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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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Haus Kleidung gefunden, die er gegen sein befranstes Lederzeug vertauschte. Da er keine Federn mehr im Haar trug, wirkte er nicht mehr wie ein Vollblutindianer, sondern wie ein Halbblutmann. Auch einen schwarzen Stetson trug er nun.
    Als ich ihn fragte, was die Veränderung zu bedeuten habe, erwiderte er ernst und fast feierlich: »Ich habe lange überlegt. Dieser armselige Rest unseres Dorfes würde bald von einer Armeepatrouille aufgespürt und in eine Reservation gebracht werden. Aber wenn ich mich als Halbblutmann ausgebe, der die Schulen besucht hat, könnte ich eine Handelsagentur eröffnen oder Stationsmann einer Relaisstation der Post- und Frachtlinie werden. Dann kann meine Sippe vielleicht bei mir leben als meine Helfer. Ich muss irgendetwas in Gang bringen in dieser Richtung. Denn ein Halbblutmann kann für seine Sippe mehr tun als ein Indianer. Verstehst du, Brennan-Bruder Jeff?«
    Ich nickte, und ich erinnerte mich an den alten Indianer, dem ich zehn Dollar Vorschuss zahlte dafür, dass sein Enkel Biberzahn uns als Scout führte.
    Ja, für diese Sippe würde Biberzahn – wenn er sich als gebildetes Halbblut ausgab – eine Menge tun können. Lange war der angeschossene und schwer verwundete Biberzahn dazu nicht in der Lage gewesen. Nun aber…
    Ich sagte: »Wir werden dir eine Menge Geld geben können, Biberzahn. Luke hat den großen Geldschrank aufbekommen. Deiner Sippe wird es bald besser gehen. Und die Idee, dass du dich als Halbblutmann ausgeben willst, ist gar nicht so schlecht.«
     
    * * *
     
    Wir saßen wieder einmal bei einem späten Frühstück und wurden wie immer von Wang bedient, wobei wir mit ihm redeten und scherzten, als sich plötzlich etwas veränderte.
    Biberzahn erkannte es zuerst. Er hob die Gabel, so als wollte er auf diese Art wie mit erhobenem Zeigefinger Aufmerksamkeit fordern.
    »Der Blizzard ist tot«, sagte er.
    Wir sprangen auf und rannten zur Tür. Wäre sie nach draußen aufgegangen, hätten wir sie wegen des hoch liegenden Schnees nicht aufbekommen. Denn auch auf der überdachten Veranda lag er yardhoch. Wir stapften hinaus. Noch war der Schnee trocken und federleicht. Man versank tief in ihm.
    Die Sonne schien. Nur im Süden sah man noch die letzten Schneewolken des abziehenden Blizzards.
    Es war ein herrlicher Sonnentag mit einem blauen Winterhimmel. Und überall blendete das noch makellose Weiß.
    Drüben beim langen Bunkhouse kamen sie nun auch heraus. Sie brüllten und tanzten vor Freude. In dem Stall und in der Scheune wieherten die Pferde, so als wüssten sie genau, dass nun alles vorbei war, und als wollten sie uns auffordern, sie in die frische Luft zu bringen.
    Die Leute vor dem Bunkhouse bewarfen sich mit Schnee. Dann blickten sie zu uns herüber, winkten uns zu.
    Sie sahen Wang und die Frau. Uns hielten sie gewiss für Reiter der Ranch.
    Wir sahen uns an.
    Laura Halloway sagte: »Nun können wir fort.«
    »Nein, noch nicht«, widersprach Biberzahn. »Wir könnten nur zu Fuß auf Schneetretern fort. Der leichte und trockene Schnee ließe uns auf Pferden gewissermaßen untergehen. Wir müssen warten.«
    Ja, so war es.
    Erst musste der Schnee nass werden, zusammensacken – und dann musste Frost kommen. Früher kamen wir nicht weg. Nur auf dem festgefrorenen Schnee konnten wir reiten.
    Und so würde es auch Bourdelle und dessen Reitern ergehen, wo sie auch sein mochten. Auch sie konnten noch nicht reiten.
    Es war warm geworden. Der Wind kam nun von Westen, nicht mehr von Norden. Die Sonne ließ bereits die ersten Tropfen vom Dach fallen, denn sie schmolz den Schnee.
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir von hier wegkamen.
     
    * * *
     
    Drei Tage später war es so weit. Jeden Tag hatte es getaut. Doch in den Nächten fror alles wieder.
    Am dritten Tag holten wir die Pferde aus der Scheune und begannen sie zu satteln. Auch Bourdelles Geldschrank räumten wir leer. Für Laura Halloway holten wir ein Pferd aus dem Stall.
    Dabei sagten wir zum Stallmann, der dort mit einem Gehilfen ausmistete: »He, Freund, wir brennen jetzt die ganze Ranch ab. Aber für euch lassen wir die Scheune stehen. Und wenn es euch dort nicht gefällt, dann müsst ihr nach Chadron reiten. Doch auf euren Boss Bourdelle werdet ihr nicht lange warten müssen. Der kommt gewiss heute noch. Er wird den Rauch seiner Ranch am Himmel sehen.«
    Die beiden Stallburschen staunten.
    »Dann sind Sie keine Reiter aus unserer Reitmannschaft?« So fragte er.
    »Nein, mein Freund.« Luke grinste.
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