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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen
Autoren: Bethany Maines
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Prolog
    Kanada
    Nach dem Vorstellungsgespräch
    »Entschuldige bitte … Nicole?«, fragte der Mann neben ihr an der Bar mit einer Stimme wie Jack-Daniel’s-Whiskey. »Möchtest du meine Frau werden?«
    Nicole Lanier blickte aus den Tiefen ihres in Wodka Martini ertränkten Elends auf. Der Mann hielt ihren Pass in der Hand. Er musste ihn aus dem Chaos gefischt haben, das sich aus ihrer Handtasche ergossen hatte, als sie sie wütend auf den Tresen geknallt hatte. Trotz ihres zielstrebigen Absturzes in die Trunkenheit war ihr der Mann bereits aufgefallen. Er hatte ihr vorher den Rücken zugewandt gehabt - einen breiten Rücken in tadellos sitzendem grauem Anzug - und leise in sein Handy gesprochen. Seine Stimme hatte ziemlich verärgert geklungen. Nun klappte er ihren Pass zu und reichte ihn ihr mit einem freundlichen Lächeln.
    »Nikki«, sagte sie und lächelte ganz benommen zurück.
    »Nikki.« Er nickte. Seine Augen waren von einem dunklen, warmen Braun, schläfrig und doch wachsam.
    »Die Frage steht: Möchtest du meine Frau werden?« Auch beim zweiten Mal erschien ihr die Frage noch genauso unsinnig wie beim ersten Mal, aber aus seinem Mund klang sie irgendwie gut.
    »Wie bitte?« Nikki war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte oder ob der Wodka gerade voll einschlug.

    »Hinter meiner linken Schulter müsstest du auf der Terrasse einen Mann im Anzug sehen, der sich mit einem Mann in Golfklamotten unterhält.«
    Nikki überlegte, ob er vielleicht aus der geschlossenen Anstalt ausgebrochen war. Sie strich sich eine auf Abwege geratene rote Haarsträhne aus dem Gesicht, lehnte sich ein wenig nach rechts und schaute durch die Fensterfront der Hotelbar nach draußen. Tatsächlich standen zwei Männer auf der Terrasse - der eine in einem dunkelblauen Anzug, der andere von oben bis unten in Schottenkaro.
    »Und?«, fragte sie und hob eine Augenbraue, womit sie ihrem Vater sehr ähnelte, wenn er besonders sarkastisch sein wollte. Ihre Mutter hasste diese Miene.
    »Das ist Jirair Sarkassian, eine ganz große Nummer in der internationalen Schiffslogistik. Er wäre ein wichtiger neuer Geschäftspartner für meine Firma. Sobald er sein Gespräch mit dem Typen in Golfklamotten beendet hat, wird er hereinkommen, mir die Hand geben und mich bitten, ihm meine Frau vorzustellen.«
    »Warum stellst du ihm dann nicht deine Frau vor?«, fragte Nikki.
    »Weil ich keine habe.«
    »Aber er glaubt, du hättest eine?«
    »Ich habe ihm gesagt, ich hätte eine.«
    »Was erklären dürfte, warum er es glaubt. Aber weshalb hast du ihm erzählt, du wärst verheiratet, wenn du es gar nicht bist?«
    »Weil er eine Schwester hat, und mein Chef großen Wert auf gute Kundenbetreuung legt.«
    »Viele Männer haben Schwestern - das heißt noch lange nicht, dass du sie gleich heiraten musst. Und so schlimm wird sie schon nicht sein«, wandte Nikki ein.

    »Das würdest du nicht sagen, wenn du sie kennen würdest. Sie ist … ein bisschen schwierig.«
    »Ah ja.« Nikki versuchte sich vorzustellen, wie eine Frau wohl sein musste, um ein bisschen schwierig zu sein. »Hat sie ein Pferdegesicht oder was?« Für die meisten Männer hieß »schwierig« nämlich, dass eine Frau entweder hässlich oder zu intelligent war.
    »Ach, wenn es nur das wäre! Ein Pferdegesicht ginge ja noch. Nein, jetzt pass mal auf«, sagte er und fuhr sich mit der Hand über sein kurzgeschorenes braunes Haar, »eine Freundin wollte mir eigentlich aus der Patsche helfen, aber sie hat eben angerufen. Sie steckt im Stau fest. Du müsstest nichts weiter tun, als ihm die Hand zu geben, ›Schön, Sie kennenzulernen‹ zu sagen und einen anmutigen Abgang machen.«
    »Und was, wenn er noch mit dir und deiner Frau zu Mittag essen will?«, fragte Nikki und nahm einen Schluck von ihrem Martini.
    »Dann sagst du einfach, du hättest schon etwas vor und könntest dich uns leider nicht anschließen.«
    Kurz geriet Nikki in Versuchung. Was waren schon fünf Minuten? Hatte sie etwas Besseres mit ihrer Zeit anzufangen? Aber als sie die Hand nach ihrem Drink ausstreckte und sich dabei ein wenig vorbeugte, sah sie den Ansatz eines Pistolenhalfters aus seiner Anzugjacke ragen und vor sich bereits die fette Schlagzeile »Kanadischer Gangster ermordet junge Frau in Hotelbar«. Sie schüttelte den Kopf über ihre konfusen Gedanken. Was könnte unkanadischer klingen als »Gangster«? Wahrscheinlich war er wirklich nur ein Geschäftsmann. Ein etwas übervorsichtiger Geschäftsmann.
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