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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Damen und Herren«, begann Guardini. »Wir wollen gleich zur Sache kommen, denn die Zeit drängt. Bekanntlich sind die ersten vierundzwanzig Stunden nach einem Kapitalverbrechen die wichtigsten für die Ermittlungen nach dem oder den Tätern. Lassen Sie uns also beginnen. Herr Brinkhoff, bitte!«
    Es war ungewöhnlich, dass ein Staatsanwalt den Leiter der Kripo sofort zu Wort kommen ließ, andere taten gewöhnlich so, als seien alle Ergebnisse auf ihrem Mist gewachsen. Es sprach für Yuppie, er schien keine Probleme mit seinem Ego zu haben.
    Brinkhoff schilderte die Ereignisse der vergangenen Nacht aus der Sicht der Polizei. Sieben Menschen, deren Namen man kenne, aber nicht nennen wolle, seien einem offensichtlich gut geplanten und raffiniert inszenierten Mord zum Opfer gefallen.
    »Die Villa wurde von einer so genannten Event-Agentur für Veranstaltungen an Privatkunden vermietet. Meist handelte es sich dabei um Firmenjubiläen, Hochzeiten, Taufen oder Geburtstage. So war es auch an diesem Wochenende. Die Agentur hatte das Haus für zwei Tage vermietet.« Brinkhoff machte eine Pause.
    »Sie wollen jetzt natürlich wissen, an wen und ob derjenige der Mörder sein kann«, übernahm Guardini das Wort. »Aber so einfach liegt die Sache nicht. Der Mörder hat die Sache wohl über einen Strohmann abgewickelt.«
    Ein Raunen ging durch die Journalistenschar. »Haben Sie diesen Strohmann schon ermittelt?«, fragte der Kollege von der Bild-Zeitung.
    »Nein, wir suchen noch nach ihm«, meinte Guardini.
    »Dann sagen Sie uns doch den Namen der Agentur!«, mischte ich mich ein.
    »Auch das, Frau Grappa, geht aus ermittlungstechnischen Gründen zurzeit nicht. Wir stehen ganz am Anfang.«
    »Wie heißen die Toten – wer sind die Leute?«, fragte ein Radioreporter.
    »Wir werden die Namen nicht bekannt geben«, wiederholte der Oberstaatsanwalt.
    »Wer hat die Leute eingeladen?«
    »Wie sind sie ums Leben gekommen?«
    »Ist es wirklich Gas gewesen, so wie erzählt wird?«
    Fragen über Fragen prasselten auf Guardini nieder. Doch der ließ sich nicht beeindrucken, verwies auf die laufenden Untersuchungen und die noch nicht abgeschlossenen Obduktionen. Dann beendete er die Pressekonferenz.
    Murrend schob sich die Journalistenschar über den Flur zum Ausgang.
    »War ja eine Nullnummer das Ganze. Schöner Mist, das!«, meinte Big Mäc.
    »Für uns nicht, Süßer!«, meinte ich lächelnd.
    »Wieso?«, fragte der Fotograf verständnislos.
    »Ich kenne den Namen eines der Toten – und genau da setzen wir an.«
    »Was sagst du?«
    »Du hast richtig gehört.«
    Und zu Blondie sagte ich: »Sie können mir helfen, Nikoll.«
    »Klasse!«, sagte sie und strahlte übers ganze Gesicht. »Danke, Frau Grappa! Ich werde mein Bestes geben und Sie nicht enttäuschen.«
    Big Mäc schaute mich schräg an und grinste fett.

Blondie im Keller
    Nikoll verschwand im Keller des Verlagshauses, um die Zeitungsbände nach den Schandtaten des Schmuddelreporters Johannes Schadewald zu durchsuchen, ich setzte mich an meinen PC und gab den Namen Schadewald in eine Suchmaschine und ins Telefonbuch ein, nach ein paar Minuten wurde ich fündig: Johannes Schadewald hatte in einem kleinen Ort in der Nähe von Bierstadt gelebt. Vielleicht allein, vielleicht aber auch nicht. Dass niemand den Hörer abhob, musste nicht unbedingt auf einen solo lebenden Menschen hindeuten. Vielleicht saß seine Frau in einer Eckkneipe und hob einen auf seinen Tod.
    »Komm, Bruder«, sagte ich zu Big Mäc, »lass uns los.«
    »Und Nikoll?«, fragte er.
    »Die bleibt im Keller«, kündigte ich an. »Und zwar so lange, bis sie was Brauchbares gefunden hat. Also, schwing die Hufe!«
    Die Autobahn brachte uns rasch zu dem Kaff am Rand des so genannten Reviers, wo es kaum noch Kohle und Stahl gab, dafür aber viel High Tech, denkmalgeschützte Fördertürme, fragwürdige Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und jede Menge Hoffnungen auf eine Zukunft im Zeichen des selig machenden Strukturwandels.
    Schadewalds Hütte sah aus wie ein Bindeglied zwischen alt und neu. Das huckelige Zechenhäuschen wurde von einer riesigen Satellitenschüssel gekrönt, die mindestens 40 TV-Programme für einsame Stunden zwischen Schrankwand und Klubgarnitur pusten konnte.
    Big Mäc knipste die Bude von außen, mir fiel spontan die Bildunterzeile ein: Johannes Schadewald verließ dieses gemütliche Heim, um nie wieder zurückzukehren ...
    Aber so viel Schmalz war vielleicht doch nicht angebracht. Hier fristete Johannes
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