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1730 - Das Schlangengrab

1730 - Das Schlangengrab

Titel: 1730 - Das Schlangengrab
Autoren: Jason Dark
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Jetzt breitete sich unter ihm der Dschungel aus. Er sah ihn nur als grüne Fläche. In der Ferne ragten Bergriesen in die Höhe, deren Kuppen das ewige Weiß der schneebedeckten Gletscher trugen, die aussahen wie riesige Scheiben oder Spiegel, die durch die Hände von Riesen dorthin gelangt zu sein schienen.
    Kein Mensch sah den einsamen Kletterer, an dessen Füßen die dicken Sohlen der Bergschuhe perfekt griffen und dafür sorgten, dass der Mann nicht abrutschte.
    Um ihn herum war Einsamkeit. Es störte den Mann nicht. Er war ein Freund der Stille, die auch hier herrschte und nur von seinen Atemgeräuschen unterbrochen wurde.
    Nur wenige Vögel zogen ihre Kreise in der klaren, seidigen Luft. Es waren Bergadler mit mächtigen Schwingen und scharfen Augen über den gekrümmten Schnäbeln, denn so konnten sie die Welt unter sich unter Kontrolle halten.
    Sie sahen alles. Kleinste Bewegungen entgingen ihnen nicht, und so fiel ihnen auch der einsame Kletterer auf, über dessen Kopf sie flogen und ihn nicht aus den Augen ließen.
    Der Mann hatte sie zwar gesehen, aber nicht weiter auf sie geachtet, da er genug mit sich selbst zu tun hatte, denn er musste sein Ziel finden.
    Er legte eine kurze Pause ein. Sein Blick glitt nach vorn. Das erste Hindernis aus Stein hatte er hinter sich gelassen. Vor ihm lag eine besser zu begehende Fläche, ein flaches Geröllfeld, das vor einer hohen Mauer endete.
    Dem Mann war klar, dass er es fast geschafft hatte. Dort, wo sich die Felsenmauer erhob, lag sein Ziel. Sein Eingang war noch nicht zu sehen. Ein Ankömmling musste schon sehr genau wissen, wohin er zu gehen hatte. Damit hatte der einsame Kletterer keine Probleme. Er wusste, wohin er zu gehen hatte, und zum ersten Mal huschte ein Lächeln über sein markantes Gesicht.
    Er hatte sich zudem vorgenommen, seine Pause zu verlängern. Hier oben wehte ein recht kühler Wind, und es tat ihm gut, sich gegen ihn zu stellen, nur so konnte er ihn genießen, und der feuchte Schweiß auf seiner Haut würde trocknen.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch, das die Stille unterbrach und auch das leise Rauschen des Windes übertönte.
    Es war ein Flapp-Flapp, das über seinem Kopf aufgeklungen war. Lange musste der Mann nicht nachdenken, um herauszufinden, was dieses Geräusch bedeutete. Obwohl er es wusste, schaute er trotzdem in die Höhe – und sah die beiden Adler nicht mehr so hoch in der klaren Luft. Sie flogen praktisch auf der Stelle, und sie hielten die Köpfe gesenkt, um ihn beobachten zu können.
    Der Mann wusste nicht, was die beiden Vögel vorhatten. Er wunderte sich nur, dass sie sich um ihn kümmerten. Normalerweise war ihnen egal, was hier in den Bergen passierte, in deren Luft sie die absoluten Könige waren.
    Der Kletterer konzentrierte sich auf die beiden Tiere. Er sah sie nicht nur, er spürte sie auch, denn von ihnen strahlte etwas aus, das er sehr deutlich wahrnahm.
    Sie mochten ihn nicht.
    Sie wollten nicht, dass er in ihrem Revier wilderte. Er war plötzlich zu ihrem Feind geworden. Als wären die beiden Adler Wächter, die genau schauten, wer sich in dieser einsamen Gegend bewegte. Einer sackte tiefer. Der zweite Adler blieb in der normalen Höhe, doch derjenige, der tiefer gesackt war, ließ den Mann nicht aus den Augen.
    Und der tat es auch nicht. Er stellte sich dem Vogel, der zu einem Angreifer werden konnte, denn das war ihm jetzt klar. Er hatte den beiden Adlern nichts getan, sie aber sahen ihn als einen Feind an.
    Noch tat der Adler nichts. Seine Schwingen bewegten sich recht langsam auf und ab, sodass er seine Stellung halten konnte. Sein scharfer Blick war auf den einsamen Mann gerichtet. Alles sah nach einem Angriff aus. Der Vogel schien abschätzen zu wollen, welche Körperstelle für einen Angriff am geeignetsten war.
    Ein Schrei drang dem Mann entgegen.
    Er war das Signal zum Angriff, denn plötzlich startete das Tier. Noch einen schrillen Laut stieß es aus und jagte auf den Mann zu, der nicht auswich.
    Er blieb stehen. Er stellte sich dem Adler. Er stemmte die Fäuste der angewinkelten Arme in die Seiten, um so etwas wie ein Bollwerk zu bilden. Er nahm Blickkontakt mit den scharfen Augen des Adlers auf, denn das war genau das, was er wollte. Er spürte bereits den Luftzug der Schwingen, als es passierte.
    Erneut gab der Vogel einen Schrei ab, und dann jagte er plötzlich in die Höhe. Alles lief blitzschnell ab. Der Flugwind streifte den Mann, er hörte das Flattern der Schwingen, dann wieder die Schreie, und
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