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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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grollte ich.
    Tatsächlich stoppte das schwarze Tier seine Attacke. Es saß wieder vor mir, mit diesem unfassbar naiven, klaren Katzenblick. Ich bückte mich, nahm die Katze auf den Arm und bemerkte, dass ›sie‹ ein unkastrierter Kater war. Auch das noch.
    Er schmiegte sich an mich und bettelte vermutlich um eine Mahlzeit.
    »Wo soll ich jetzt was zu essen für dich hernehmen?«, fragte ich.
    Ich ging in Schadewalds Küche, der Futternapf war leer, das Wasser ausgetrunken.
    »Soll ich dich mitnehmen?«, fragte ich den Kater.
    Er sah mich wieder mit einem jener Blicke an, denen zu widerstehen ich nicht in der Lage war.
    »Heißt das ja? Oder nein?«
    Der Kater blinzelte und schnurrte weiter.
    »Also, gut! Aber glaub bloß nicht, dass du bei mir im Wunderland bist«, warnte ich. »Mit unkastrierten Männchen bin ich noch nie wirklich klar gekommen.«
    Als ich mit dem Tier bei Big Mäc aufkreuzte, grinste der.
    »Oh, Grappa«, lachte er. »Du willst die Katze doch nicht etwa mitnehmen, oder?«
    »Es ist ein Kater«, sagte ich. »Und ohne mich verhungert er.«
    »Dann soll er doch Mäuse fangen.«
    »Er ist ein domestizierter Kater. Das schafft er nicht. Er kommt mit!«, sagte ich entschlossen.
    Big Mäc seufzte. »Hast du wenigstens einen Namen für ihn?«
    Ich überlegte kurz und sagte dann: »Ich werde ihn Eberhard nennen.«

Elsterflug für Eberhard
    »Wie kommst du denn auf den Namen Eberhard?«, wollte Big Mäc wissen.
    Ich hatte keine Ahnung. Es war eine spontane Eingebung, aus dem Augenblick geboren. Der Name war so urdeutsch, altertümlich, eng und unsinnlich, also der verbale Widerspruch zu dem wilden schwarzen Kater, der auf der Rückfahrt nach Bierstadt nicht zu bändigen war und sich ständig in Gefahr begab, aus meinem geöffneten Cabrio zu springen und auf der Überholspur zu landen.
    »Nimm ihn auf deinen Schoß und halt ihn – verdammt noch mal – fest«, raunzte ich Big Mäc an. »Oder willst du, dass wir diese Fahrt nicht überleben?«
    »Ich hab eine Katzenallergie«, behauptete er. »Wenn ich den anfasse, bekomme ich Bronchitis. Schlimme Sache, das.«
    »Weichei!«, stellte ich fest.
    Ich griff Eberhard ins Nackenfell und setzte ihn auf meinen Schoß. »Und jetzt gib Ruhe!«, befahl ich.
    Der Kater verstand. Er rollte sich auf meinen Oberschenkeln zusammen und schloss die Augen.
    Zurück in der Redaktion setzte ich mich an meinen PC; Jansen hatte hundert Zeilen auf der Eins und im überregionalen Teil eingeplant, ich musste meine Gedanken ordnen, durfte nicht zu viel verraten, denn sonst hätte die Kripo erfahren, dass ich mir meine Informationen auf halb legale Weise beschafft hatte.
    Eberhard erschwerte die Konzentration. Er maunzte unaufhörlich und rannte dabei im Zimmer auf und ab.
    »Mach nicht so ein Theater!«, schnauzte ich ihn an.
    Er warf mir einen vernichtenden Blick aus den grünen Augen zu, als wollte er sagen: »Du hättest mich ja nicht mitzunehmen brauchen!«
    »Ich kann dich auch wieder in die Slums von Wanne-Eickel zurückbringen«, stellte ich ihm in Aussicht.
    Der Kater schmiegte sich schnurrend an meine Beine, den Schweif hoch aufgerichtet.
    »Na, also«, meinte ich. »Und jetzt sei lieb, dann besorge ich dir auch was zu essen.«
    Er setzte sich brav vor mich und wartete.
    »Okay!« Ich rief Kosmo an und bat ihn, mir drei Dosen Katzenfutter beim Aldi-Markt nebenan zu besorgen.
    Kosmo wusste schon, dass ich nicht mehr solo war – es hatte sich herumgesprochen.
    »Welche Geschmacksrichtung darf es denn sein?«, fragte der Redaktionsbote.
    Ich gab die Frage an Eberhard weiter. Er war auf den Schreibtisch gesprungen und drückte seinen dicken Katerkopf gegen die Hand mit dem Telefonhörer. Der Motor in seinem Inneren surrte.
    Eine Elster flatterte am Fenster vorbei, der Kater hielt inne und verfolgte den schwarzweißen Rabenvogel mit großem kulinarischem Interesse.
    »Also? Was soll ich ihm bringen?«, wiederholte Kosmo die Frage.
    »Ich glaube, ihm ist nach Geflügel ...«, antwortete ich. »Aber ...« Ich musterte den Kater. »Den Weg zu Aldi kannst du dir, glaub ich, sparen. Geh in die Drogerie um die Ecke. Da gibt es diese kleinen goldfarbenen Portionsdöschen, die man oben aufreißen kann.«
    »Bist du verrückt?«, entsetzte sich Kosmo. »Die kosten ein Schweinegeld!«
    »Ja, ja, ich weiß. Und ich weiß auch, dass der Hunger in der Dritten Welt noch lange nicht besiegt ist. Hol zehn Stück von den Dingern. Und – neben der Drogerie ist diese tolle Konditorei.«
    »Ein
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