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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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Streitgespräche darüber ein, wie viele Christen-Walküren auf einer Nadelspitze Platz haben. Huren hatte Krähenbein zum ersten Mal in der Großen Stadt kennengelernt.
    Die Huren in Hammaburg dachten nur an Geld. Hier hing der Seenebel dick wie nasse Seide in der Luft, und die Christus-Anhänger schwitzten und stöhnten und lagen auf den Knien, ängstlich bemüht, ihren Gott zu beschwichtigen, denn die Erde hatte gebebt, und einige angelsächsische Mönche hatten steif und fest behauptet, ein feuriger Drache sei über Land gegangen – ein sicheres Zeichen, dass das Ende der Welt bevorstehe, wie ein alter Seher es prophezeit hatte, nämlich tausend Jahre nach der Geburt ihres gemarterten Gottes. Die Zeit wurde knapp, jedenfalls schien es so.
    Krähenbeins Männer pflegten darüber zu lachen, die meisten von ihnen waren ehrliche, slawische Rus und aßen Pferdefleisch, was sie in den Augen guter Christen zu Heiden machte. Doch sie alle wussten, falls tatsächlich Ragnarök, die Zeit des Zwielichts, angebrochen war, dann konnten alle Glocken und Gesänge der Christen nichts dagegen ausrichten. Denn auf den Weltuntergang hatten die Götter keinen Einfluss, und es war ihr Wyrd, zusammen mit allen Menschen zu sterben.
    Harek, der den Beinamen Gjallandi trug, erklärte oft und gern, dass kein Betteln und Beten Loki davon abhalten würde, die Erde erbeben zu lassen und nach seiner Frau zu rufen, sie solle sich beeilen und die Schüssel bringen, damit das Gift der Weltenschlange nicht weiter auf sein Gesicht tropfe. Und er erklärte es mit gellender Stimme, wie es von einem Skalden mit dem Beinamen » der Schreier« nicht anders zu erwarten war, und alles seufzte, sobald er den Mund aufmachte.
    Selbst wenn die Männer aus dem Norden die wahren Zusammenhänge kannten, verursachte es ihnen doch eine Gänsehaut, wenn Loki die Erde erbeben ließ. Vielleicht spürten sie, dass keine Macht und kein Glaube sie vor dem Untergang schützte.
    Krähenbein hingegen fand die Überheblichkeit dieser Christus-Anhänger einfach ungeheuerlich. Sie glaubten tatsächlich, dass mit der Geburt ihres Gottessohnes die letzten tausend Jahre der Welt angebrochen seien. Nach ihrer Rechnung waren es bis dahin gerade noch zwanzig Jahre. Dann würden Christenkinder, die jetzt geboren wurden, junge Männer sein, und ihre Eltern würden aus ihren Gräbern auferstehen, und alle würden gerichtet werden.
    Krähenbeins Laune hob sich nicht gerade bei diesem Gedanken, denn er kannte die Launen der Götter nur zu gut. Sein ganzes Leben stand auf Messers Schneide. Der nächste Moment konnte ihn entweder ins Verderben stürzen oder auf den Thron heben, auf den er Anspruch hatte. Doch seit Prinz Wladimir von Kiew sich von ihm abgewandt hatte, schien es wohl eher aufs Verderben hinauszulaufen.
    » Du hättest seinen Bruder eben nicht erschlagen sollen«, knurrte Finn Rosskopf, als er zusammen mit Jarl Orm in Krähenbeins Hov angekommen war und dieser über seine düsteren Vorahnungen sprach.
    Krähenbein starrte den Mann an, der eisengrau und faltig war wie ein Walrossbulle. Aber der Mann hielt seinem vernichtenden Blick spielend stand. Schließlich war dies Finn Rosskopf, der Mann, der sich vor nichts fürchtete.
    » Jaropolk musste sterben«, murmelte Krähenbein. » Wie können denn zwei Prinzen ein Land regieren? Bei Odins Knochen – hatten wir nicht gerade mit dem Mann um die Entscheidung gekämpft, wer in Kiew herrschen sollte? Wladimirs Arsch hätte nicht lange auf dem Thron gesessen, wenn sein Bruder Jaropolk am Leben geblieben wäre.«
    Er wusste auch, dass Wladimir dies ebenso sah, trotz aller Drohungen und des hochmütigen Gehabes, mit dem er von Ehre und verletzter Waffenruhe sprach – ach, bei Odins Arsch, und das von einem Mann, der sich gerade eine Frau beschafft hatte, indem er die Festung ihres Vaters gestürmt und die Tochter kurzerhand entführt hatte. Jaropolk, der Bruder und Rivale, musste sterben, sonst wäre er eine ewige Bedrohung gewesen, Waffenruhe hin oder her.
    Doch das alles half nicht, Wladimir zu besänftigen. Er hatte sich offiziell von seinem Freund abgewandt.
    » Stimmt, sie haben gekämpft«, erwiderte Orm und trat aus dem Schatten hervor. » Aber am Ende war es zu einer Verständigung unter Brüdern gekommen – und ausgerechnet da musst du Jaropolk mit der Axt vor den Kopf schlagen.«
    Das war doch alles nur Schau, dachte Krähenbein. In Wirklichkeit war Wladimir doch froh, dass sein Bruder tot war, und wenn Krähenbein das
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