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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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Gewicht und dass das hintere Ende schwerer war, damit die Lanze beim Auftreffen mehr Wucht entwickelte. Die eigentliche Eisenspitze war nicht mehr da, aber noch immer war ein Stück des schwarzen Metalls am Schaft befestigt, das am verjüngten Ende eine halbe Daumenlänge tief im Schaft steckte.
    Das war damals eine gute Waffe, dachte Krähenbein, und ich verstehe etwas von Speeren. Er prüfte sie. Es war nicht ganz einfach, denn das Eisen fehlte, aber er brachte sie ins Gleichgewicht, ließ sie ein-, zweimal wippen, dann holte er aus und schleuderte sie.
    » Dann nimm sie, wenn du sie unbedingt haben willst«, sagte er leise. Die Lanze schoss durch die Luft, es war ein perfekter Wurf, denn sie drehte sich im Flug um die eigene Achse. Martin stand auf und streckte die Hände aus, wie um sie aufzufangen, mit seligem Gesicht und strahlenden Augen.
    Sie glitt ihm durch die Finger, bohrte sich in sein Brustbein und trat am Rücken wieder heraus. Er stürzte und wurde von der Wucht des Aufpralls auf den gestampften Boden genagelt wie ein hilfloser Käfer. Seine Hände griffen in die Luft, er riss die Augen auf, und sein Mund bewegte sich.
    » Jesus«, keuchte er, und seine Hände umklammerten den blutigen Schaft, dann flüsterte er: » Dimitte nobius debita nostra, libera nos ab igne inferni.«
    » Was sagt er da?«, fragte Finn heiser, der die Augen nicht von dem sterbenden Martin abwenden konnte. Arnfinn und seine Männer wichen von dem aufgespießten Mönch zurück und bekreuzigten sich unaufhörlich.
    » Es ist ein Gebet, damit er nicht in Hels Halle kommt«, erklärte Orm. Dann sah er Krähenbein an, erschöpft, fassungslos über den plötzlichen Tod des Menschen, der ihm nichts als Unheil gebracht hatte.
    Martin war nicht mehr. Es waren sechzehn Jahre, stellte er fest, seit die Nornen Orms und Martins Lebensfäden miteinander verwoben hatten, und eine Flut von Erinnerungen brach über Orm herein, dass er glaubte, darin ertrinken zu müssen. Martin, schlank, aalglatt und weltgewandt in der eleganten Halle von Birka. Martin, verkehrt herum am Mast der Fjord Elk hängend, während Einars Messer der Wahrheit ihm ein Fingerglied abschnitt. Martin, braun gebrannt von der Sonne Serklands. Martin, in einer alten römischen Kirche Konstantinopels, wo er neben Starkads Leiche mit dem Blutadler hockte. Martin, wie er humpelnd in der Schneewüste der Steppe verschwand. Martin, verschlagen, zerlumpt und mit schwarzen Zahnstummeln auf dem Marktplatz von Känugard.
    Vorbei. Ein Leben voller Ränke, Niedertracht und Verrat – für nichts und wieder nichts. Orm fröstelte und zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren. Erstaunt sah er den Jüngling an, der den tödlichen Speer geschleudert hatte, wie wenn ein Kind einen Stein wirft.
    Krähenbein zuckte die Schultern, dann sah er Finn und Orm an, die noch immer sprachlos waren, und blies die Backen auf.
    » Das hättest du schon vor Jahren machen sollen«, sagte er. » Denn im wirklichen Leben spielt man das Spiel der Könige so und nicht anders.«

Epilog
    Sandvik am nächsten Tag
    Die drei standen am Kiesstrand und sahen zu, wie die Männer die Schiffe beluden. Sie hatten gerade Martin begraben, die Lanze auf der Brust und in einem Grab, das sie mit Steinen ausgelegt hatten. Außer ihnen war nur Adalbert dabei gewesen, und nachdem er die nötigen Worte gemurmelt hatte, fing er an, Krähenbein nach der Lanze auszufragen. Orm überlegte im Stillen, wie lange das Grab wohl ungestört bleiben würde.
    » Und was ist mit der Axt?«, fragte Finn, und Krähenbein grinste.
    » Die bekommt am Ende natürlich Hakon Jarl«, sagte er. Die beiden anderen sahen ihn verständnislos an, und Krähenbein zählte es ihnen an den Fingern vor.
    » Arnfinn und seine Brüder liebäugeln schon jetzt mit ihr, noch ehe das Blut an Gudrods Kopf ganz getrocknet ist«, sagte er. » Wenn sie sich deswegen gegenseitig umgebracht haben, wird Hakon Jarl einschreiten und sie ihnen wegnehmen, und wahrscheinlich Orkney gleich dazu – na ja, ich wünsche ihm Glück.«
    » Warum wollen sie alle haben, wenn sie ihnen nichts als Unglück bringt?«, fragte Orm sich laut, und Krähenbein lächelte spöttisch.
    » Weil sie einem zum Sieg verhelfen wird. Allerdings nur dem, der ihrer würdig ist.«
    Sie sahen ihn an, und es war klar, welchen Helden der Yngling er damit meinte.
    » Ich werde sie aus Hakons Hand bekommen, zusammen mit dem Thron Norwegens«, sagte er wie selbstverständlich. » Auch er verdient es nicht,
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