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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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»Also schafft alle Pferde raus. Gleich brennt hier alles. Und wenn ihr Bourdelle seht, dann sagt ihm, er hätte unseren Onkel John nicht töten lassen und ihm auch nicht die Herde stehlen sollen. Dann wäre ihm das alles erspart geblieben. Ja, sagt ihm das.«
    Die beiden Männer staunten, doch sie waren einfache Ranchhelfer, die nichts zu sagen hatten.
    Es dauerte dann nicht mehr lange, keine halbe Stunde mehr. Dann waren wir unterwegs und ließen die brennende Ranch hinter uns. Sie brannte lichterloh. Nur die Scheune würde stehen bleiben. Aus humanen Gründen konnten wir sie nicht anzünden. Denn die Ranchhelfer für Bourdelle zu bestrafen hatten wir keinen Grund.
    Laura Halloway ritt tatsächlich wie ein Cowgirl. Sie war also mehr als eine Frau, die sich nur in den Spielhallen, Saloons und Tingeltangels bewegte oder auf den noblen Dampfbooten des Missouri und Mississippi.
    Wir ritten langsam. Manchmal hielten wir auf erhöhten Punkten an und blickten auf unserer Fährte zurück. Dann sahen wir dort, wo die große Ranch – King Ernest Bourdelles Burg – war, den schwarzen Rauch am Himmel. Die Gebäude, Schuppen, Werkstätten und das Bunkhouse brannten lichterloh. Doch weil die Dächer hoch mit Schnee bedeckt waren, qualmte alles gewaltig, weil das Feuer den Schnee zu Wasser schmolz. Aber es würde nicht genug Schneewasser sein, um die Brände zu löschen.
    Wir hatten Bourdelles Burg zerstört.
    Vielleicht waren wir vom Schicksal dazu bestimmt worden.
    Denn es war schon eine merkwürdige Sache.
    Beim ersten Blizzard geschah es, dass wir auf Bourdelles Sohn stießen und dieser von Lukes grauem Wallach getötet wurde, weil der Wallach sich dagegen wehrte, aus dem warmen Stall in den Blizzard hinausgejagt zu werden.
    Und jetzt, beim zweiten Blizzard, fanden wir mit Biberzahns Hilfe Bourdelles Ranch und konnten unseren Onkel John rächen.
    Und nun?
    Als ich mich dies fragte, hätte ich vor allen Dingen gern gewusst, mit wie vielen Reitern Bourdelle uns folgen würde.
    Und so fragte ich: »He, was meint ihr, mit wie vielen Männern wird Bourdelle uns jagen?«
    Luke hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. Auf seinem Gesicht erschien ein verächtlicher Ausdruck.
    »Das ist mir egal«, knurrte er. »Wenn einer von uns ihn abgeschossen hat, haben seine Reiter keinen Boss mehr. Und damit ist die Fehde beendet. Oder sollte man statt Fehde einfach Krieg sagen?«
    Ich gab ihm keine Antwort, sondern sah auf Biberzahn, der nun fast wie ein Weißer aussah in der neuen Kleidung.
    Plötzlich schoss mir eine neugierige Frage durch den Kopf. Und so fragte ich: »He, Biberzahn, wie haben sie dich auf der Jesuiten-Missionsschule genannt? Damals hattest du doch noch keinen Kriegernamen – oder?«
    »Joseph Eagleson«, erwiderte er. »Denn mein Vater war Black Eagle. Ich werde mich wieder so nennen, wenn ich das Leben eines Halbblutmannes führe, der ein Weißer sein will. Ihr habt mir einen fairen Anteil an der Beute gegeben, sodass ich einen Handel eröffnen oder einer Post- und Frachtlinie als Stationsagent eine Kaution zur Verfügung stellen kann. Ja, ich werde mich von nun an Joseph Eagleson nennen.«
    Wir sahen ihn an und nickten ihm zu.
    Dann aber fragte ich: »Wird Bourdelle erst noch eine starke Mannschaft zusammenholen, bevor er die Jagd auf uns beginnt?«
    Biberzahn schüttelte den Kopf.
    »Das kann er nicht – es sei denn, er nimmt in Kauf, dass ihm viele Rinder im Schnee verhungern. Ich habe ihn und seine Reiter viele Monate beobachtet, bevor es damals zum großen Kampf kam zwischen ihm und unserem Dorf. Die Rinder brauchen Futter. Sie fanden im Wald, in den Schluchten und tiefen Senken und im Windschatten der Hügel zwar einigermaßen Schutz vor den Blizzards, aber nun wollen sie Futter. Doch der Schnee liegt zu hoch. Bourdelles Leute haben den ganzen Sommer und auch im Herbst Heu gemacht. Überall in weiter Runde auf seinem Weidegebiet sind gewaltige Heustapel. Seine Reiter müssen dieses Heu nun ausstreuen. Wenn die Rinder aus den Wäldern und anderen Zufluchten herauskommen, sind sie halb verhungert. Sie müssen fressen können. Bourdelles Reiter haben alle Hände voll zu tun. Er wird uns mit nur wenigen folgen. Er weiß ja, dass wir nicht viele sind. Die Leute von der Ranch werden es ihnen sagen, besonders Wang.«
    Nach diesen Worten ritt Biberzahn weiter. Wir folgten ihm, und wahrscheinlich hatte er soeben die ganze Situation richtig eingeschätzt.
    Wenig später, als wir über einen bewaldeten Hügelsattel
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