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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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fünf Grad Celsius, war also nur wenig über dem Gefrierpunkt. Doch das machte uns nichts aus.
    Es war dann eine gute Stunde später, als das große Drama begann.
    Luke und ich gingen in den Long Branch Saloon, in dem man sich tatsächlich verlaufen konnte vor lauter Abteilungen.
    Es war reiner Zufall, dass wir den Eingang wählten, der in die große Spielhalle führte. Um in die große Amüsierhalle zu gelangen, wo die Musik spielte und wir auch kreischende Frauenstimmen hörten, mussten wir die Spielhalle durchqueren. Aber so einfach war das nicht.
    Denn Luke ritt der Teufel. Als wir an einem Roulettetisch vorbeikamen, hielt er inne und setzte zehn Dollar auf Zero.
    Dann grinste er mich an und sagte: »Will mal sehen, ob ich heute Glück im Spiel und Pech in der Liebe habe.«
    Er sagte es herausfordernd, und ich wusste, so war es auch gemeint. Er forderte jetzt auf seine verwegene Art das Schicksal heraus. Er konnte gewinnen oder verlieren.
    Wenig später klickte die Roulettekugel. Es wurde still. Dann sagte eine Frauenstimme: »Zero!«
    »Hier«, sagte Luke grinsend.
    Ich sah, dass die Frau, die das Rouletterad bediente, sehr reizvoll war. Wenn mir jemand gesagt hätte, sie wäre eine Gräfin, so hätte ich es geglaubt.
    Auch Luke war hin. Ich sah es ihm an. Es war wohl so, als hätte ihn plötzlich der Blitz getroffen.
    Sie schob ihm den Gewinn hinüber mit ihrem Rechen und strahlte ihn mit ihren grünen Katzenaugen an. Ich sah, dass es der sechsunddreißigfache Einsatz sein musste, und erinnerte mich daran, dass Zero – was ja französisch Null heißt – den höchsten Gewinn brachte, der beim Roulette möglich war.
    Aber Luke nahm das Geld nicht an sich. Es waren dreihundertundfünfzig Dollar, und es war mehr, als wir an Lohn für das Treiben bekommen würden. Also war es für Luke eine gewaltige Summe Geld. Doch er nahm es nicht und schob es wieder auf Zero, so als wären es nur zehn Dollar wie vorhin.
    »Ich will es noch mal wissen, Lady«, sagte er und starrte wieder in die grünen Katzenaugen hinein.
    Rings um uns erhob sich Gemurmel.
    Jemand sagte hinter mir: »Den reitet der Teufel.«
    Und so war es wohl auch. Aber ich wusste, selbst ich konnte Luke jetzt nicht zurückhalten. Den ritt tatsächlich der Teufel. Nun wollte er es wissen. Und ich wusste, wenn er verlor, würde er nicht klagen, sondern nur lachen.
    So war er.
    Und wieder klirrte die Kugel in diesem sich drehenden Roulettetopf, verklang dann mit dem letzten Klicken.
    Ich sah gar nicht hin, und ich stand ja auch nicht ganz vorne. Ich sah nur das Gesicht der schönen Frau. Ihr schulterfreies Kleid hatte die Farbe ihrer Augen. Und ihr Haar war rot. Sie verzauberte alle Männer. Doch nicht jeder würde sich an sie heranwagen.
    Luke ja. Der würde sich auch an eine richtige Königin wagen, wenn sie ihm nur gut genug gefiel.
    Ich hörte die kehlige und sehr melodische Frauenstimme durch das nun jäh hörbar werdende Gemurmel sagen: »Zero!«
    Das war es also. Luke hatte zweimal auf Zero gesetzt und zweimal gewonnen.
    Das musste Schicksal sein, nichts anderes.
    Ich versuchte auszurechnen, wie hoch sein Gewinn wohl sein mochte, und als ich es ausgerechnet hatte, wollte ich es nicht glauben.
    Mit zehn Dollar fing er an. Es wurden dreihundertsechzig.
    Nun waren es zwölftausendneunhundertsechzig.
    Heiliger Rauch, konnte das gut gehen?
    Denn wenn Luke jetzt der Teufel ritt, dann würde er nochmals alles auf Zero setzen.
    Ja, so war Luke. Ich kann es nur immer wiederholen.
    Es war ja ohnehin der totale Irrsinn, dass zweimal Zero hintereinander kam. Das war fast so, als hätte man zweimal hintereinander beim Poker einen Royal Flush oder als ließe ein Vogel aus der Luft etwas fallen, und es fiel mitten in einen Kaffeebecher.
    Ich hielt also den Atem an und wartete.
    Vielleicht hätte es Luke tatsächlich noch ein drittes Mal versucht.
    Aber er hatte die Bank gesprengt. Sie mussten von den anderen Spieltischen Geld herbeiholen. Es wurde ja hier nicht mit Chips gespielt, die man sich an der Kasse kaufte und auch wieder einlösen konnte. Nein, hier setzte man bares Geld und bekam es auch als Gewinn.
    Sie holten also von den anderen Spieltischen das Geld zusammen.
    Und dann kam der Manager der Spielhalle. Er starrte Luke böse an, so als hätte dieser mit seiner Frau geschlafen, und sagte: »Dieser Tisch hier ist geschlossen. Mit dem Rouletterad muss etwas nicht in Ordnung sein. Vielleicht sollten wir nicht mal den Gewinn auszahlen.«
    Als er den letzten Satz
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