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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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dunkel schimmernde Schutzwall komplett in sich zusammen. Gleißende Helligkeit überflutete blitzartig die Ebene, füllte das Tal bis an die Grenzen der Flussarme aus und ließ viele der Gestalten fluchtartig zurückweichen. Die, welche zu jung und zu langsam waren, verglühten mit schmerzgepeinigten Schreien augenblicklich unter dem
    Ansturm des Lichts, und es blieben kaum mehr als winzige Häufchen verbrannter Asche von ihnen übrig.
    Dem Dunkelhaarigen mit dem Feuermal schien das Licht nichts anzuhaben. Auch er war zurückgewichen und stand doch weiterhin abwartend inmitten des Lichts, nur wenige Meter von der nun blendenden Wand aus Helligkeit entfernt. Da sank die Intensität, zog sich zurück und blieb nur als ein schwaches Glimmen in der Wand bestehen, die beim näheren Hinsehen aus dünnen, kunstvoll miteinander verflochtenen Lichtschnüren bestand. Dabei erfüllte ein helles Summen wie von den Flügeln unzähliger Bienen die Luft, das in seinem Ausmaß in den Ohren dröhnte. Doch war es kein wirkliches Summen, viel mehr der Klang göttlicher Stille, einer stummen Lobpreisung, die kaum ein sterbliches Wesen ertrug.
    Einer Stille, aus der nun abermals ein breiter Korridor blendenden Lichts fiel und so ein breites, zuvor kaum erkennbares Portal offenbarte, durch das drei majestätische Wesen traten. Die äußeren Engel führten jeder eine glänzende Hellebarde mit sich und wiesen sich dadurch als Cherubime und Hüter des Garten Eden aus. Tausende dünner, goldglänzender Fäden wogten auf der Rückseite ihrer Körper in einer vermeintlichen Vereinigung wie Schwingen auf und ab. In der schimmernden Helligkeit ihrer prachtvollen Brustpanzerung waren die gehämmerten Prägungen goldglänzend göttlicher Ornamente auszumachen, die sich auf ihren Arm- und Beinschienen bestätigten.
    Der Engel in ihrer Mitte aber überragte sie und von ihm ging ein Strahlen aus, das kaum zu ertragen war. Auch er trug einen prunkvollen Harnisch nebst Arm- und Beinschienen. Deren Prägungen aber schienen mehr zu einem silbrig goldenen Farbton zu verlaufen, ebenso die Lichtfäden, die ihn schwebend umgaben. Zudem ließ seine ganze Haltung erahnen, dass er aus den oberen Heerscharen stammte und ihm das eigentlich Weltliche ein wenig fremd anmutete. Er trug nichts in den Händen, doch an seiner rechten Seite hing deutlich erkennbar eine aufgewickelte, scheinbar aus purem Licht bestehende Peitsche.
    Wenige Schritte außerhalb der glimmenden Umrankung des Tores blieben sie stehen und sahen dem gezeichneten Mann entgegen. Das milde Leuchten ihrer hellen Augen lenkte den Blick auf die ebenmäßig weichen Züge ihrer alterslosen Antlitze, die von blondem, beinahe weißem Haar schulterlang umgeben waren. Liebevolle Nachsicht stand in ihren Gesichtern, durchzogen von einer Mischung aus leich-ter Verwunderung und Bedauern.
    „Dieser Weg ist dir versperrt, Kain“, erklang eine körperlose Stimme, die einem dumpfen Donnergrollen gleich durch das Tal rollte und wie ein Echo von weit entfernt liegenden Bergen zurückgeworfen wurde und tausendfach nachklang.
    „Du kannst mir mein Geburtsrecht nicht verwehren“, zürnte der Mann zurück und ballte in mühsam unterdrückter Wut die Hände.
    „Du hast es dir selbst verwehrt, indem du mehrmals die Gnade ausschlugst, die dir für deine Tat gewährt wurde. Dein Groll verblendet dich, und deine Lehre in der Dunkelheit ist somit unvollendet“, erklang es diesmal vom Tor her. Hindurch trat ein weiterer, in göttlich prachtvollen Harnisch gekleideter Engel, dessen Gestalt jedoch von einem bläulichen Schimmer umhüllt wurde, der von den vielen, dünnen Lichtschnüren hinter ihm ausging. Ruhigen Schrittes kam er näher und blieb zwischen den drei Engeln und Kain stehen. Dabei zog er mit einem leisen, von sanftem Rauschen durchzogenen Schleifen einen breiten, mannshohen Zweihänder aus dem Gurt an seinem Rücken, an dessen Klinge bläulich schimmernde Flämmchen emporleckten.
    ,Michael!“ Kain spie den Namen aus wie einen Fluch. ,Er schickt dich sodann von Neuem, mich aufzuhalten?“
    ,,Er schickt mich, um dir Seine Vergebung und Gnade zuteilwerden zu lassen, Kain.“ ln scheinbarer Gelassenheit stellte er sein Schwert mit der Spitze auf den Boden und lehnte einen Arm darüber, während er sein Gegenüber mahnend betrachtete. „Es ist an dir, zu wählen. Doch sei dir besiegelt: Entscheidest du dich gegen und gedenkst doch einzudringen in Seine Herrlichkeit, ohne dass dir vergeben sei, wird Sein Zorn über
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