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Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Titel: Home at Heart - Liebe auf Umwegen
Autoren: Daniela Felbermayr
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    „Sie sind ein toughes Mädchen, Lorelai. Sie schaffen das schon. Kommen sie wieder, wann immer sie wollen, ihr Job wartet hier auf sie!“

    Das war der letzte Satz, den Ken Radcliffe, freundlich lächelnd, gesagt hatte, als sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie eine Pause auf unbestimmte Zeit nehmen wollte. Zuerst war er etwas schockiert gewesen, weil er dachte, es wäre ein versteckter Hinweis darauf, dass sie den Job komplett schmeißen wollte, doch jetzt wirkte er sichtlich entspannt und nur mehr von der Tatsache irritiert, dass die knallharte Lorelai Cartwright einem Mistkerl aufgesessen war. In den vergangenen Monaten hatten einige ihrer Kollegen den Weg der Kündigung beschritten, und es wäre ein schwerer Verlust für „The Commercialists“ gewesen, wenn Lorelai das Unternehmen verlassen hätte. Doch, als sie ihm ihre Geschichte verschämt und dauerhaft zu Boden blickend erzählt hatte, entspannte er sich. Lorelai würde The Commercialists Inc. nicht verlassen, sie brauchte nur eine Auszeit. Nach allem, was ihr Exverlobter abgezogen hatte, war sie momentan nicht in der Lage, Werbekampagnen für Luxuslabels zu entwerfen und zu verkaufen. Es war ihr ein wenig peinlich gewesen, Mr. Radcliffe, einen der beiden Vorstände um dieses Gespräch zu bitten, aber sie musste es tun – wollte sie ihren Job später wieder aufnehmen können.

    Sie saß in einem schwarzen Ledersessel in Radcliffes lichtdurchflutetem Büro, dessen Wände mit moderner Kunst gespickt waren und von dem sie bislang immer gedacht hatte, es wäre einer dieser wenigen Orte auf Erden, an denen man sich einfach wohlfühlen MUSSTE, weil alles so hell, freundlich und leicht wirkte. Doch dieses Mal kam sie sich irgendwie mickrig vor und fühlte sich wie eine Amöbe. Das dumpfe Gefühl, das sich seit einigen Tagen wie ein Schleier über sie gelegt hatte und sie überall hin begleitete, war auch jetzt wieder mehr als nur präsent. Sie hatte gerade im Berufsleben immer versucht, zu einhundert Prozent professionell zu sein. Und jetzt war es gerade ihr passiert, ihr Privatleben ins Berufsleben eingreifen zu lassen – und Schwäche zu zeigen. Jetzt war es gerade ihr passiert, dass sie den einen Teil ihres Lebens nicht aus dem anderen heraushalten konnte.

    „Ein toughes Mädchen“, dachte sie, würde die Flinte nicht ins Korn werfen. „Ein toughes Mädchen würde nicht in die Pampa ziehen weil sie an jeder Ecke Erinnerungen an ihren Exfreund findet. Ein toughes Mädchen würde der ganzen Situation hier den Stinkefinger zeigen und weitermachen. Ich bin kein toughes Mädchen.

    „Ich danke Ihnen, Mr. Radcliffe“, sagte sie dennoch, setzte ein gespieltes Lächeln auf und sah ihn an. Für einen kurzen Moment hatte sie überlegt, einen Rückzieher zu machen. Radcliffe zu sagen, dass sie NICHT nach Red Oak gehen, sondern dass sie in New York bleiben und mit der Situation klarkommen lernen würde. Es gab immerhin noch die Möglichkeit, sich einen Seelenklemptner zu suchen und ihm das Herz auszuschütten. Oder sich mit Selbsthilferatgebern einzudecken, sich mit Gleichgesinnten in Internetforen auszutauschen. Doch sie brachte die Worte nicht über die Lippen und wusste, dass es ohnehin die falsche Entscheidung wäre, zu bleiben. Ihr Herz hatte ihr gesagt, dass sie nach Red Oak sollte. Und dieses Mal würde sie darauf hören. In ihrem Bauch hatte sich eine unmögliche Leere ausgebreitet und ihr Magen fühlte sich flau an. Aber nicht das gute Flau, das man empfand, wenn man in Disneyland mit der Space-Mountain-Achterbahn fuhr oder in den paar tausendstel Sekunden, bevor man jemanden das erste mal küsst, sondern diese Flau, das man empfindet, wenn man am Ende seiner Kräfte angelangt ist und keine Motivation für nichts mehr aufbringen kann.
    „ Es ist bestimmt nicht für immer. Nur für…die nächste Zeit!“ sie blickte auf ihre schlanken Beine hinunter, die in schwarzen Stöckelschuhen steckten.
    „Nehmen Sie sich alle Zeit, die S ie brauchen, Lorelai“, entgegnete Radcliffe und schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln. Dass sie Hauptthema eines Essens mit seinem Geschäftspartner sein würde, und über kurz oder lang auch Hauptthema jedes Kaffeeklatsch, der in der kleinen Teeküche des Unternehmens abgehalten werden würde, war ihr klar. Aber besser, Hauptthema zu sein, als von dem zweiten Geschäftsführer, Craig Rider, der weniger verständnisvoll und abgebrühter war, als Radcliffe, sowie allen möglichen Kollegen persönlich ausgefragt zu
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