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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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alt und verfallen. O nein, ganz im Gegenteil. Die Haut ihres Gesichts war noch immer glatt wie feinstes Leder. Nur um den Mund hatten sich mit den Jahren zu beiden Seiten Falten eingegraben, doch sie betonten nur die große Schönheit, die sie noch immer war. Gunhild hätte ihn gern angelächelt, aber sie wusste, dass es ihre Maske zerstören würde, wie wenn man einen Stein auf eine dünne Eisfläche wirft. Sie benutzte ihr Gesicht wie eine Waffe, um ihn gefügig zu machen.
    » Ich hatte einen Sohn namens Erling«, sagte sie, und Erling erstarrte. Das war ihm bekannt – und Hakon Jarl hatte ihn umgebracht. In einem kurzen Moment der Panik überlegte Erling, ob sie ihren toten Sohn wieder auferstehen lassen wollte und dazu seinen Namen brauchte …
    » Ich habe einen Auftrag für dich, Plattnase«, sagte sie mit ihrer verbrauchten Stimme. » Für dich und meinen letzten, nutzlosen Sohn Gudrod und deinen jungen Neffen, der Tyr anbetet – wie heißt er doch gleich?«
    » Od«, brachte Erling heraus, und zu seiner Erleichterung zog Gunhild sich aus dem Lichtschein zurück und schlüpfte wieder in die Dunkelheit.
    » Hör mir zu«, sagte sie und rückte endlich mit der Sprache heraus. Es war eine lange, merkwürdige Geschichte, die er in dieser stinkenden Dunkelheit zu hören bekam. Ihre Offenbarung ließ ihn erschauern, er fragte sich, woher sie ihr Wissen hatte, und war gleichzeitig überwältigt von den Zauberkräften, über die sie immer noch verfügte. Die Götter allein mochten wissen, wie alt sie war, und doch war sie noch immer schön und mächtig.
    Als er später aus der Halle taumelte, waren Wind und Regen geradezu ein Trost, wohltuend wie Gänsefett auf einer schmerzenden Brandwunde.

Kapitel 2
    An der friesischen Küste, eine Woche später
    Krähenbeins Mannschaft
    Es war kein vorschriftsmäßig ausgekleidetes Langschiff mit eichenem Kiel, aber dennoch war die Or-skreiðr ein gutes Schiff, eine robuste Knarr mit breitem Rumpf, deren ramponierte Planken von glücklich überstandenen Seereisen erzählten und Vertrauen erweckten. Sie hatte den Händler sicher von Dyfflin nach Hammaburg und anderswohin gebracht – bis zurück nach Island, dem Heimatland des Händlers. Hoskuld pries ihre Vorzüge, während sie Krähenbein und seine Auserwählten von Hammaburg den Fluss hinab zum Meer und dann entlang der Westküste trug. Die Or-skreiðr, die » Schnell Gleitende«, war Hoskulds ganzer Stolz.
    » Egal wie stark Aegir das Meer toben lässt«, erklärte er, » ich habe mich noch nie auch nur einen Moment gesorgt.«
    Krähenbeins acht Eingeschworene, die sich neben der Mannschaft auf den Seekisten drängten, eingepfercht zwischen der Ladung aus Rodehacken und Fässern mit Fisch, waren nicht sonderlich beeindruckt, aber ein paar von ihnen lachten pflichtschuldigst. Onund jedoch nicht.
    » Du solltest den Nornen dieses gute Schiff nicht wie einen Wurm vor die Nase halten«, brummte er Hoskuld finster an. » Für diese Schwestern gibt es doch nichts Amüsanteres als die Angeberei der Menschen – dann haben sie was zum Lachen.«
    Krähenbein sagte nichts, denn er wusste, Onund war ein mürrischer Kerl, auch wenn er sich auf diese Reise eingelassen hatte. Die anderen Männer sahen die Sache weniger düster. Murrough mac Mael kehrte nach Man zurück, vielleicht sogar nach Irland, und darauf freute er sich. Die anderen – Gjallandi der Skalde, Rovald Hrafnbruder, Vigfus Drosbo, Kaetilmund, Vandrad Sygni und Halfdan Knutsson – waren alle stolz, dass sie mit dem Prinzen, der eines Tages König sein würde, auf Fahrt gehen durften. Sie alle waren gestandene schwedische oder slawische (oder halb-slawische) Seefahrer, die alle mindestens einmal mit den Seidenhändlern die Wasserfälle von Känugard bezwungen hatten und mit Krähenbein die Ostsee hinauf und wieder herunter gefahren waren, wo sie im Namen Wladimirs, des Prinzen von Nowgorod und jetzt Fürsten von Kiew, auf Raubzug gewesen waren.
    Die meisten trugen Kettenhemden, dazu weite Hosen nach fremdländischer Art, riesige Stiefel und pelzbesetzte Mützen mit silbernen Schmuckstücken. Sie gaben an und alberten auf dieser dickbäuchigen kleinen Knarr herum, dass Hoskuld und seine schwer arbeitenden Männer unwillig die Gesichter verzogen.
    » Woher wissen wir denn, ob sie es überhaupt wert sind?«, murrte ein Seemann in Krähenbeins Hörweite. » Wer hat entschieden, dass wir sie mitnehmen sollen statt einer anständigen Warenladung?«
    » Für die scheint es
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