männer, mit einem Dach, unter dem man kaum aufrecht stehen konnte. Es war das, was im Hochland von Man als Kapelle galt und wie sie Drostan und Sueno ebenfalls bewohnten. Sie brachten Gottes Wort der Cele Dei – der Kuldeer dieser Insel – zu allen, die sich einfanden, um es zu hören. Sie waren Cenobiten, Angehörige eines Mönchsordens, die in die Welt hinausgegangen waren und als Einsiedler lebten.
    Dieser Mönch jedoch war ein richtiger Priester aus Hammaburg, ein geweihter Mann, der predigen, die Sakramente spenden und andere unterrichten durfte, gleichzeitig aber auch ein gottgefälliges Leben führte, denn er hatte die Gelübde abgelegt und lebte in der betrachtenden Anbetung Gottes. Doch es ärgerte Drostan, dass dieser merkwürdige Gottesmann behauptete, den einzig wahren Glauben zu vertreten – obwohl er den Glauben der Cele Dei nicht teilte und auch keine christliche Nächstenliebe zu kennen schien.
    Drostan schluckte seinen Ärger herunter, denn er musste zugeben, dass der Priester recht hatte und Sueno tatsächlich im Sterben lag, und im Stillen bat er Gott um Verzeihung für seinen Hochmut.
    » Ich warte auf ein Zeichen«, sagte der Priester aus Hammaburg schließlich. » Ich habe Gott beleidigt, und doch weiß ich, dass er noch nicht mit mir fertig ist. Ich warte auf ein Zeichen.«
    Er setzte sich etwas bequemer hin, und Drostans Blick fiel auf seinen Fuß, an dem er weder Schuh noch Sandale trug, aber für diesen Fuß hätte man auch nicht leicht einen passenden Schuh gefunden. Die Hälfte fehlte, er hatte keine Zehen, und der Spann war eine einzige große Narbe. Es musste schmerzhaft sein, ohne Stock oder Krücke damit zu gehen, und Drostan überlegte, dass dies wohl ein Teil der Buße war, die dieser merkwürdige Priester sich auferlegt hatte, während er auf ein Zeichen wartete.
    » Womit hast du Gott beleidigt?«, fragte er, mehr um das Gespräch in Gang zu halten als aus ehrlichem Interesse.
    Einen Augenblick war es still, dann schien der Priester aus einem Traum zu erwachen.
    » Ich habe sie verloren«, sagte er mit tonloser Stimme. » Sie war mir anvertraut worden, und ich habe sie verloren.«
    » Die christliche Nächstenliebe?«, fragte Drostan, ohne ihn anzusehen, sodass er das zornige Glitzern in den Augen des Priesters nicht sah, die sich gleich darauf wieder trübten wie eine klare Wasserfläche, über der sich eine Wolke ausbreitet.
    » Die habe ich schon vor langer Zeit verloren. Die haben mir die Dänen abgenommen. Ich hatte sie, und ich verlor sie.«
    Drostan vergaß Sueno und sah überrascht den Gottesmann an.
    » Die Dänen?«, sagte er und bekreuzigte sich. » Gesegnet sei dieses Wetter, Bruder, denn das hält uns die Dänen aus Dyfflin vom Hals.«
    Der Priester aus Hammaburg machte sich plötzlich eifrig am Feuer zu schaffen, sodass es kurz aufflackerte, ehe das feuchte Holz die Oberhand gewann und es wieder nur qualmte.
    » Ich hatte sie, draußen im Osten, in der Steppe des Gardarike«, fuhr er fort, als spreche er mit der Dunkelheit. » Ich habe sie verloren. Sie liegt dort und wartet. Und ich warte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher