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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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an viele Dinge gewöhnt, die ich fast schon vergessen hatte, seit ich wieder in unserem Dorf lebte und ein Krieger wurde.«
    Wir ritten weiter nach Chadron.
    Und wir mussten untereinander keine Worte darüber wechseln, dass wir uns einig waren, in Chadron auf Bourdelle zu warten. Denn wir wollten dabei im Warmen sein, nicht irgendwo im Freien sitzen und frieren. Wir wollten es bequemer haben als Bourdelle. Und überdies sollten die Leute von Chadron erleben, wie King Ernest, in dessen Schatten die kleine Stadt lebte, gestürzt wurde, und begreifen, dass sie wieder frei waren.
    Ja, so etwa dachten wir es uns.
    Laura Halloway ritt manchmal neben mir am Schluss. Einmal sagte sie: »Sollte es notwendig sein, werde ich mit euch gegen ihn kämpfen. Denn wenn er euch besiegen kann, wird er mich zurückschleppen zu seiner abgebrannten Ranch. Verlasst euch darauf, ich kämpfe mit!«
    »Lieber nicht«, erwiderte ich. Aber ich wusste, ich würde sie nicht davon abhalten können, sollten wir in eine Klemme geraten. Sie hatte eine doppelläufige Schrotflinte im Sattelschuh und einen kleinen Colt in der Tasche ihrer zu großen Lammfelljacke, in der sie fast wie in einem Mantel verschwand, obwohl sie für eine Frau etwas mehr als mittelgroß war und gewiss an die hundertzwanzig Pfund wog. Denn es war alles richtig an ihr.
    Wir ritten langsam Meile um Meile. Die Abenddämmerung kam früh, denn die Tage waren kurz im Dezember. Ja, wir hatten jetzt schon den letzten Monat des Jahres. Die Wochen waren nur so vergangen seit Dodge City, wo Luke sich so sehr in ein Miststück von Frau verliebte, dass er nachher fast daran zerbrach.
    Die Nacht war noch nicht völlig da, als wir einige gelbe Lichter unter den immer heller funkelnden Sternen sahen. Es waren die Lichter von Chadron.
    Was für ein Schicksal wartete dort auf uns? Für wen würde es sich entscheiden, für uns oder für Bourdelle?
    Ich wusste, dass sich auch mein Bruder Luke jetzt diese Frage stellte, und lenkte mein Pferd neben sein Tier, sodass sich manchmal unsere Steigbügel berührten. Er wandte sich nach mir um und sagte klirrend: »Ich werde ihn töten – und wenn es das Letzte ist, was ich tun kann auf dieser Erde. Wegen dieser verdammten Lilly McGinnes ritten wir damals nicht mit unserem Onkel und konnten ihm nicht beistehen gegen Bourdelle. Vielleicht wäre Onkel John noch am Leben. Nun wollen wir ihn wenigstens rächen.«
    »So ist es, Luke«, erwiderte ich ernst.
     
    * * *
     
    Es war ein sehr kleiner Ort mit kaum mehr als einem Dutzend Häusern und den dazugehörigen Nebengebäuden, also Schuppen, Scheunen, Werkstätten, Höfen, in denen auch Ställe waren und Corrals hinter den Höfen oder Gärten.
    Am Anfang war eine Schmiede, zu der ein Mietstall gehörte, der auch Pferdehandel betrieb.
    Wir ritten vor den Stall.
    Ein Mann kam heraus.
    »Ja, ich habe noch Platz im Stall«, sagte er. »Woher kommen Sie denn? Aaah, da ist ja auch eine Lady. Guten Abend, Ma’am.«
    »Wir kommen von der Bourdelle Ranch«, erwiderte ich. »Sie ist abgebrannt.«
    Nach diesen Worten saßen wir ab und führten die Pferde in den Stall. Im Schein der Stalllaterne betrachtete der Mann die Brandzeichen unserer Pferde. Aber auch Laura Halloway ritt kein Tier mit dem Bourdelle-Brand. Wir hatten im Stall der Ranch auch Pferde gefunden, die zur Remuda von unseres Onkels Treibherde gehört hatten. Solch ein Tier ritt Laura Halloway.
    »Aber Sie gehören nicht zur Bourdelle Ranch«, sagte der Schmied und Mietstallbesitzer.
    »Nein.« Luke grinste ihn an. »Aber wir haben die Ranch angezündet. Es ist aus mit Bourdelle, dem Rinder- und Pferdedieb, der eine halbe Treibmannschaft zusammenschießen ließ. Es ist aus. Und ihr solltet das hier wissen, ihr Leute von Chadron.«
    Der Mann verharrte und starrte uns an. Sein Mund blieb offen vor Staunen.
    Dann stotterte er: »Aber dadadann ist Bourdelle wohl jetzt tot?«
    »So gut wie«, erwiderte Luke und grinste im Laternenschein. »Gibt es hier ein Gasthaus oder Hotel?«
    »Sisisicher«, stotterte der Mann. »Im Faithful House gibt es alles. Es ist das große, lange Gebäude.«
    »Ein guter Name«, mischte ich mich ein. »Geht es da wirklich so ehrlich zu? Oder ist der Name nur ein Witz?«
    »Kein Witz«, sagte der Schmied. »Wenn ich die Tiere versorgen soll, bekomme ich einen halben Dollar alle vierundzwanzig Stunden pro Tier. Gut so?«
    »Gemacht.« Luke grinste und nickte.
    Wir nahmen unser Gepäck von den Tieren, zogen auch die Gewehre aus den
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