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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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zurückgekommen seid.“
    „Darian bat uns darum“, erwiderte Dad, steckte sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Dann blies er den Rauch aus und wedelte ihn beiseite, um mich nicht nur husten zu hören, sondern auch sehen zu können.
    „Darian?“, echote ich heiser, durchquerte die Küche und riss das Fenster auf. „Du solltest draußen rauchen, Dad. Die Kleine ist öfter hier in der Küche.“
    Im hohen Bogen flog die Zigarette hinaus. „Sag das doch eher.“ „Ich ging davon aus, dass es dir bekannt ist. Hier stehen überall die Nuckelflaschen herum. Aber zurück: Darian hat dich darum gebeten?“
    Dad nickte. „Ja, er rief mich vorgestern an und schickte den Jet. Alistair konnte nicht gleich mit und wird nachkommen, sobald er alles geregelt hat.“ Mein Gesichtsausdruck ließ ihn stocken. „Hast du denn nicht mit ihm gesprochen?“
    „Nein. Doch, schon. Aber nicht, dass er dich kontaktierte, oder dass du herkommst. Und wieso Alistair?“
    „Wenn er es dir nicht gesagt hat, wird er seine Gründe haben.“ Mein Vater begann, ein Tablett für Ernestines Frühstück herzurichten. Besteck, Teller, frisches Weißbrot, Butter, Quittengelee, Kaffee. Geistesabwesend reichte ich ihm das Milchkännchen. Wieso hatte Darian mir nichts davon gesagt?
    „Du solltest ihn das selbst fragen“, beantwortete Dad meine unausgesprochene Frage. „Er wird sicherlich in wenigen Stunden eintreffen. Wenn du mich nun entschuldigst, ich möchte meiner Dame meine Aufwartung machen.“ Ein verschmitztes Zwinkern folgte, und er entschwand.
    Allein und nachdenklich blieb ich zurück.
    Nach fast einem Jahr trafen wir alle wieder zusammen. Diesmal in England, unserer Heimat. Und diesmal war es keine Vision, sondern Darians Bitte, die uns zusammenführte. Oder hing es doch mit meiner vergangenen Vision zusammen? Ein wenig erbaulicher Gedanke. Entschlossen kippte ich den Kaffee hinunter und verbrannte mir fast die Zunge. So nahm ich mir vor, nicht nur zu warten, dass Darian eintraf, bevor ich weitere Fragen stellte, sondern auch heißen Kaffee langsamer zu trinken. Ehe ich die Küche verließ, landete die Tasse neben Stevens Glas in der Spüle.

Kapitel zwei
    Z eit zog sich wie Kaugummi dahin. Auch wenn ich mir vorgenommen hatte abzuwarten, dürfte mehr als klar sein, dass ich das nicht lange durchhielt. Seither brannte mein Finger vom Drücken der Wahlwiederholungstaste meines Handys und mein Koffeininput überstieg das übliche Maß bei weitem. Gleichzeitig war ich dabei, den Teppich im Salon zu ruinieren, indem ich tiefe Schützengräben in die hochflorigen Schlingen stampfte. Am liebsten wäre ich zum Flughafen gefahren, um Darian abzuholen, doch weil ich ihn nicht erreichen konnte, verwarf ich diesen Gedanken wieder. Ein Anruf beim Flughafen selbst hatte auch nichts an Informationen gebracht. Darians Jet war nicht angemeldet, und um alle Passagierlisten sämtlicher Fluggesellschaften der aus Asien ankommenden Flieger zu durchsuchen, fehlte der freundlichen Flughafenangestellten am Telefon die nötige Zeit. Verständlich, wenn auch frustrierend. Also blieb mir nichts weiter übrig, als ungeduldig auszuharren.
    Alle dekorativen Kleinode auf dem Kaminsims waren durch meine Hände gewandert, hatten ihre angestammten Stellungen verlassen, wurden gedreht, begradigt, nur um am Ende wieder dort zu landen, wo sie anfangs gestanden hatten. Der Kamin war inzwischen ebenfalls porentief rein, die Falten der Vorhänge akkurat gelegt, das Sofa staub-und krümelfrei, der Tisch glänzte wie neu und das Ölbild meiner Großmutter, ein Geschenk von Thalion, über dem Kamin mindestens das dritte Mal abgestaubt. Meine Hände hatten hier kaum mehr etwas anderes zu tun, als ständig auf diese blöde Taste zu drücken, um sogleich den Hinweis zu erhalten, dass der erwünschte Teilnehmer nicht zu erreichen sei. Mistige Technik!
    Ernestine hatte ich nur ein paar Minuten lang zu Gesicht bekommen. Wie es ihr zueigen war, hatte sie nur einen Blick benötigt, um meine Gemütsverfassung zu erkennen. Wortlos hatte sie sich mein Kind geschnappt, es angezogen und in die geländesichere Kinderkarre gesetzt. Seit gefühlten Stunden schon schlenderten sie durch die Gegend. Steven wähnte ich schlafend in seinem Zimmer unten im Keller, Thalion, ein entfernter Vertrauter Darians und mein Lehrer in Sachen Illusionen, meditierte sicherlich wie meistens den kompletten Tag hindurch unter der hauseigenen Kapelle. Ihn zu stören, würde nur wieder eine weitere
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