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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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Problem nicht gelöst hätte, dann hätte er wahrscheinlich selbst eine Möglichkeit gefunden, um Jaropolk aus dem Weg zu räumen.
    Der eigentliche Grund für Wladimirs Zorn war, dass Krähenbeins Name inzwischen ebenso berühmt war wie der Wladimirs – und dieser Zustand konnte nicht länger hingenommen werden. Es war nichts weiter als ein taktischer Schachzug.
    Krähenbein ließ seinen finsteren Blick zum Bärentöter wandern. Er war inzwischen ebenfalls eine Legende, dieser Jarl der Eingeschworenen, und Krähenbein war einer von ihnen und damit war Orm sein Jarl, und er gab sich alle Mühe, sich nicht zu sehr darüber zu ärgern. Er stand hoch in Orms Schuld, nicht zuletzt wegen seiner Befreiung aus der Sklaverei.
    Das war nun acht Jahre her. Der Junge, den Orm gerettet hatte, war ein hochgewachsener, schlanker Jüngling geworden. Er hatte breite Schultern, lange flachsblonde Zöpfe, schwer von eingeflochtenen Münzen und Silberringen, und trug zumindest den Anfang eines ernst zu nehmenden Bartes. Doch die verschiedenfarbigen Augen – das eine blaugrün wie ein Eisberg, das andere braun wie eine Haselnuss – leuchteten wild wie eh und je, und seine Lippen neigten noch immer dazu, sich zu einem Schmollmund zu verziehen, wie damals, als er noch ein Kind war.
    » Wladimir könnte mit diesem Bruder, wenn er noch lebte, genauso wenig regieren, wie ich Silber furzen kann«, sagte Krähenbein, und sein Schmollmund verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war. » Wenn er erst mal Zeit hat, darüber nachzudenken, wird er mir danken.«
    » O ja, natürlich dankt er dir«, entgegnete Finn, » nur mit dem Verzeihen hat er Schwierigkeiten.«
    Krähenbein ignorierte den gut gelaunten Finn, der offenbar Spaß an diesem Streit unter Prinzen hatte. Stattdessen betrachtete er Orm. Er sah die tiefen Furchen um den Mund, die auch der sauber gestutzte Bart nicht verbergen konnte, genau wie die Stirnzöpfe weder die Fältchen in den Augenwinkeln noch die Narbe versteckten, die sich über den Augenbrauen hinzog. Die Nase hatte einen deutlichen Schlag zur Seite, und die Wangen waren von Pockennarben übersät. An der linken Hand fehlten zwei Finger, und er hinkte noch stärker als im Jahr zuvor.
    Das Leben hatte ihm hart mitgespielt, das wusste Krähenbein, und wer die Runenzeichen dieser Verletzungen lesen konnte, kannte auch die Geschichte des Mannes und der Eingeschworenen, die er anführte.
    Im Gegensatz zu Finn zeigten sich bei Orm noch keine grauen Haare, aber auch er war schon alt, gewiss über dreißig Jahre, und die Reise von Känugard – Kyjiw oder Kiew, wie die Rus sagten – über eine Ostsee, die stellenweise noch zugefroren war, war mühsam für die beiden gewesen. Und noch schlimmer war es, dass sie ihr Schiff in Hedeby gelassen hatten und über das Danewerk nach Hammaburg reiten mussten, was Finn immer noch schmerzhaft zusammenzucken ließ, sobald er sich irgendwo hinsetzte.
    » Hat euch womöglich der neue Fürst von Kiew geschickt?«, fragte Krähenbein mit einem Blick auf das Kästchen, das Orm feierlich hereingetragen und vor ihn auf den Tisch gestellt hatte. Es war voller Silber. Hacksilber und frisch gemünztes Geld mit seinem vollen Gewicht. » Will er damit vielleicht andeuten, dass ihm seine Drohung leidtut, mich zu pfählen? Ist er gar dankbar dafür, dass ich ihm auf den Thron von Kiew geholfen und seinen Rivalen beseitigt habe?«
    » Wohl eher nicht«, sagte Orm trocken und ignorierte Krähenbeins erneute Empörung.
    » Du bist schon immer mit der Axt schnell bei der Hand gewesen, mein Junge«, fügte Finn hinzu, und jetzt war in seiner Stimme kein Spott mehr. » Ich habe dich immer gewarnt, dass du dich damit eines Tages in Schwierigkeiten bringen würdest. Und dies ist schon das zweite Mal, dass du den jungen Wladimir damit verärgert hast.«
    Beim ersten Mal war Krähenbein neun Jahre alt gewesen und frisch der Sklaverei entkommen. Er hatte seinen ehemaligen Besitzer auf dem belebten Marktplatz von Kiew entdeckt und ihm mit der Axt vor den Kopf geschlagen, ehe irgendwer überhaupt begriff, was geschehen war. Es hatte die Eingeschworenen in größte Gefahr gebracht, und weder Orm noch Finn würden es ihm jemals vergessen, und das wusste Krähenbein.
    » Ja, wem gehört dieses Silber dann?«, wollte Krähenbein wissen.
    Orm sah ihn an und zuckte nur die Schultern.
    » Ich habe immer noch ein paar Mondschein-Begräbnisse«, sagte er leichthin. » Also habe ich dir das da mitgebracht.«
    Krähenbein
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