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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
Autoren: Robert Low
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keinen Versuch, ihn abzuwischen … Doch schließlich stellte sich der Schmerz in seinem Fuß wieder ein, ganz langsam, so wie damals, als er nach seiner Rettung in der gefrorenen Steppe wieder aufgetaut war.
    Ein grausamer, ewiger Schmerz, den Martin seit Jahren akzeptiert hatte, denn jeder qualvolle Stich erinnerte ihn an seine Feinde, an Orm, den Bärentöter, den Anführer der Eingeschworenen, und an Finn, der sich vor nichts fürchtete – und an Krähenbein, den Nachfahren von Harald Schönhaar aus der Yngling-Dynastie, den wahren Prinzen von Norwegen. Tryggves Sohn.
    Dies war eine Möglichkeit, dachte er, wie Gott sein Urteil verkündete, damit das verloren Gegangene wiedergefunden würde und alle bestraft würden, die sich Seinem Willen entgegenstellten. Jetzt wurde ihm auch der Sinn der drei Goldmünzen klar, die der Herrscher von Kiew ihm einst geschenkt hatte und die er nie ausgegeben hatte. Er warf einen Blick auf den Stein, unter dem er sie versteckt hatte. Ein guter, solider Stein, der in eine Hand passte.
    Und als der alte Mönch zum letzten Mal Blut gehustet hatte, wusste Martin, wie er es machen würde.
    Hammaburg, einige Monate später
    Man sagte, es sei eine atemberaubende Stadt, voller Rauch und mit Hunderten von Höfen, die sich am schlammigen Ufer dahinzogen und sich weit ins Hinterland ausdehnten. Hunderte von Schiffen waren entlang der Landestege an Pfählen angebunden oder am Ufer hochgezogen, wo es von Menschen wimmelte wie in einem Ameisenhaufen. Es gab Lagerhäuser, Wagen, Packpferde, und es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm aus Schmiedehämmern, quietschenden Wagenrädern und schreienden Fischfrauen, die den kreischenden Möwen so ähnelten wie Schwestern.
    Über allem dröhnte die große Holzglocke der Christenkirche – der Stolz von Hammaburg. Dort saß der Hauptpriester der Christen, der sich Bischof nannte und fast so wichtig war wie der Anführer der Christenpriester, der Papst, wenn Krähenbein richtig gehört hatte.
    Mit der ganzen Arroganz des Weitgereisten hatte Krähenbein trotz seiner kaum siebzehn Jahre seine Männer mit abschätzigen Blicken bedacht, weil sie aus dem Staunen über die Stadt Hammaburg gar nicht wieder herauskamen – schließlich hatte er die Große Stadt namens Konstantinopel gesehen, die man hier Miklagard nannte und von der man mit so ehrfürchtiger Stimme sprach wie von Legenden. Doch Krähenbein war dort gewesen, er war wie im Traum in der Nachmittagshitze auf den Terrassen herumgeschlendert, wo Blumen in verschwenderischer Fülle blühten und kühle Fontänen spielten, ein Geschenk Ägirs, des Wassergottes.
    Er war in der Umgebung der Hagia Sophia gewesen, diesem riesigen Skaldengedicht aus Stein, gegen das der Dom von Hammaburg nichts weiter als ein besseres Bootshaus war. Sämtliche Straßen zur Hagia Sophia waren mit runden grauen Steinen gepflastert gewesen, erinnerte Krähenbein sich, mit farbigen Kieseln dazwischen, und Tauben, die zu faul waren, um zu fliegen, liefen den Passanten zwischen den Füßen herum.
    Hier in Hammaburg gab es Priester in braunen Kutten, die an Glocken schlugen und ihre Sprechgesänge rezitierten, denn hier war man ganz versessen auf den weißen Christus, so sehr, dass die Dänen Bischof Ansgar, den Apostel des Nordens, schließlich satthatten und ihm das Dach über dem Kopf anzündeten, ehe sie auf dem Fluss weitergefahren waren. Aber das war vor mehr als hundert Jahren geschehen, sodass es kaum noch Spuren dieser Gewalttaten gab, und Krähenbein hatte gehört, dass die Priester von Hammaburg trotzdem weiterhin im Norden missionierten – unaufhaltsam wie ein Felsbrocken, der bergab rollt.
    Der Eifer dieser Mönche mit ihren rasierten Köpfen beeindruckte Krähenbein nicht sonderlich, denn er wusste, wenn man die Macht des weißen Christus wirklich spüren wollte, dann musste man nach Miklagard gehen, denn Miklagard war der Nabel der Welt, der richtige Ort dafür. Die bärtigen Priester der Großen Stadt saßen auf den Mauern und an den Straßenecken, sogar auf Säulen saßen sie und predigten ihren Glauben und stritten miteinander. In Miklagard, so schien es Krähenbein, war jeder ein Priester. Manche Tempel dort hatten vergoldete Kuppeln, doch manchmal genügten auch vier weiße Wände und ein einfaches Dach mit einem Kreuz darauf.
    In Miklagard war es unmöglich, ein Brot zu kaufen, ohne vom Bäcker eine Predigt über seinen Gott zu hören zu bekommen. Sogar Huren ließen sich, während sie ihr Hemd schürzten, in
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