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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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nichts, und Sueno nickte zufrieden.
    » Gut«, sagte er zwischen rasselnden Atemzügen. » Jetzt wirst du hoffentlich besser zuhören, denn dies sind die Worte eines Sterbenden.«
    » Bruder, ich bin nur ein Mönch. Ich kann dir nicht die Beichte abnehmen. Hier ist ein richtiger Priester …«
    » Sei still. Haben wir nicht beide da oben in den Bergen diese Trennlinie ignoriert, wenn arme Seelen in der Hoffnung auf Absolution zu uns kamen? Und hätte es für sie einen Unterschied bedeutet? Nein. Sie hätten ihre Beichte genauso gut vor einem Baum oder einem Felsen ablegen können. Und mir ist es auch einerlei. Hör zu, denn ich habe nicht mehr lange. Ich frage mich nur, ob ich in Gottes Halle komme oder in Hels?«
    Seine Stimme war schwach. Drostan war jetzt hellwach und tätschelte dem Freund beruhigend den Arm.
    » Für dich wird es kein Höllenfeuer geben, Bruder«, sagte er voller Überzeugung, und der alte Mönch lachte, was einen heftigen Hustenanfall auslöste.
    » Egal, welche Götter mich schließlich aufnehmen«, sagte er, » auf jeden Fall ist dies ein sinnloser Tod.«
    Das war ein klares Bekenntnis zu den Heidengöttern, und Drostan hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Sueno winkte ab.
    » Mein Name, Sueno, ist das, was diese Leute hier aus Sven gemacht haben«, sagte er. » Ich komme aus Venheim am Eidfjord, obwohl es dort niemanden mehr gibt, der sich an mich erinnert. Ich bin mit Eirik nach Jorvik gekommen. Ich habe Odins Tochter für ihn getragen.«
    Sueno schwieg und versuchte wieder, sich aufzurichten, seine Hand umklammerte Drostans Arm.
    » Versprich mir eines, Drostan, als Bruder in Christo und im Namen Gottes«, zischte er. » Versprich mir, dass du den Yngling-Erben aufsuchen und ihm sagen wirst, was ich dir jetzt sage.«
    Er fiel zurück und murmelte. Drostan wischte ihm mit zitternder Hand den Speichel vom Gesicht, tief verunsichert über das, was er soeben gehört hatte. Odins Tochter? Das war offenes Heidentum, so klar wie Wasser im Sonnenschein.
    » Schwöre, in Christi Namen, Bruder. Schwöre, wenn du mich liebst …«
    » Ich schwöre, ich schwöre«, sagte Drostan hastig, schon um den Alten zum Schweigen zu bringen. Die Scham für diesen Gedanken überrieselte ihn heiß, und er versuchte, sie wegzubeten.
    » Genug davon«, knurrte Sueno. » Ich habe in den dreißig Jahren, seit sie mich aus Stainmore mitgeschleppt haben, genug salbadernde Heuchler gehört. Diese verräterischen Arschlöcher. Diese verfluchten Mistkerle in Asgard haben uns verlassen …«
    Er schwieg. Der Wind und das Prasseln des Regens drangen durch die Ritzen in der Mauer und verstärkten Holzrauch und Trangestank, sodass man fast erstickte. Sueno atmete wie ein kaputter Blasebalg. Dann holte er tief Luft und sprach.
    » Geh mit dieser Nachricht nicht zur Königinmutter. Nicht zu Gunhild, Eiriks Hexenweib. Nein, auf keinen Fall zu ihr. Sie stammt nicht aus dem Geschlecht, und keiner von Eiriks Söhnen, die dem Miststück noch geblieben sind, verdient es, Odins Tochter zu heiraten … Das hat Asgard klar bekundet, als die Götter sich in Stainmore von uns abwandten.«
    Drostan bekreuzigte sich. Ihm war schleierhaft, wovon Sueno da genau redete, aber er erkannte, dass jedes seiner Worte vor heidnischem Glauben nur so triefte.
    » Geh mit dem, was ich dir sage, zu dem Jungen, wenn er noch am Leben ist«, keuchte Sueno mit schwacher Stimme. » Harald Schönhaars Verwandter. Die wahre Linie der norwegischen Könige. Tryggves Sohn. Ich bin sicher, dass er lebt, das habe ich selbst hier in dieser Wildnis gehört. Geh zu ihm. Schwöre mir …«
    » Ich schwöre«, sagte Drostan leise, er erschrak, als jetzt zwischen Suenos aufgeplatzten Lippen Blut heraussickerte.
    » Gut«, sagte Sueno. » Jetzt hör gut zu. Ich weiß, wo Odins Tochter liegt …«
    Martin aus Hammaburg saß vergessen im Dunkel und lauschte. Selbst der ewige Phantomschmerz in seinen nicht mehr vorhandenen Zehen – eindeutig ein Teil der Buße, die Gott ihm auferlegt hatte – war vergessen, als er in dem dringenden, heiseren Geflüster des alten Mönchs die Stimme Gottes erkannte.
    Es war ein Zeichen, so gewiss wie das Feuer der Hölle. Nach dieser langen Zeit, in einer erbärmlichen, mit Lehm und Hoffnung verschmierten Steinhütte, deren Dach so niedrig war, dass selbst die Ratten sich bücken mussten – ein Zeichen. In ekstatischer Verzückung schlang Martin die Arme um sich. Er spürte, wie ihm aus dem ungläubig geöffneten Mund der Sabber lief, machte aber
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