Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
Vom Netzwerk:
Hauptstraße mündete, auf der das Mondlicht den Schnee etwas gelblich färbte, stieß ich ihm die Gewehrmündung in den Rücken.
    »Halt!«
    Ich zischte es scharf, und er wusste sofort, dass er eine Gewehrmündung spürte und ich das Gewehr am Kolbenhals umklammert hielt und den Finger am Abzug hatte.
    Ja, er würde im nächsten Sekundenbruchteil tot sein, wenn er auch nur den Ansatz einer Bewegung machte, die ich als Angriffsversuch deuten musste.
    »O Mann«, knurrte er nur, »o Mann, das ist vielleicht eine Überraschung. Ihr seid verdammt gut. Und Furcht habt ihr überhaupt nicht.«
    »Warum auch«, erwiderte ich, »he, warum auch? Bourdelle war schon so gut wie tot – aber dann musste er nur ein kaltes Bad nehmen. Wo ist er? Und wie viele seid ihr?«
    »Und du meinst, dass ich dir das erzähle?«, fragte er grimmig zurück, denn er gehörte zu der harten Sorte.
    Ich schnaufte, seufzte und fragte dann mitleidig: »Freund, hast du immer noch nicht begriffen, dass du ein Schweineglück hast? Ich hätte dich soeben mit dem Messer abstechen können. So aber werde ich dir nur etwas auf die Birne geben, wenn unsere Unterhaltung vorbei ist. Vielleicht wirst du dann als einziger Bursche von euch überleben. Bist du mir dafür nichts schuldig?«
    Er schwieg einige Atemzüge lang. Dann erwiderte er: »Mit Bourdelle sind wir sieben. Wir ritten schon vor dem Blizzard mit ihm und saßen den Blizzard dann in einer kleinen Hütte ab. Bourdelle hat jetzt immer noch fünf Mann in dieser Stadt, und jeder dieser Jungs ist ein Ass, wenn es ums Kämpfen geht. Ihr könnt nicht bei jedem so viel Glück haben wie du mit mir. Ihr seid tot.« Nach diesen Worten wirbelte er herum, achtete nicht mehr auf den Druck der Gewehrmündung in seinem Rücken. Ja, er war einer jener Sorte, die sich stets durch Verwegenheit behauptet – oder untergeht.
    Er hatte am Anfang ein Gewehr in der Rechten gehabt, dieses aber fallen gelassen. Nun warf er sich herumwirbelnd gegen mich und schob meinen Gewehrlauf mit einer Armbewegung zur Seite.
    Ich aber drückte nicht ab – nein, ich schoss nicht. Ich glitt zurück und nahm das Gewehr quer vor meiner Brust in beide Hände. Als er mich ansprang, rannte er mit seinem Hals gegen den Gewehrlauf wie gegen eine Eisenstange, denn ich stieß ihm den quer gehaltenen Gewehrlauf auch noch mit aller Kraft entgegen.
    Er ging sofort zu Boden, und es konnte durchaus sein, dass er sterben würde. Denn was er bekam, war sehr viel schlimmer als nur ein Handkantenschlag auf den Gurgelknoten.
    »Du Narr«, flüsterte ich auf ihn nieder, aber er konnte es nicht mehr hören. Er keuchte nach Luft und wurde ohnmächtig. Ich konnte nichts für ihn tun – aber warum hätte ich das auch? Er hätte mich getötet.
    Langsam stieg ich über ihn hinweg und erreichte die Gassenmündung in die Hauptstraße.
    Plötzlich begannen da und dort Schüsse zu krachen, es waren Revolver- und Gewehrschüsse. Ich wusste, Luke und Biberzahn hatten sich getrennt und waren auf Bourdelles Männer gestoßen. Vielleicht hatten sie es so gemacht wie ich und ihnen in dunklen Gassen aufgelauert, durch welche Bourdelle mit seinen Männern einsickern wollte, obwohl überall die Hunde kläfften.
    Ich verhielt in der Gassenmündung und wartete.
    Für mich war klar, dass Bourdelle zu Laura Halloway wollte. Sie war ihm weggelaufen. Er musste das als Schmach empfinden. Natürlich konnte er sich ausrechnen, dass Laura in dieser kalten Nacht wahrscheinlich im Hotel zu finden war. Und so würde er dort mit der Suche nach ihr anfangen, indes seine Männer mit uns kämpften. Das Krachen der Schüsse war ihm Beweis genug, dass sie uns gestellt hatten.
    Ich musste nicht lange warten.
    Dann kam er zwischen zwei Häusern herausgeritten – ja, geritten, hoch zu Pferd und stolz wie ein König.
    Er war ein großer und massiger Mann. Als ihn damals das getroffene Pferd in den Fluss warf, sah ich ihn ja aus einiger Entfernung.
    Ich wollte nun aus der Gasse springen, ihn anrufen und zum Kampf stellen. Ja, ich wollte verhindern, dass er ins Faithful House ging.
    Aber dann spürte ich den harten Druck einer Gewehrmündung zwischen meinen Schulterblättern. Es erging mir jetzt nicht anders als zuvor jenem Mann, den ich hier in der Gasse kampfunfähig machte.
    Doch es konnte nicht derselbe Mann sein. Es musste sich um einen anderen handeln. Und dann hörte ich das auch schon an seiner Stimme. Ja, es war ein anderer Bursche.
    Er sagte: »Beweg dich nur nicht! An deiner Stelle würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher