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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde
Autoren: G.F. Unger
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sprach, erhob sich sofort drohendes Gemurmel der vielen Zuschauer und anderen Spieler, die in einem dichten Kreis den Spieltisch umgaben und Luke neidvoll anstarrten. Es waren Herdentreiber, Büffeljäger, Soldaten, Eisenbahnleute – und sie alle freuten sich, dass die Spielhalle, in der sie fast alle ihr Geld gelassen hatten, nun an einen von ihnen mal so richtig verloren hatte.
    Der Manager begriff schnell, dass es eine Menge Ärger geben würde, sollte er Luke die Auszahlung des Gewinns verweigern.
    Und so kassierte Luke wenig später mit blinkendem Grinsen. Er füllte seinen Hut und stopfte sich die Taschen voll. Und weil er auch darin nicht das ganze Geld unterbringen konnte, wandte er sich an mich und sagte: »Bruderherz, übernimm du den Rest. Wir sind verdammt reich geworden, nicht wahr?«
    Ja, so war es wahrhaftig. Zweimal Zero hintereinander hatte uns reich gemacht.
    Für fast dreizehntausend Dollar konnte man sich daheim in Texas eine wunderschöne Ranch kaufen. Und ein guter Cowboy musste dafür an die vierzig Jahre arbeiten. Ja, eine solch gewaltige Summe Geld war das damals.
    Es war unglaublich, geradezu verrückt. Und ich wusste, nur das Schicksal mit seinen Launen machte so etwas möglich.
    Die vielen Zuschauer und Spieler verließen den nun geschlossenen Roulettetisch. Der dichte Kreis löste sich auf. Sie wanderten zu den anderen Spieltischen ab.
    Nur der Manager und die schöne Frau blieben noch.
    Der Manager sagte: »Alle anderen Spieltische sind für Sie offen, Gentleman. Sie werden sicherlich den Mut haben, Ihre Glückssträhne weiterhin auszunutzen, nicht wahr?«
    Es war nur zu verständlich, dass er dies sagte. Denn er musste ja interessiert daran sein, dass Luke seinen Gewinn an den anderen Spieltischen wieder verlor. Denn eines war völlig klar: Letztlich gewann auf die Dauer stets die Spielhalle. Wäre das nicht so, dann würde sie schnell bankrott sein.
    Ich hatte abermals Angst um Luke. Würde er sich herausfordern lassen? War er jetzt immer noch verrückt genug, sich vom Teufel reiten zu lassen?
    Aber er war es nicht.
    Denn er schüttelte den Kopf und sagte: »Danke, mein Freund, aber ich spiele heute nicht mehr.«
    Er sah die schöne Frau an, die auf dem Spieltisch noch einige Ordnung machte. Sie erwiderte seinen Blick. Ich wusste nicht, was Luke in ihren Augen erkennen konnte, aber es war etwas, was ihm Mut machte.
    Ich hörte ihn sagen: »Lady, da dieser Tisch geschlossen ist, sind Sie nun frei, nicht wahr? Mein Name ist Brennan, Luke Brennan. Ich habe noch nicht zu Abend gegessen. Darf ich Sie einladen?«
    Sie tauschte einen schnellen Blick mit dem Manager aus und erhielt offenbar ein stillschweigendes Einverständnis. Denn als sie Luke wieder ansah, nickte sie und lächelte dabei, so als freute sie sich über die Einladung.
    »O ja, gern«, sprach sie mit ihrer leicht kehlig und dennoch melodisch klingenden Stimme. »Da mein Spieltisch erst von einem Experten überprüft werden muss, bin ich vorerst ohne Job. Und Hunger hätte ich auch. Wir haben ein gutes Restaurant hier in der Stadt.«
    Sie kam hinter dem Spieltisch hervor und nahm Lukes Arm.
    Dabei sagte sie: »Ich bin Lilly McGinnes, und wir müssen erst aus meinem Zimmer meinen Mantel holen. Denn es ist gewiss sehr kalt dort draußen in der Nacht. Bald wird es Winter sein.«
    Sie gingen davon, ließen mich und den Manager stehen, als wären wir gar nicht vorhanden.
    Der Manager sah mich an,
    »Sie sind sein Bruder?« So fragte er.
    Ich nickte. Dann sprach ich langsam Wort für Wort: »Mein lieber Freund, ich rechne damit, dass die Schöne ihm das meiste Geld auf die eine oder andere Art und Weise wieder abnehmen wird. Solange sich da niemand einmischt, ist das allein sein Problem, denn er ist ein erwachsener Mann und kein dummer Junge mehr. Aber wenn sich jemand einmischen sollte – nun, wir sind eine verdammt harte und raue Texas-Mannschaft. Wir kamen mit der letzten Herde. Luke hat außer mir gewissermaßen noch zwei Dutzend Brüder. Vorsicht also.«
    Nach diesen Worten ging ich. Ja, ich hatte ihn gewarnt.
    Luke hatte zu viel Geld gewonnen. Ich wusste, das konnte nicht gut gehen in dieser rauen Stadt, zumal die schöne Lilly McGinnes ihn irgendwie verhext hatte.
     
    * * *
     
    Zwei Tage später ließ Onkel John Brennan die ganze Mannschaft zusammenholen. Wir alle trafen uns bei den Verladecorrals, wo auch noch unser Küchenwagen stand.
    Sie alle waren gekommen, die meisten verkatert. Einige hatte man aus den Betten der
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