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Topas

Topas

Titel: Topas
Autoren: Leon Uris
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    Prolog
    Er öffnete das
Seitenfenster, um frische Luft einzulassen und den Pfeifenqualm
loszuwerden, den Sanderson Hooper mit düsterer Miene vor sich
hin paffte.
    Alle Anzeichen waren
da. Das plötzliche Ansteigen des Schiffsverkehrs aus
Ostblockländern in einem alten, wieder in Betrieb genommenen
kubanischen Hafen, die Einreise von Tausenden von sowjetischen
»Technikern«. Zahlreiche unerklärliche Reisen von
hohen kubanischen Beamten nach Moskau. Was bedeutete diese
Aufwertung Kubas? Es gab keine Beweise, nur eine Unzahl von
Spekulationen. Aber sie reichten aus, um im amerikanischen
Kongreß wachsendes Unbehagen zu erzeugen und Rufe nach Taten
laut werden zu lassen.
    McKittrick, Nordstrom
und Hooper wurden sofort in das Amtszimmer des Präsidenten im
Westflügel geführt.
    Marshal McKittrick
öffnete seine abgeschabte Aktentasche und zog eine Mappe mit
Luftaufnahmen heraus, die von einem U-2-Flugzeug aus großer
Höhe aufgenommen worden waren. Er breitete die Bilder auf dem
Schreibtisch des Präsidenten aus und reichte ihm ein starkes
Vergrößerungsglas.
    »Wälder bei
San Cristöbal, Herr Präsident. Diese Lichtung ist erst
vor kurzem entstanden. Die Bildauswerter werden in spätestens
einer Stunde die Vergrößerungen
bringen.«
    »Sagen Sie mir
freiheraus, was das bedeutet, Mac!« sagte der
Präsident.
    McKittrick sah Hooper
an, dann Nordstrom. »Es sind bis jetzt nur Vermutungen, aber
wir stimmen alle überein …«
    »Frei heraus
damit!« wiederholte der Präsident.
    »Wir sind der
Meinung, daß die Sowjets Raketen nach Kuba bringen, die mit
atomaren Sprengköpfen ausgerüstet sind und auf die
Ostküste und den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten
zielen.«
    Der Präsident
legte das Vergrößerungsglas langsam hin. Er war darauf
gefaßt, etwas zu hören, was er schon lange
befürchtet hatte.
    »Unsere Nation
befindet sich in einer schweren Krise«, stieß Sanderson
wie im Selbstgespräch hervor.
    »Ich glaube, das
darf man ruhig sagen«, antwortete der Präsident mit
einem Anflug von Ironie. »Wenn wir diesen Raum verlassen
— kann das Menschenmorden schon angefangen
haben.«

 
    1
    Spätsommer
1961
    Ein angenehmer,
wohltuender Tag. Dieser rätselhafte Zauber Kopenhagens und des
Tivoliparks hatte Michael Nordstrom fast eingelullt. Von seinem
Tisch auf der Terrasse des Restaurants Wivex konnte er die zwiebeiförmige
Kuppel des Nimb sehen, die mit einer Million
Glühbirnen besetzt war, und über den Weg schallte
Gelächter von der Freilichtpantomime zu ihm herüber. Die
Wege im Tivoli waren mit peinlich genau angelegten Blumenbeeten
eingefaßt, die wie ein Meer von Farbe wirkten.
    Michael gab sich mit
Genuß dem eingehenden Studium der kräftigen,
wohlgeformten Beine der Kopenhagener Mädchen hin, die sie der
wichtigsten Fortbewegungsart in dieser flachen Stadt, dem
Radfahren, zu verdanken haben.
    Er spielte mit der
kleinen amerikanischen Flagge auf dem Tisch, während die
Kellner die Überbleibsel von drei Dutzend belegten Broten
wegräumten.
    Per Nosdahl, der
hinter einer norwegischen Flagge saß, reichte Zigarren herum
und gab Nordstrom Feuer. Michael paffte zufrieden. »Der
Boß würde es wohl nicht gern sehen, daß wir
Castro-Stumpen rauchen. Ich vermisse die guten Havannas«,
sagte er zu seinem Vertreter in Dänemark, Sid
Hendricks.
    Per drängte
Michael ein halbes Dutzend Zigarren auf. Michael gab
schließlich nach und stich dann zufrieden über seine
gefüllte Brusttasche.
    »Also gut, wir
treffen uns heute in vierzehn Tagen wieder, in Oslo«, sagte
H. P. Sorensen.
    Die drei anderen
nickten. Michael tat einen letzten kräftigen Zug aus seinem
Bierglas. »Ich sage Liz schon jahrelang, ich will sie einmal
im Sommer nach Kopenhagen mitnehmen. Wissen Sie, nur zum
Vergnügen, als Urlaub - wenn ich überhaupt noch
weiß, was das ist.«
    Der Oberkellner
näherte sich. »Ist einer der Herren Mr.
Nordstrom?«
    »Ja.«
    »Telefon, mein
Herr.«
    »Entschuldigen
Sie mich«, sagte Michael, faltete seine Serviette zusammen
und folgte dem Oberkellner von der Terrasse in das elegante und
luxuriöse Innere des Wivex. Das Orchester spielte den
River-Kwai-Marsch, und die Dänen klatschten vergnügt den
Rhythmus mit.
    Der Ober zeigte auf
eine Telefonzelle in der Halle.
    »Danke.«
Michael schloß die Tür hinter sich.
»Nordstrom«, sagte er.
    »Mein Name ist
Ihnen unbekannt«, sagte eine Stimme mit starkem russischem
Akzent, »aber ich weiß, wer Sie sind.«
    »Sie sind falsch
verbunden.«
    »Sie sind
Michael
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