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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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Gebieten des baltischen Meeres aufgehalten, wo er Thorgunna, seine Frau, gesucht hatte.
    Krähenbein hatte gehört, dass sie ihren Mann verlassen und den Göttern von Asgard abgeschworen habe und einem Christenpriester gefolgt sei, um eine dieser heiligen Frauen zu werden, eine Nonne.
    Auch das war ein Teil des Fluchs gewesen, der Orm zusammen mit Attilas Silber verfolgt hatte. Das andere war der Verlust seines Kindes gewesen, das verkrüppelt geboren und ausgesetzt worden war – eine Tat, die Thorgunna verzweifeln ließ, sodass sie mit ihrem alten Leben gebrochen hatte – und der Tod des Pflegesohnes, der Orm anvertraut und zufällig der Sohn von Jarl Brand gewesen war, der wiederum Orm das Anwesen von Hestreng zum Geschenk gemacht hatte.
    Innerhalb eines Jahres, dem Jahr, nachdem Orm den Schatz aus Attilas Grab geborgen hatte, hatte der Fluch ihm alles genommen: seine Frau, seinen neugeborenen Sohn, seinen Pflegesohn, seinen Besitz, seine Freundschaft mit mächtigen Männern und ein ziemliches Stück seines guten Rufes.
    Krähenbein betrachtete den matten Glanz des Silbers und überlegte, wie viel davon wohl aus dem Wälsungenschatz stammte und wie schwer der Fluch war, der darauf lag.
    Sandvik, Orkney, zur selben Zeit
    Der Wind kam aus Norden, kalt und hart wie das Herz einer Hure, sodass die Wolken wie Rauch davonstoben und die Sonne über Hoy unterging. Das graugrüne Meer tobte, und der Schaum flog von den Wellenkämmen, die wie wilde Pferde gegen die Felsvorsprünge zubrausten und zerstoben, während der Sog klang wie das Schmatzen genießerischer Lippen, bis eine neue Welle kam.
    Der Mann fröstelte, selbst die dicken Wände seiner Hütte schienen nicht solide genug. Er spürte das Vibrieren des Felsens unter den Füßen. Eigentlich war es ganz wohnlich hier, aber die Insel war rau und selbst für ihn zu weit nördlich. Der Raum war dunkel und rauchig, denn die Tür war wegen des Wetters geschlossen, und der Wind heulte durch den Rauchabzug und spielte mit dem Feuer, er ließ die Kohlen aufglühen und drückte die Flammen herunter, sodass die Augen der schwarzen Katze glühten wie unheilvolle Irrlichter.
    Ein Licht erschien, es schwebte im Raum und flackerte im Wind, sodass der Mann unruhig wurde, und obwohl er ein bekannter Kämpfer war, bekreuzigte er sich.
    Er hörte ein leises Lachen, ein trockenes Rascheln wie von einer Ratte in altem Farnkraut, und die Dunkelheit wich vor der Kerzenflamme. Man erkannte knotige Balken aus Treibholz und eine Hand um den Lampenring, dahinter nichts als Dunkelheit.
    Aus der Nähe sah er einen Arm, und den sah er im Dunkeln nur, weil er einen Silberring trug, denn der Stoff war tiefblau wie die Nacht. Ein weiterer Schritt, und er sah ein Gesicht, aber im Licht der Lampe war es verschwommen, der Mann konnte lediglich die Hand mit der welken, braunfleckigen Haut und den knotigen Fingern erkennen.
    Dazu Augen, die wie Nadeln die Dunkelheit durchdrangen und ihn ansahen.
    » Erling Flatnef«, sagte eine krächzende Stimme, dick wie Haferschleim, doch unverkennbar die Stimme einer Frau. » Du bist spät dran.«
    Erlings Wangen fühlten sich kalt und steif an, als sei er in einem Schneesturm gewesen, doch von irgendwo in seinem Inneren holte er Worte hervor, die er mühsam ausspuckte.
    » Ich habe noch mit Arnfinn, meinem Herrn, gesprochen«, sagte er, und der Klang seiner Stimme schien aufgesaugt zu werden und zu verschwinden.
    » Ich weiß. Und was hatte der Sohn von Thorfinn Jarl zu sagen?«
    Die kaum hörbare Stimme der Frau triefte vor Hohn, doch Erling hatte keine passende Antwort. Tatsache war, dass die vier Söhne von Thorfinn, der jetzt über Orkney herrschte, von der Königinmutter Gunhild – oder dem, was von ihr noch übrig geblieben war – ebenso abhängig waren wie ihr Vater. Und Arnfinn litt unter diesem Fluch besonders stark. Er hatte lediglich ins Feuer gestarrt und Erling mit einer Handbewegung und ohne ein Wort weggeschickt, wobei er es vermieden hatte, seine Frau Ragnhild anzusehen, Gunhilds Tochter.
    Erlings Schweigen genügte Gunhild als Antwort. Solange ihr Gesicht vom matten Licht der Lampe beleuchtet wurde, war er nicht einmal imstande, sich zu bekreuzigen, er war bei diesem Anblick wie gelähmt. Was immer die Herrin verlangte, sie würde es bekommen, und nicht zum ersten Mal empfand Erling Mitleid für die Jarls von Orkney wegen dieser Schwiegermutter, die ihnen wie ein Mühlstein um den Hals hing.
    Nicht dass es ein hässliches Gesicht gewesen wäre,
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