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TodesReich/Todesengel (German Edition)

TodesReich/Todesengel (German Edition)

Titel: TodesReich/Todesengel (German Edition)
Autoren: Andreas Peter
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    Kommissar Kowalski trat die Zigarette auf dem Bürgersteig
aus und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Zigarette hatte er auf dem
Weg von der Straßenbahnstation zum Präsidium entfacht und zu zwei Dritteln
geraucht, ehe er sie unter seiner Schuhsohle erstickte. Er blieb noch einen
Moment stehen und beobachtete die vorbeieilenden Passanten, dann machte er sich
auf den Weg durch die halligen Gänge in den vierten Stock, wo sein Arbeitsplatz
lag. Im Gebäude begegneten ihm bekannte und weniger bekannte Gesichter, von
denen er einige mit einem Nicken grüßte. Im seiner Abteilung war wie gewohnt
wenig los, alle Schreibtische waren selten besetzt, weil sich die Arbeitszeiten
der einzelnen Kräfte über den ganzen Tag und auch die ganze Nacht verteilten.
    Kowalski
begab sich unauffällig an seinen Arbeitsplatz. Unauffällig, das hieß mit
gesenktem Kopf, um möglichst den Blickkontakt mit seinem Vorgesetzten zu
vermeiden. Denn hatte man den erst einmal hergestellt, wollte der meist etwas
von einem.
    Gut.
Er schien ihn gar nicht zu bemerken, sondern unterhielt sich mit jemandem, den
er hinter dem T-Träger nicht sehen konnte. Das Büro seines Vorgesetzten wurde
ansonsten durch eine Glasscheibe vom Rest der Anlage abgetrennt.
    Er wuchtete
sich auf seinen Bürostuhl und schmiss einen Pappbecher, den ein Witzbold mitten
auf seinem Schreibtisch platziert hatte, in den Papierkorb. Oder vielleicht war
er es vergangen Freitag auch selbst gewesen, der den leeren Behälter dort hatte
stehen lassen. Soviel zur Arbeitsmoral der Putzkolonne, die hier am Wochenende
angeblich wütete, dachte Kowalski.

 
 
    Na
schön. Erst mal die Emails checken. Würde eh niemand auf die Idee kommen ihm
eine zu schicken. Nur die üblichen Geburtstagsspendenaktionen, die über den
Verteiler jeder im Revier erhielt und natürlich die Spam-Mails, die
Wunderpillen und Penisvergrößerungen feilboten.
    „Kowalski.“
    Shit.
Sein Chef hatte ihn gefunden. Mit schmieriger Stimme, die klang, als hätte er
Nivea-Creme gegurgelt, rief er seinen Namen. Dann schwang er seinen Hintern auf
die Tischplatte, was Kowalski zum Heulen gebracht hätte, wäre er sein
sentimentaler Typ gewesen.
    „Brockmann“,
antwortete er mit belegter Stimme, die seltsam tief und gebrochen klang. Ihm
steckte das Wochenende noch in den Knochen und der Kaffee vom Frühstück.
    „Ich
hab hier was für sie!“, fuhr sein Chef in seinem hellen Singsang fort.
    „Meine
Kündigung oder meine Gehaltserhöhung?“ was Beides ein Segen gewesen wäre. Er
verzog keine Miene als er es sagte.
    „Für
wen halten Sie mich? Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich ihnen das
Gehalt erhöhen würde?“ witzelte sein Chef und fuhr dann wieder ernst fort.
    „Nein,
nein. Ich hab hier ihren neuen Partner.“ Er deutete auf den Jungen an seiner
Seite. Der konnte höchstens Anfang zwanzig sein.
    Kowalski
versuchte sich sein Entsetzten nicht anmerken zu lassen und fragte schließlich
mit gequälter Stimme: „Partner?“
    „Ja,
ja“, versicherte ihm sein Chef. Sie brauchen jemanden an ihrer Seite. Jemand
der von ihrer Erfahrung profitieren kann“, fügte er hastig hinzu.
    Toll.
Sein Chef hatte ihn gerade zum alten Eisen abgestempelt. Er war mit seinen Ende
50 nicht mehr der Jüngste, sicher. Aber das hieß nicht, dass er nicht mehr in
Top Form war. Er hatte Augen wie ein Adler und einen messerscharfen Verstand
und für Verfolgungsjagden hatte er einen verlängerten Arm: seine Waffe.
    Was
sollte er mit so einem Milchbubi? Konnte wahrscheinlich nicht mal eine Waffe
halten, geschweige denn, sie bedienen. Viel schlimmer - ihm fehlte jegliche
soziale Kompetenz im Umgang mit Tätern und Opfern und natürlich das, was es am
meisten bedurfte: Feingefühl im Umgang mit Zeugen. Was sollte er mit diesem Küken?
    Als
hätte er seine Gedanken gelesen, unterbrach sein Chef seine Grübeleien: „Ihr junger
Kollege muss Berufserfahrung sammeln und das geht natürlich nur im echten
Polizeidienst. Die Praxis und das was man an der Polizeischule lernt, ja das
sind zwei verschiedene Paar Stiefel.“
    Kowalski
hoffte, dass jetzt nicht wieder einer seiner Vorträge kommen würde. Über die
Polizei im Allgemeinen und seiner Abteilung im Speziellen, aber bevor er damit
anfangen konnte, meldete sich zum ersten Mal der junge Kollege zu Wort.
    „Hallo.
Ich bin Steffen Weitzeger.“
    Kowalski
schaute ihn an wie einen Außerirdischen. Erst dann bemerkte er die
ausgestreckte Hand des Jungen und nahm sie unbeholfen
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