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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ihm. Irgendwie war er maßlos ... in seiner Arbeit und in seiner Gier nach Geschichten ...«, murmelte Jansen. »Auch der Text passt.«
    Er griff nach dem Foto und zitierte: »Herr, rette meine Seele vor Lügenlippen, vor falscher Zunge. Was wird er dir geben? Was dir hinzufügen, du falsche Zunge? Scharfe Pfeile eines Starken samt glühenden Ginsterkohlen. Wahnsinn! Der Mörder muss Schadewald gut gekannt haben.«
    »Hört sich nach später Rache an«, stellte ich fest. »Gibt's was von Schadewald im Archiv?«
    »Bestimmt. Musst du aber in den Keller gehen. Die Sachen von vor zwanzig Jahren gibt's noch nicht auf Mikrofilm.«
    »Auch das noch«, stöhnte ich. Doch dann kam mir eine Idee. »Das kann ja Blondie machen. Lernt sie gleich mal, was Archivarbeit und Recherche ist. Kann sie lesen?«
    »Mir ist nichts Gegenteiliges bekannt«, erwiderte Jansen.
    »Hoffentlich bricht sie sich nicht die Fingernägel beim Umblättern ab.«
    »Du bist ein verdammtes Biest, Grappa«, grinste Jansen. »Musst du sie gleich in den Keller jagen?«
    »Hast du Zweifel an meinen pädagogischen Fähigkeiten?«, fragte ich mit milder Stimme. »Ich bin doch wohl nicht ohne Grund die Ausbildungsbeauftragte unserer Zeitung?«
    Als ich wieder allein war, loggte ich mich erneut ins Internet ein. In eine Suchmaschine gab ich die Worte Lügenlippen und falsche Zunge ein und wartete. Der ›Auswurf‹ kam prompt: Der Mörder hatte einen christlichen Psalm zitiert, und zwar den 120.

Fast null Infos
    Es wurde Zeit, mich mit meinen Aufgaben als Ausbildungsbeauftragte zu befassen. Deshalb beschloss ich, Frau Mahler zu fragen, ob sie mit mir und dem Fotografen Big Mäc die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft besuchen wolle. Anschließend würde ich sie in den Keller schicken.
    Blondie strahlte mich an, mit so viel spontaner Freundlichkeit hatte sie nach unserem ersten Zusammentreffen wohl nicht gerechnet. Und sie bot mir an, sie Nikoll zu nennen.
    Ich akzeptierte gerührt und schlug ihr vor, mich doch einfach mit »Frau Grappa« anzureden. Mein Entgegenkommen machte sie für eine Weile stumm.
    Big Mäc hatte unserem Austausch von Nettigkeiten aufmerksam gelauscht. Wir waren auf dem Weg zum Justizgebäude, hockten im Dienstwagen des Verlages und kämpften uns durch den Verkehr.
    Big Mäc saß am Steuer, ich neben ihm, Nikoll hatte ich auf die Rückbank verbannt, denn ihr Rock taugte nicht dafür, die Blicke des Fotografen auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.
    Der Weg war nicht weit. Als Nikoll aus dem Auto stieg, bekam Big Mäc Stielaugen. In der Tat: Die Art, wie sie ihre langen Beine mit dem kurzen engen Rock und den Ausstiegsbewegungen koordinierte, hatte was.
    Big Mäc, der schon wieder qualmte, brach vor lauter Andacht seinen Brennstab in der Mitte durch.
    »Bleib ganz cool, Süßer«, raunte ich ihm zu. »Ich soll sie ausbilden ... nicht du. Also halte dich zurück.«
    »Darf ich auch Fragen stellen?«, wandte sich Blondie an mich. Sie tat, als habe sie den Schlagabtausch zwischen Big Mäc und mir nicht gehört.
    »Na ja«, meinte ich. »Wir wollen es nicht gleich übertreiben am ersten Tag. Hören Sie gut zu, schreiben Sie mit, machen Sie einen guten Eindruck. Das reicht für heute, Frau Mahler.«
    »Nikoll«, sagte sie.
    »Okay, Nikoll. Und jetzt los! Mal gucken, was der Guardini auf der Pfanne hat.«
    Wir waren rechtzeitig da, um noch einen guten Platz zu kriegen. Kamerateams hatten ihre Lampen und Stative bereits aufgebaut, Radioreporter ihre Rekorder eingestellt, und vor dem Platz, an dem traditionell der ermittelnde Staatsanwalt sitzen würde, standen mindestens fünfzehn Mikrofone. Alle Privatsender waren vertreten, die Öffentlich-Rechtlichen, die Boulevard-Blätter und die Zeitschriften, die über spektakuläre Kapitalverbrechen bunt und ganzseitig berichteten. In Bierstadt schlug wieder einmal das Herz der Boulevardpresse hoch.
    Big Mäc und Nikoll setzten sich rechts und links neben mich. Blondie hatte einiges Aufsehen erregt, sie war neu in der Garde der Kollegen, die sich alle untereinander kannten. Männer wie Frauen taxierten sie unverhohlen, die Männer natürlich aus anderen Gründen als die Frauen.
    Blondie nahm es gelassen hin. Sie lächelte jeden freundlich an. Die hat nicht nur quietschblondes Haar, sondern auch das dazu passende Gemüt, dachte ich.
    Ihre Majestät erschien: Oberstaatsanwalt Guardini rauschte in den Raum, flankiert von Hauptkommissar Anton Brinkhoff und einem weiteren Kripomann.
    »Guten Tag, meine
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