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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film
Autoren: Hanna Julian
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1.Kapitel
     
    Daniel sah auf die vergilbte Tapete. Das Ding überlappte sich an den Nahtstellen, als sei es in aller Eile von einem Hobbyheimwerker mit zwei linken Händen an die Wand gepappt worden. Der Zigarettenqualm, der wohl über die Jahre hinweg hier von den nervös Wartenden ausgestoßen worden war, hatte das ohnehin wenig gefällige Muster noch fragwürdiger gemacht. Ein „Bitte nicht rauchen“ Schild, das jemand direkt auf die Tapete geklebt hatte, hatte es am ärgsten erwischt. Es war nikotingelb, abgesehen davon, dass es kreisrunde Brandlöcher aufwies.
    Daniel senkte den Kopf und sah auf seine Fingernägel. Verdammt, die sahen beinahe so gelb aus wie die Tapete. Und dabei rauchte er nicht mal. Die Verfärbung und der Schmutz unter den Fingernägeln stammten von der Arbeit am Vormittag. Daniel, der im nächsten Monat seinen sechsundzwanzigsten Geburtstag feiern würde, half bereits seit ein paar Jahren in einer Garten-und Landschaftsbaufirma aus, die vor Kurzem einen neuen Auftrag von der Stadt Köln bekommen hatte, und einen städtischen Park, sowie ein paar kleinere Grünanlagen bepflanzte und pflegte.
    Eigentlich machte ihm der Job Spaß, aber was eine Festanstellung betraf, vertröstete ihn sein Chef, Herr Vogt, immer auf später irgendwann einmal, weil die Zeiten nun einmal schlecht seien.
    Daniel hatte schon vor Wochen mit dem Gedanken gespielt, genau das zu tun, was er nun tat. Er wollte versuchen, seine zweite Leidenschaft, neben dem Gärtnern, zum Beruf zu machen. Er hatte geahnt, dass eine Pornofilmproduktionsfirma kaum mit der Ästhetik seiner Arbeit in der Gärtnerbranche würde mithalten können, aber zumindest tadellose Büroräume hätte man wohl erwarten können.
    Daniel wagte gar nicht, sich vorzustellen, wie es am Set aussehen würde, und einen Moment lang befiel ihn Ekel, als er daran dachte, seinen Schwanz rausholen zu müssen, während er auf einer schimmligen Matratze kniete.
    Das waren keine hilfreichen Gedanken und sie waren wenig produktiv, wenn er in ein paar Minuten vielleicht seine Standhaftigkeit beweisen müsste.
    Daniel sah auf die Uhr. Eigentlich hätte er schon vor zwanzig Minuten seinen Termin haben sollen. Er lauschte. Hinter der Tür, die zum Büro des Castingdirektors führte, war es still. Vermutlich ließ man ihn einfach warten, weil es sich in einer viel beschäftigten Firma nun einmal so gehörte. Er senkte erneut den Kopf, sein dunkles Haar fiel ihm dabei in die Stirn. Daniel schloss die Augen. Er war am Morgen früh aufgestanden, und die Arbeit im Park war recht anstrengend gewesen. Sein Rücken war völlig verspannt und sein durchaus muskulöser Körper schmerzte ein wenig. Er ließ die Schultern betont locker hängen und versuchte sich darauf zu besinnen, dass er gleich ungeheuer motiviert und potent wirken musste, wenn er überhaupt bei dieser ersten Vorstellung einen positiven Eindruck hinterlassen wollte. Er hatte keine Ahnung, wie die Sache nun ablaufen würde, aber irgendwann würde er die Hosen runterlassen müssen. Als Daniel hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, sah er erst erwartungsvoll zum Büro, bis er bemerkte, dass es die Eingangstür war, die das Geräusch verursacht hatte. Er wandte seinen Kopf nun in diese Richtung.
    Der Typ, der hereinkam, war mit Sicherheit nicht der Castingdirektor - zu jung, zu nervös, zu abgebrannt, genau wie Daniel selbst. Er trug ein einfaches Hemd und eine Bluejeans. Beides war sauber, aber nicht ganz neu. Das blonde Haar reichte ihm bis zum Kinn und blaue Augen streiften Daniel kurz, bevor der neu Eingetroffene auf seine Armbanduhr sah. Er murmelte währenddessen einen überaus knappen Gruß und Daniel hatte den Eindruck, dass der andere den Blick auf seine Uhr nur dazu nutzte, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Und nun errötete er sogar ein wenig.
    Der Typ hatte keine Chance. Absolut keine. Er war keine Konkurrenz. Oder hatte man je von einem schüchternen Pornostar gehört?
    Daniel brummte eine grüßende Erwiderung und sah zu, wie der Blonde, den er auf Anfang zwanzig schätzte, sich zögerlich auf einen der wenigen Stühle setzte und dann zur Bürotür sah.
    „Ich warte jetzt schon seit einer halben Stunde“, gab er ungefragt Auskunft, da der Neuankömmling nun schon wieder den Blick auf seine Uhr richtete, als hätte er es eilig.
    Dann sah der Fremde kurz auf, ohne direkt in Daniels Richtung zu schauen, nickte knapp und blickte auf seine Schuhspitzen. Daniel fiel auf, wie intensiv das Haar des
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