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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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Süße?“
    Flugs streckte sie mir ihre Arme entgegen. Ich schälte sie aus dem Schlafsack, brachte routiniert den Wickelakt hinter uns und trug sie anschließend aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und in die Küche, in der Jasons Frau Eileen bereits am Werkeln war.
    „Guten Morgen, meine Zuckerschnute“, trällerte sie uns sogleich entgegen, öffnete den Schrank mit den Fläschchen und machte sich daran, die Babynahrung zu bereiten. Dabei sah sie mich über ihre Schulter hinweg an. „War sie diesmal ruhiger, Faye? Kaffee ist in der Kanne. Ihr Vater holt frisches Brot und die Zeitung aus dem Ort.“
    „Dann ist er auf?“, erwiderte ich verwundert und nahm eine Tasse aus dem Schrank. Es war recht ungewöhnlich für meinen Vater, um diese Zeit schon auf den Beinen zu sein. Zumal er und Ernestine in der letzten Nacht überraschenderweise aus den Staaten zurückgekommen waren, wo sie die vergangenen drei Monate meinen älteren Bruder Alistair besucht hatten. Soweit ich wusste, hatten sie den Sommer über dort bleiben wollen. Den Grund für die Verkürzung ihres Aufenthaltes in New York hatte mein Vater mir nicht genannt. Kurz nach ihrer Ankunft waren sie sofort in das Bett gefallen. Außerdem war ich zu einem längeren Gespräch kaum mehr in der Lage gewesen, denn mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden, schränkte meine Aufnahmefähigkeit derzeit immens ein. Dennoch hatte es mich verblüfft, dass sie direkt nach der Landung noch den Weg hierher genommen hatten, statt in Ernestines Londoner Wohnung zu nächtigen.
    „Vor einer guten halben Stunde kam er herunter und hat sich nach einem schnellen Kaffee gleich auf den Weg gemacht.“ Eileen zwin-kere mir zu und ich zwinkerte zurück. Seit wir zusammen in New York bei meinem Bruder gewesen waren, hatte mein Dad seine Liebe zu Tee gegen die zu schwarzen starken Kaffee eingetauscht. „Er wollte seiner Frau gern das Frühstück ans Bett bringen.“ Eileens Blick huschte zur Uhr an der Mikrowelle. „Eigentlich müsste er gleich wieder da sein.“
    „Hat er sonst noch etwas gesagt?“, hakte ich nach und kämpfte gleichzeitig um die Unversehrtheit der Kaffeekanne. Mit einer knapp Einjährigen auf dem Arm, die nach allem greift, wurde das Einfullen von Kaffee in eine Tasse zu einem wahren Balanceakt.
    „Nicht viel, nur dass
    „Morgen“, unterbrach ein männliches Brummen Eileens Satz, begleitet von schlurfenden Schritten und dem Zuklappen der Küchentür. Da erschien auch schon Stevens verschlafenes Gesicht neben mir. Sein dunkelbraunes Haar stand wild gelockt in alle Himmelsrichtungen ab und ein müdes Grinsen glättete kurzzeitig seine leicht zerknitterten Züge, während sein Finger über Liliannas Wange strich. „Na, Süße, alles klar?“
    Steven? Hier? Was hatte ich verpasst? Hatte die Kanne bis eben noch über meiner Tasse geschwebt und diese überschwänglich gefüllt, so landete sie nun inmitten der Pfütze auf der Arbeitsplatte, während ich für meine Überrumpelung Worte fand: „Was machst du denn hier?“
    Steven schenkte mir einen müden Blick. „Tolle Begrüßung, Faye. Echt. Ich dachte, du freust dich.“ Dabei stupste er meiner lachenden Tochter auf die Nase. „Aber wenigstens freust du dich, dass Onkel Steven wieder da ist, nicht wahr? Mann bist du groß geworden. Darf ich sie mal halten?“
    Weiter verblüfft gab ich ihm mein Kind, das er vorsichtig wie ein rohes Ei in seinen Armen hielt. Dabei erschien ein dermaßen strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht, das mich an Glückseligkeit denken ließ.
    „Klär mich auf", verlangte ich und wischte nebenbei die Kaffeelache auf. „Warum bist du zurück? Ärger mit Kimberly?“
    „Nicht direkt“, wich er aus, steuerte den Kühlschrank mit den Blutkonserven an und nahm nach längerem Suchen eine heraus, die er mir reichte. „Kannst du mal? Ich hab die Hände voll.“
    „Sobald du meine Neugierde stillst, bekommst du ...“ Ich betrachtete kurz das Etikett auf der Konserve, „deine 83er Mary Stern wohl
    temperiert serviert.“
    Seine Augen wurden schmal. „Du weißt schon, dass das gerade Erpressung ist? Zumal die Sonne ins Fenster fällt und ich nicht an die Spüle komme?“
    Ich holte ein Glas aus dem Schrank über der Spüle und lächelte. „Das Leben ist manchmal ungerecht, Steven.“
    Er knurrte leise, seufzte dann und ließ sich außerhalb des Lichteinfalls auf einem Stuhl nieder. „Deine Mum ist ganz schön gemein, Süße. Guck dir das bloß nicht ab.“
    Ich räusperte
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