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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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was zu retten war. Sein dunkler Blick drückte tiefe Anspannung aus, als er ihnen zunickte, sie zu ihm aufschlossen und sie gemeinsamen Schrittes das Schlachtfeld betraten, den Erzengel mit dem Flammenschwert zum Ziel erkoren.
    Indes wütete Michaels Schwert durch die Reihen der Angreifer. Er drehte und wand sich, wich aus, sprang zurück und stieß wieder vor, ließ die Klinge singen und setze seine wild schlagenden Tentakel als Schlingen ein. In tänzerischer Harmonie und mit fließenden Bewegungen vollführten er und der silbrig goldene Engel, zum Klang ihrer Waffen den Reigen von Kämpfenden. Einem todbringenden Tanz. Die Engel umrundeten einander, drehten sich Rücken an Rücken, die Gegner stets im Blick, und wechselten oft, wie in stiller Übereinkunft die Kontrahenten. Surrend schossen dabei ihre Lichtschnüre in sämtliche Richtungen und nur knapp aneinander vorbei, trafen und zogen sich blitzschnell zurück, um in ruhelosen Bewegungen auf ihren nächsten Einsatz zu warten.
    Eine Welle aus Druck und Licht schleuderte gleich mehrere Angreifer davon. Der silbrig goldene Engel zog die Hand zurück und ließ die Peitsche durch die Luft zischen. Fast schien es, als suche sie sich ihr Ziel selbst. Mit voller Wucht traf sie auf einen dunklen Harnisch, zerteilte diesen und schnitt in die darunterliegende Haut eine tiefe Furche. Ein schwelender Riss, der krankte und eiterte, und der niemals verheilen sollte.
    Ein verblüffter Laut entwich dem Getroffenen. Er taumelte zurück und presste seine Hand auf die Wunde. Dunkelrotes Blut lief ihm über Rüstung und Finger, in seinen Augen spiegelte sich tiefer Unglaube. Dann aber blickte er dem Engel mit der Peitsche an und ein hasserfülltes Zischen drang seine Kehle hinauf. Vergessen schien Michael, der direkt neben dem Engel kämpfte, und der Auftrag, ihn zu vernichten. Vergessen schien alles Weitere, denn der glühende Blick galt einzig dem, der es gewagt hatte, die Peitsche gegen ihn zu schwingen.
    Ein knapper Wink des weißhaarigen Schopfes, und schon rasten sieben Höllenbestien an ihm vorbei auf den silbrig goldenen Engel zu. Zwei der Bestien sprangen ihn direkt an. Eine wurde mitten im Sprung von Michaels Schwert niedergestreckt und eine weitere jaulte auf, als die Peitsche sie traf. Drei preschten ins Leere und rissen dabei ihre eigenen Mitstreiter von den Beinen. Doch sofort machten sie kehrt und stürzten erneut auf den Engel mit der Peitsche zu, der sich, zusätzlich zu diesen mordlüstern geifernden Dämonen, von deren Wächtern umringt sah.
    Todesverachtend warfen sie sich auf ihn, erlitten starke Verluste und schafften es dennoch, ihn allmählich niederzuringen. Mehrere Angreifer fanden den Tod. Erschlagen durch Michaels Schwert, erwürgt und durchstoßen von dutzendfachen Lichtfäden, und getroffen von knallenden Peitschenhieben. Doch sie obsiegten, begruben den silbrig goldenen Engel unter sich und hielten ihn durch das Gewicht ihrer Leiber am Boden, während ihre tierhaften Scheusale nun den Erzengel umringten und Meter um Meter weiter von dem Gefallenen fortdrängten.
    Gelassenen Schrittes trat der weißhaarige Mann auf den Gefangenen zu, ging neben ihm in die Knie und griff ihm in das Haar. Fast liebevoll strich er sich dabei mit einem Finger über die eiternde, schwülstige Wunde auf seiner Brust, die sich trotz seiner Kräfte nicht schließen ließ. Einzig der lodernde Hass in seinen Augen zeugte von seinem Vorhaben, als er dem Engel in das angstvoll verzerrte Gesicht sah.
    „Siehst du das?“, sprach er mit wuterstickter Stimme. „Du hast mich gezeichnet. Dafür gehörst du mir.“ Abrupt senkte er sein Haupt und schlug dem Engel die Zähne in den Hals.
    Ein leichtes Zittern durchlief dessen Leib und mit jedem Schluck seines göttlichen Lebenselixiers löste sich seine Rüstung in schimmernden Spiralen vom Körper und schien wie wirbelnde Rauchschwaden in der Luft zu entschwinden. Mit jedem weiteren Schluck wurde auch sein Leuchten schwächer, bis sich nur noch ein mattes, kläglich pulsierendes Glimmen in ihm regte. Da ließ der Mann von ihm ab und sah triumphierend auf ihn nieder. „Nun bist du mein.“
    Ein endgültiges Mal noch bohrten sich die scharfen Saugzähne in seinen Hals. Der Engel erbebte. Das Licht in ihm verlor seinen letzten Glanz, herausgesaugt und zerstört. Leere Dunkelheit machte sich in ihm breit, erfüllte die hintersten Winkel seines Seins und vernichtete alles von dem, was er einst gewesen. Kraftlos schloss er die Augen und
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