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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale
Autoren: Markus Heitz
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»Es ist eine reinigende Handlung. Duellieren reinigt die Seele, man wird alle Rachegelüste, den ganzen Hass los dabei. Das ist das Wunderbare am Duellieren. Heutzutage ist Duellieren verboten, und trotzdem, täuschen Sie sich nicht, es wird immer noch praktiziert.«
    Rudi van Oeveren, Maître (Fechtmeister),
Ex-Fechtchampion

PROLOG
    Und die Erde war wüst und leer. Und es war finster.
    Diese Zeilen waren das Erste, was ihr einfiel, als sie zu sich kam. Allgegenwärtige, undurchdringliche Schwärze umgab sie; obwohl sie die Augen weit aufgerissen hatte, erlaubte ihr die Dunkelheit keinen Blick.
    In ihren Ohren rauschte es wie nach einem zu lauten Konzert. Sie fühlte Benommenheit, ein Ziehen in den Schläfen, das Atmen fiel ihr schwer. Ihre Gedanken ließen sich nicht richtig anordnen, sie schwirrten durcheinander. Bilder und Erinnerungen aus den Stunden zuvor, die sie einfach nicht in die korrekte Reihenfolge bekam. Als würde man einen Diavortrag betrachten, bei dem jemand die Rähmchen durcheinandergebracht hatte; der Projektor jagte gnadenlos eines nach dem anderen durch, zog zwei auf einmal ein und schuf noch Verwirrenderes: eine Party, dichtgedrängte, lachende Menschen, indische Dekoration, Kellner in einheitlicher Kleidung, ein üppiges Büfett und bunte Cocktails, eine Tänzerin, ein gutaussehender Mann mit kurzen blonden Haaren, der sie über die Köpfe der anderen hinweg betrachtete ...
    Die hektischen, tonlosen Bilderjagten ihr Furcht ein. Sie versuchte, sich davor zu schützen, indem sie die Augen fest zusammenkniff, doch es nutzte nichts; aufstöhnend hob sie die Lider wieder und starrte verzweifelt in die Dunkelheit. Erst als das Bombardement aus aufgeschnappten Eindrücken endlich zu verblassen begann, wichen der Schwindel und das Ziehen aus ihrem Kopf.
    Ihr wurde bewusst, dass sie am Boden lag, auf dem Rücken. Um sie herum war es schwülwarm, beinahe tropisch. Sie verspürte einen tonnenschweren Druck auf dem Brustkorb, atmete hektisch ein und musste husten, gleich danach würgen; es roch nach Eisen, nach Rasierwasser, nach Erbrochenem, nach verdunstetem Alkohol, nach Essen und nach Exkrementen. Eine schreckliche Mischung. Noch dazu fühlte sie sich, als habe sie sämtliche Drogen der Welt in einer Nacht zu sich genommen.
    Aber das hatte sie nicht, so viel wusste sie.
    Etwas Licht würde die Angst vertreiben, zumindest mindern. Sie musste nur in ihre Tasche greifen, um den Schlüsselanhänger mit der kleinen Taschenlampe daran herauszuziehen! Doch sosehr sie es auch versuchte, es war ihr nicht möglich, sich schnell zu bewegen; sie stöhnte leidvoll auf. Die Kontrolle über ihre Hand kostete sie enorme Kraft und Konzentration. Zu ihrem Entsetzen spürte sie, wie die Finger über zerfetzte, feuchte Kleidung glitten, eine nackte Hüfte streiften und schließlich auf ihren nackten Oberschenkel trafen. Kein Schlüsselanhänger. Keine Lampe.
    Die Erkenntnis, dass sie halbnackt und zur Regungslosigkeit verdammt dalag, war neue Nahrung für ihre Angst; mehr Adrenalin wurde ausgeschüttet - und schwemmte endlich die Langsamkeit aus ihr heraus. Ihr Körper erwachte.
    Sie spürte einen Luftzug, ein leises Quietschen erklang.
    »Hilfe ...«, murmelte sie und hob den Kopf.
    Eine Tür war spaltbreit nach innen aufgedrückt worden. Durch den Schlitz flackerte gelbliches Licht und beleuchtete ... einen Körper, der quer über ihr lag! Der Druck auf ihrer Brust! »Nein, nein!«, keuchte sie, stemmte ihre Arme gegen die Last, schob sie mit Mühe von sich und spürte die warme Luft auf ihrer klebrigen, feuchten Haut. Der Körper des Mannes fiel nach links ... doch sein abgetrennter Kopf rollte über ihren schlanken Bauch hinweg und landete zwischen ihren Beinen auf dem Boden.
    Kreischend fuhr sie hoch und wollte sich so schnell wie möglich mit den Fersen rückwärtsschieben, weg von der Leiche. Dabei rutschte sie mehr als einmal aus, der schlüpfrige Untergrund bot nicht genügend Halt.
    Als sie eine Wand an ihrem Rücken spürte, starrte sie immer noch nach vorn, unfähig, den Blick abzuwenden. Der Kopf war mit dem Gesicht nach oben zum Liegen gekommen und zeigte ihr ein bekanntes Profil, das im unregelmäßigen Aufblitzen erschien und verschwand, erschien und verschwand. Die Augen waren weit geöffnet, die Gesichtszüge zeigten das Grauen, das den Mann im Moment des Todes befallen hatte. Das flackernde Licht verstärkte den Schrecken.
    Aus den wirren Erinnerungen und durch das immense Entsetzen wühlte sich ein
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