Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Abendmahlstimmung
    »Mach dich auf was gefasst!«, sagte der Bluthund am Telefon. In seiner Stimme lag Anspannung und professionelle Gier nach der Sensation.
    »Hab alles im Kasten, was ging. Aber so richtig konnte ich mich dem Tatort noch nicht nähern. Kannst du sofort kommen?«, setzte er nach.
    Mach dich auf was gefasst! Das klang nach einer Sache, die härter war als das Übliche.
    »Wo bist du?«, fragte ich matt. Der Anruf hatte mich aus dem Tiefschlaf gerissen.
    »Ich bin an der alten Villa, du weißt schon.« Er nannte die Straße, die sich in einer besseren Bierstädter Gegend befand.
    »Was ist passiert?«
    »Da sind Leichen«, klärte mich Big Mäc auf. »Und zwar mehrere. Schwing die Hufe, Grappa, bevor die Bullen alles dichtmachen!«
    Das klang überzeugend. Big Mäc war mein Kollege, Fotograf beim Bierstädter Tageblatt, der seinen Namen der Vorliebe für US-amerikanischen Schnellfraß verdankte.
    »Okay. Ich beeil mich. Knips alles, was noch zappelt. Und das, was nicht mehr zappelt, erst recht!«
    »Klare Sache, das.«
    Ich wischte mir einmal kurz mit dem Waschlappen übers Gesicht, sprang in die Jeans, warf den Pullover über und stieg in die flachen Schuhe. Keine Zeit für Make-up, nachts waren eh alle Katzen grau.
    Kühle Spätsommerluft schlug mir entgegen. Die Nacht war noch nicht ganz vorbei, im Osten schob sich aber schon eine helle Wand hinter den Wald mit seinen gezackten Spitzen. Die Uhr zeigte kurz vor fünf.
    Die Villa in dem grünen, hügeligen Stück Bierstadt zwischen der südlichen City und der Spielbank hatte früher mal einen Landgasthof beherbergt und konnte heute für Festivitäten aller Art gemietet werden.
    Den Weg kannte ich, war noch letzte Woche in der Gegend herumgekurvt, um mich mit dem Vorsitzenden eines Arbeitskreises gegen die Spielsucht zu treffen, der vor dem Glückstempel eine Demonstration hatte anzetteln wollen. Die Aktion war aber zu dilettantisch angelegt gewesen, um etwas bewirken zu können. Nur Mitleid hatte mich dazu gebracht, zwanzig Zeilen ins Blatt zu heben.
    Ich ließ den Motor des Wagens aufheulen und zog ab. Spielcasino stand irgendwann auf den Hinweisschildern. Denen musste ich folgen.
    Die Landstraße war fast leer, im Abblendlicht erkannte ich gerade noch rechtzeitig eine Kugel, die gemächlich die Fahrbahn überquerte. Ich zog den Wagen nach links, der Igel blieb am Leben.
    Nach knapp zehn Minuten erreichte ich die Straße, in der die Landvilla lag. Ich peilte die Lage. Noch hatte die Polizei die Straße nicht abgesperrt.
    Ich beschloss, meinen Wagen abzustellen und mich zu Fuß zu nähern. Das war unauffälliger. Mein schwarzes Cabrio war bekannt in der Stadt, vor allem bei den Vertretern der exekutiven Gewalt. Nicht selten hatten sie mich mit Hinweis auf das rot-weiße Absperrband gnadenlos nach hinten geschossen.
    Einige Polizeikombis in der Ferne zeigten mir die Stelle, zu der ich wollte. Blaulicht gleißte stumm. Einen Moment lang dachte ich an mein weiches Bett und das Kopfkissen, das ich nachts zu bearbeiten pflegte, wenn kein männlicher Körper neben mir ruhte. Und das war in den letzten Monaten beklagenswerte Normalität.
    »Da bist du ja«, empfing mich Big Mäc.
    »Hi, Baby«, grüßte ich kurz. »Was weißt du?«
    Der Fotograf kam rasch mit dem rüber, was bereits feststand: Ein anonymer Anrufer hatte beim Polizeinotruf angeklingelt und von mehreren Leichen in einem Haus berichtet. Eine Streifenwagenbesatzung war umgehend ausgerückt. Auf heftiges Läuten an der Haustür der Villa hatte es keine Reaktion gegeben. Die Beamten waren um das Haus und so in den Garten gelangt. Durch die Terrassentür habe man dann die Leichen gesehen, denn das Zimmer war hell erleuchtet.
    »Die Bullen haben die Tür eingeschlagen«, berichtete Big Mäc, »und sind beinah umgekippt. Da kam nämlich Gas raus oder so was.«
    »Hast du die Toten im Kasten?«, fragte ich.
    »Nee, leider nicht. Als ich die Kamera heben wollte, haben die Bullen Stress gemacht. Aber einen Blick konnte ich drauf werfen.«
    »Und?«
    »Nicht schön, kann ich dir sagen, Grappa. Alle saßen um einen Tisch herum.«
    »Einfach so?«
    »Nee, der Tisch war gedeckt. Die müssen wohl vorher gegessen haben. Einige hatten die Köpfe zurückgelegt, manche waren halb vom Stuhl gerutscht, andere lagen mit dem Gesicht im Essen oder knapp daneben.«
    »Wie viele sind es denn?«
    »Ich hab sieben gezählt.«
    »Wer bringt sieben Menschen mit Gas um und lädt sie vorher noch zum Essen ein?«, murmelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher