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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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ritten und in eine tiefe Senke hinuntersehen konnten, da blickten wir auf etwa dreihundert Rinder, die von überall her aus dem Wald an den windgeschützten Seiten der Hügelhänge kamen. Wir sahen es an den vielen Fährten.
    In der Senke waren drei Reiter dabei, einen großen Heuhaufen – er war so groß wie ein zweistöckiges Haus – auseinander zu reißen und das Heu in weiter Runde auf dem Schnee zu verteilen.
    Die Rinder standen überall und fraßen.
    Wir ritten hinunter, denn wir mussten durch die Senke und drüben über den nächsten Hügelsattel. Denn dort irgendwo einige Meilen weiter im Norden lag der kleine Ort Chadron. Dorthin wollten wir.
    Die drei Reiter – sie waren abgesessen und arbeiteten zu Fuß – sahen uns entgegen. Dann hielten sie inne bei ihrer Arbeit, streuten also mit ihren großen Forken kein Heu mehr aus.
    Die Rinder muhten und brüllten manchmal. Es roch nach ihnen.
    Plötzlich erkannte ich die drei Reiter und wusste, es war wohl wieder ein Spiel des Schicksals, dass es uns aus einer Laune heraus hier auf diese drei Reiter treffen ließ.
    Denn es waren jene drei Männer, die damals als Beschützer bei Ringo Bourdelle waren, damit dieser den Auftrag seines Vaters möglichst ohne Probleme erledigen konnte.
    Doch dann mussten sie den »Königssohn« tot heimbringen.
    Nun streuten sie hier Heu aus. Aber sie waren mal Revolverreiter gewesen, gewissermaßen Ritter, die sich ein König hielt. Nun erledigten sie einfache Cowboyarbeit mit Heugabeln. Sie waren also degradiert worden. So konnte man es wohl nennen.
    Sie starrten uns entgegen. Wahrscheinlich hatten sie Luke und mich inzwischen erkannt.
    Wir suchten uns einen Weg durch die überall verstreuten Rinder.
    Dabei sahen Luke und ich auch einige Tiere mit dem Brandzeichen unseres Onkels.
    Ja, Bourdelle war ein Viehdieb. Wir hatten uns mit Recht sein Geld aus dem Geldschrank geholt. Wahrscheinlich hatte er auch unserem Onkel das Geld abgenommen, was dieser in Dodge City eingenommen hatte.
    Wenig später hielten wir bei den drei Männern.
    Luke sagte trocken: »So sieht man sich wieder, Jungs. Freut ihr euch?«
    Sie wirkten nicht so, als könnten sie sich über das Wiedersehen mit uns freuen, nein, gewiss nicht. Einer von ihnen spuckte in den Schnee, so als würgte die Bitterkeit in seinem Hals und ließ seine Gallensäfte steigen.
    Dann sagte einer: »Dass ihr euch in dieses Land getraut habt…«
    Aber ich unterbrach ihn und zeigte auf zwei Rinder in der Nähe, die den Brennan-Brand trugen.
    »Dies sind unsere Rinder«, sagte ich. »Jungs, ihr arbeitet für einen Boss, der Mord und Rinderdiebstahl im großen Stil zu verantworten hat. Und zuvor habt ihr ein ganzes Indianerdorf klein gemacht. Macht es euch Spaß, für solch einen Burschen zu reiten?«
    Sie schwiegen eine Weile und starrten uns böse an.
    Doch dann erwiderte einer: »Wir können erst im Frühjahr fort. Vorerst müssen wir froh sein, einen Job zu haben, eine Unterkunft und…«
    »Die Hauptranch haben wir abgebrannt«, unterbrach ich ihn. »Und wenn Bourdelle auf unserer Fährte geritten kommt, dann könnte es sein, dass er euch den Befehl gibt, mit ihm zu reiten. Deshalb solltet ihr euch hier nicht mehr lange aufhalten. Denn sonst…«
    Ich sprach nicht weiter, sondern überließ es ihnen, sich vorzustellen, was dann sein würde. O ja, sie begriffen sofort, dass sie dann mit uns kämpfen mussten.
    Sie erwiderten nichts, aber sie starrten auf Laura Halloway, dann auf Biberzahn. Dieser irritierte sie etwas. Sie vermochten ihn nicht richtig einzuordnen. Nur über Laura wussten sie Bescheid. Ich erkannte es an ihren Blicken.
    Sie sprach plötzlich: »Bourdelle ist nicht nur verantwortlich für Mord und Rinderdiebstahl, sondern auch dafür, dass er mich gegen meinen Willen gefangen hielt auf der Ranch. Lasst euch von ihm nicht mehr missbrauchen.«
    Wir ritten weiter.
    Als wir vom nächsten Hügelsattel aus zurück in die tiefe Schlucht blickten, sahen wir nur noch die Rinder beim Fressen. Die drei Reiter waren verschwunden. Sie wollten nicht auf Bourdelle warten, damit dieser sie mitnahm. Er hatte sie zu einfachen Cowboys degradiert. Dies wollten sie bleiben bis zum Frühjahr.
    Luke fragte: »Ist es noch weit bis Chadron, Biberzahn? Oder sollen wir dich nun Joseph nennen?«
    »Bei Nachtanbruch werden wir in Chadron sein«, erwiderte Biberzahn. »Und vielleicht solltet ihr mich tatsächlich schon Joseph nennen, damit ich mich daran gewöhne. Ich habe mich ohnehin wieder bei euch
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