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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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hatte, dachte der Vermummte. Wisehart hatte ihn beiseite genommen und ihm zugeflüstert: » Es wäre nicht klug von dir, os vulvae zu trauen. Geh mit Gott, mein Sohn. «
    Der Vermummte musste zugeben, dass der Bischof recht gehabt hatte, sowohl was den Charakter des Flamen anbetraf als auch dessen Erscheinung, weil nämlich Gozelos Mund mit den feuchten Lippen, umgeben von einem albernen Bärtchen, genau wie der Schambereich einer Frau aussah, wenn man ihn von der Seite betrachtete. Auf Latein klang es allerdings besser als auf Englisch, fand der Vermummte: os vulvae – Fotzengesicht.
    Natürlich war es auch möglich, dachte der Vermummte, während er das müde Pony den Berg hinauf nach Roslin antrieb, dass der Flame ohne weitere Verrichtung nach Dumfries an der englischen Grenze gehen würde. Schließlich war er ein Meister seines Faches und würde nicht lange ohne Arbeit sein.
    Als der Vermummte Sir William Sientcler, dem alten Tempelritter auf Roslin, von diesen Überlegungen erzählt hatte, ließ dieser ihm ein gutes, schnelles Pferd bringen. Danach sah Sir William ihn bedeutungsvoll an. » Erledige das « , sagte er, und der Vermummte nickte. Er würde es erledigen.
    Gozelo hätte vor Erleichterung fast aufgeschluchzt, als er in der Dunkelheit schwache Lichter wahrnahm, denn jetzt war es nicht mehr weit nach Douglas, wo er eine Unterkunft finden konnte, ehe er nach Lanark weiterzog. Er würde alles erzählen, dachte er wütend, aus Rache für das, was der Vermummte ihm zugemutet hatte. Gozelo war überzeugt, dass es richtig gewesen war fortzulaufen, ehe der andere ihn im Dunkeln hätte umbringen können. Er würde niemals in dieses Land zurückkehren und den Engländern lieber erzählen, was er wusste; selbst nach allem, was sie den Flamen in Berwick angetan hatten – mit einigen von ihnen war er verwandt. Die Engländer würden ihn sicher für den entgangenen Lohn entschädigen. Was bedeutete ihm schließlich ein alberner Stein?
    Die Gestalt trat plötzlich aus einer Baumreihe hervor. Es war das letzte Waldstück vor der Flussaue, die sich zu der Festung hinabzog, deren Lichter so nahe waren. Gozelo schrie auf, aber es war zu spät.
    » Du bist ohne deinen Lohn gegangen « , sagte der Vermummte leise. Gozelo fuhr zurück und fing an, wie wild auf Französisch und Englisch loszuhaspeln – er stammelte in jeder Sprache, die ihm gerade einfiel. Nur flüchtig spürte er, wie es ihm plötzlich warm an den Beinen herunterlief; er war so damit beschäftigt, um Gnade zu winseln, dass er die Worte nicht schnell genug herausbekam.
    » Du wirst nichts verraten? « , wiederholte der Vermummte, der etwas von dem verstanden hatte, was der Flame ausspuckte, und Gozelo nickte so heftig, dass es aussah, als würde er seinen Kopf verlieren.
    Der Vermummte nickte verständnisvoll, dann griff er nach seiner Kapuze und zog sie zurück, sodass sein Gesicht im Mondlicht sichtbar wurde. Das fahle Licht machte ihn nicht gerade schöner, aber es ließ den vierkantigen Stahl in seiner Hand blitzen, und Gozelo stieß einen schrillen Schrei aus.
    » Ich möchte lieber ganz sicher gehen « , sagte der Vermummte zu dem verstörten Flamen, trat näher und stieß blitzschnell zu. Gozelo sank ihm an die Brust wie ein erschöpfter Liebhaber, dann glitt er sanft auf die trockenen Blätter des Waldbodens.
    Der Vermummte wischte den Dolch an Gozelos Mantel ab, nahm der Leiche das ab, was er brauchen konnte, und ging davon, wobei er das Pferd am Zügel führte, bis er sicher war, dass er nicht gesehen worden war.
    Gestern war der Tag gewesen, blitzten die Gedanken in ihm auf, an dem Langbein alle Edlen Schottlands nach Brechin befohlen hatte, um mit anzusehen, was mit einem König geschah, der den Engländer Edward herausforderte.
    Zweifellos hatte es Demütigungen, Lügen und Grausamkeiten gegeben. Edward hatte bestimmt Zepter, Siegel und den Stein bereits sichergestellt, wie er es angedroht hatte, und somit dem König John Balliol und Schottland die Souveränität genommen.
    Aber Langbein hatte nicht das gesamte Schottland unter seiner Herrschaft – ein kleiner Teil des Königreichs war ihm entrissen worden.
    Der Vermummte lächelte. Er fühlte sich warm bei diesem Gedanken und vergaß die Nässe des kühlen Sommerregens, der auf ihn niederprasselte.
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