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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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seiner Lektionen zur Folge haben. Die Ruhe dafür hatte ich momentan aber nicht.
    Aus Eileens Waschküche war ich ebenfalls verbannt worden, obwohl sich ein Haufen Wäsche nach Dads und Ernestines Rückkehr angesammelt hatte. Doch die altersschwach anmutende Waschmaschine Marke „Vorkriegsmodell aus erster Hand“ war ihr Heiligtum, die durfte selbst Jason nicht bedienen. Ehrlich gestanden traute ich diesem rappelnden Ungetüm nicht wirklich über den Weg, aber der Vorschlag, eine neue zu kaufen, stieß bei Eileen auf taube Ohren. Und nachdem ich erfahren hatte, dass auch Darian in diesem Punkt bei ihr gegen die Wand gelaufen war, hatte ich es ebenfalls aufgegeben. Wenigstens hatte sie einem Trockner zugestimmt und musste so nicht mehr kilometerlange Leinen quer durch das Gewölbe ziehen.
    Allmählich wurde mir die Zeit zu lang. Der Zeiger der Uhr schien stillzustehen, ganz im Gegensatz zu meinen nervöser werdenden Füßen. Ob ich doch noch etwas laufen sollte? Für gewöhnlich konnte ich mich so wunderbar ablenken. Allerdings wagte ich zu bezweifeln, dass es heute von Erfolg gekrönt sein würde. Doch zur Untätigkeit verdammt hier warten zu müssen, kam nicht weiter infrage.
    So stürmte ich Sekunden später durch die Eingangshalle, die breite Treppe hinauf, rechts die Galerie entlang, den Gang hinunter und an diversen Türen vorbei, wovon die vorletzte in Liliannas Kinderzimmer führte und gleich an das gemeinsame Schlafzimmer von Darian und mir grenzte. Dann hatte ich das Zimmer erreicht, riss die Tür auf und mir noch beim Eintreten das blaue Sweatshirt über den Kopf. Das Handy flog auf das Bett, das Shirt dazu und ich herum zum Fußende des Bettes. Beinahe wäre ich vor Schreck kopfüber in die schwere Eichentruhe gefallen, weil das Handy auf dem Bett zu lärmen begann. Ich ließ den Deckel achtlos zufallen, hechte über das Bettende und erwischte das Telefon. Zu spät. Das Display zeigte einen entgangenen, unbekannten Anruf an. Fluchend drückte ich es weg. Welcher Witzbold klingelte nur zweimal und legte dann auf? Grimmig legte ich das Handy zurück auf die Decke, kroch an das Fußende und hob erneut den schweren Deckel der Eichentruhe an.
    Der besagte Witzbold klingelte einen angezogenen Jogginganzug später nochmals durch. Diesmal erwischte ich ihn rechtzeitig: „Hallo?“
    „Faye, Liebes“, klang es schwach durch eine völlig verrauschte Leitung. Ich jubilierte. „Darian? Wo bist du? ... Hallo?“
    Es knackte mehrmals, rauschte dann wieder. Seine Worte wurden irgendwie zerstückelt. „... dem Flug nach ... in etwa zwei ...
    Neununds ... null... row an. Kannst du ...?“
    „Ich versteh dich nicht!“, brüllte ich in den Hörer und hielt sogleich inne. Wieso brüllte man eigentlich bei schlechter Verbindung in den Hörer, obwohl man weiß, dass der Gesprächsteilnehmer meilenweit entfernt ist und ohnehin nichts hören kann?
    Ich vernahm ein Lachen. Aha, das zumindest funktionierte selbst auf diese Entfernung. Also dachte ich den Rest und erhielt auf gleichem Weg eine Antwort. „BA 7309 Terminal 3 um 14.55 Uhr“ Die Verbindung riss zusammen mit der des Telefons ab.
    Mein Blick flog zur Uhr. Das Zifferblatt des Weckers zeigte 12.30 Uhr an. Ich würde annähernd eine Stunde bis London und nochmals gut eine halbe Stunde bis zum Flughafen Heathrow benötigen. Der Verkehr in London war zu fast jeder Tageszeit mörderisch. Dennoch hatte ich noch genug Zeit, mich abermals umzukleiden, meinen Vater zu informieren und Ernestine zu finden, die sich selbstverständlich bereit erklärte, auf Lilianna aufzupassen. Nach einem weiteren schnellen Kaffee ohne Verbrennungsspuren, saß Dad neben mir in dem beigefarbenen, mit Gesäßheizung und Massageprogramm ausgestatteten Ledersportsitzen des nagelneuen Bentley Arnage T in Richtung London, während Cool and the Gang aus dem DVD-Player gute Laune verbreitete. Ein Unfall auf der M25 kostete uns eine gute Stunde und entsprechend verspätet trafen wir am Flughafen ein.
    Wie von einem unsichtbaren Leitstrahl geführt, lenkte ich die schwere Limousine bis direkt vor Terminal 3. Ich hatte noch nicht ganz angehalten, als Dad plötzlich die Tür aufriss und heraussprang. Da entdeckte ich ebenfalls den älteren, grauhaarigen Herrn im englischen Tweedanzug mit einem Gepäckwagen neben der Eingangstür. Jason. Aber wo war mein Mann?
    Ich betätigte den Knopf für den Kofferraum, der mit einem schweren Klacklaut aufsprang, und stieg ebenfalls aus. Jason hatte den Gepäckwagen
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