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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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ich nicht mal ein- oder ausatmen. Ich lasse dich zusehen. Bourdelle wird sich jetzt die Süße aus dem Hotel holen. Vielleicht zerrt er sie sogar an den Haaren auf die Straße. Sie ist doch dort drin – oder?«
    Ich sagte noch nichts, lauschte aber auf weitere Schüsse, die mir sagen sollten, ob mein Bruder Luke und Biberzahn noch kämpften.
    Doch es krachten keine Schüsse mehr. Es war still geworden. Nur Bourdelles Gaul wieherte ein wenig, als sich der schwere Mann aus dem Sattel schwang und nach einem halben Dutzend langen Schritten im Hotel verschwinden wollte.
    Doch da tönte ein scharfer Ruf.
    Es war mein Bruder Luke, der herangelaufen kam.
    Ich hörte ihn rufen: »Hoiii, Bourdelle! Warte noch! Da kommst du nicht hinein!«
    »Das werden wir sehen!«, rief Bourdelle zurück. Er ging Luke entgegen und fragte dabei: »He, bist du vielleicht der Bursche, der mir mit einer Sharps den Gaul unter dem Hintern wegschoss, sodass ich in den Fluss fiel?«
    »Ja, der bin ich!« Luke rief es fast jubelnd.
    Dann begannen sie auch schon aufeinander zu schießen. Bei jedem Schritt, den sie aufeinander zu machten, gaben sie Schüsse ab.
    Eigentlich vertraute ich auf Luke. Er war ein Bursche, der es mit jedem Revolvermann aufnehmen konnte.
    Doch dann sah ich, wie er getroffen zusammenzuckte und innehielt, ja, sogar einen halben Schritt zurücktaumelte. Dabei ließ er noch einmal seinen Colt krachen, doch er traf Bourdelle nicht gut genug. Luke fiel im Schnee auf die Knie nieder. Rechts auf der Hauptstraße krachten wieder Schüsse. Dort kämpfte also Biberzahn noch mit Bourdelles Männern.
    Der Mann hinter mir lachte leise und sprach dann: »Siehst du, jetzt holt sich Bourdelle die Schöne, so wie er sich auch eine entlaufene Stute holen würde.«
    Ich musste nun alles riskieren. Es blieb mir nichts anderes übrig. Luke kniete dort links von mir auf der Hauptstraße im Schnee – und Bourdelle strebte wieder dem Faithful House zu.
    Da im Saloon Licht brannte, wollte er durch diesen Eingang hinein.
    Ich wirbelte herum, so wie es zuvor jener Bursche machte, den ich in der Klemme hatte. Doch der Mann hinter mir drückte ab. Die Kugel brannte über eine meiner Rippen. Gewiss riss sie dort das Fleisch auf wie ein Schwerthieb.
    Aber ich hatte nun meinen Colt heraus und drückte die Mündung gegen den Magen des Mannes und ließ die Waffe zwischen uns krachen. Er hatte keine Chance.
    Als ich mich umwandte, war Bourdelle schon im Saloon verschwunden.
    Und mein Bruder kniete immer noch im Schnee. Ich lief über die Straße auf den Saloon zu.
    Drinnen krachte es gewaltig. Es war der Doppelknall einer doppelläufigen Schrotflinte.
    Bourdelles massige Gestalt kam rückwärts aus der Tür getaumelt.
    Erst nach drei Rückwärtsschritten wandte er sich um, so als wollte er die Flucht ergreifen.
    Ich sah, dass er von zwei Ladungen Indianerschrot getroffen war.
    Er fiel dann um wie ein Baum.
    Mein Bruder Luke hatte sich inzwischen erhoben, kam schwankend und stolpernd heran, hielt sich die schmerzende Seite, wo er getroffen worden war. Seine Beine wollten ihm noch nicht so richtig gehorchen.
    Aber er rief heiser: »Sie hat ihn erledigt – oooh, sie hat es ihm zurückgezahlt! Was für ein Weib ist das! Was für eine Tigerkatze!«
    Er hatte mich erreicht. Ich legte mir seinen langen Arm um Nacken und Schultern. So führte ich ihn hinein.
    Drinnen stand Laura hinter der Theke. Die Schrotflinte lag vor ihr.
    Sie verharrte unbeweglich, begann dann aber am ganzen Körper zu zittern und zu vibrieren wie unter Fieberschauern.
    »Gut gemacht, Laura«, krächzte Luke zu ihr hinüber. »He, Mädchen, du hast dich selbst von ihm befreit. Darauf kannst du stolz sein.«
    Sie hob die Hand und wischte sich über Augen und Stirn.
    Hinter Luke und mir war ein Geräusch. Als ich mich umsah, erkannte ich Biberzahn. Er war zweimal angeschossen worden, doch er bewegte sich noch recht sicher auf den Beinen.
    »Es ist wohl vorbei?«, fragte er.
     
    * * *
     
    Ja, es war vorbei.
    Wir blieben in Chadron. Denn es wurde eine aufstrebende Stadt. Siedler und Farmer kamen – und niemand jagte sie davon. Es gab keinen despotischen Großrancher mehr mit einer harten Mannschaft von Revolverreitern.
    Die Bourdelle Ranch gab es nicht mehr. Ihre Rinder – auch die unseres Onkels – zerstreuten sich überall hin, denn es gab ja keine Cowboys mehr, die sie bewachten und für sie sorgten. Nicht wenige von Bourdelles Reitern nahmen sich kleine Herden mit, um sie zu verkaufen.
    Es
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