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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gab. An Morgen wie diesem kehrte ich besonders gern hier ein.
    »Moin, Frau Scholz«, sagte ich, als ich eingetreten war.
    »Moin, Frau Grappa«, antwortete die Bäckersfrau.
    »Wie isses?«, fragte ich.
    »Muss«, meinte sie. »Und selbst?«
    »Auch«, entgegnete ich.
    »Was lag an?« Sie stellte mir einen heißen Kaffee hin.
    »Sieben Tote«, sagte ich. »Im Süden.«
    »Ach was! Unfall?«
    »Eher nicht.«
    »Gleich sieben auf einen Schlach?« Sie konnte es kaum glauben.
    »Genau.«
    »Schinken wie immer?«
    Ich nickte. Die Bäckersfrau zog das Blech aus dem Ofen. Wärme und der Geruch von frischem Brot verbreiteten sich im Raum. Ich sog beides ein.
    »Kein Unfall«, sinnierte sie. »Was dann?«
    »Die sieben saßen beim Abendessen und ...« Ich führte meinen Arm von links nach rechts quer über die Kehle.
    »Die Kehlen durchgeschnitten?«, fragte Frau Scholz mit glänzenden Augen.
    »Nee. Kein Messer im Spiel. Vermutlich Gas.«
    »Is kein schöner Tod«, stellte sie fest. »Zuerst merkt man nichts, und wenn man's merkt, isses zu spät. Und tschüs.«
    Sie stellte das Brötchen vor mich auf den Bistrotisch. Es war mit gekochtem Schinken und ein paar frisch aufgeschnittenen Gurkenscheiben belegt. Ich biss mit Lust hinein.
    »Woher wissen Sie so was?«, kaute ich.
    »Hab's mal gelesen«, antwortete sie. »In einem meiner Krimis. Der Mörder hat da auch Gas benutzt. Geruchlos.«
    »Sie und Ihre Krimis«, lächelte ich. Sie hatte mir mal erzählt, dass sie alles an Literatur verschlang, was nur entfernt mit Gewalttaten zu tun hatte. »Das Leben ist anders. Nicht so wie in Ihren Büchern.«
    »Ich weiß. Die meisten Menschen sind in Wirklichkeit noch schlimmer als in meinen Krimis.«
    Ich gab es auf, sie von der Harmlosigkeit der Welt überzeugen zu wollen.
    »Es gibt auch viele Arten schnell wirkender Gifte«, plapperte sie fröhlich weiter. »Auch welche, die keiner auf Anhieb findet. Indianisches Pfeilgift zum Beispiel. Kommt in die Blutbahn und löst sich sofort wieder auf. Nicht nachzuweisen. Oder Gifte, die in Backwaren versteckt sind.«
    Irritiert beäugte ich mein Brötchen. Nein, sie hatte kein Motiv, mich umzubringen. Ich hatte meine Einkäufe immer sofort bezahlt und war auch stets freundlich zu ihr gewesen.
    »Weiß man schon, wer's war?«
    »Nein. Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen.«
    »Sie werden's bestimmt rauskriegen, Frau Grappa«, meinte Frau Schulz und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. »Wenn jemand, dann Sie.«
    »Vielen Dank für das Vertrauen«, murmelte ich. »Können Sie mir noch zwei frische Brötchen einpacken? Für zu Hause.«

Blonde Überraschung
    Nach kurzem, tiefem Schlaf betrat ich gegen elf Uhr morgens die Redaktionsräume des Bierstädter Tageblattes. Ich hatte mir die Konferenz um zehn Uhr geschenkt – immerhin war ich nachts auf den Beinen gewesen. Mein Chef Peter Jansen wusste Bescheid, dass ich den mysteriösen Mordfall bearbeiten würde – ich hatte ihm eine kurze Mitteilung auf die Mailbox seines Handys gesprochen.
    Von der Redaktionssekretärin erfuhr ich, dass die Staatsanwaltschaft um 14 Uhr zu einer Pressekonferenz eingeladen hatte.
    »Hallo, ihr Lieben«, begrüßte ich die Kollegen im Großraumbüro. Ich blickte mich um. »Wo ist Jansen?«
    »In der Kantine. Zweites Frühstück«, flötete Kosmo, der schnuckelige Redaktionsbote. »Wie geht's dir, Grappa, meine Schöne?«
    »Wenn ich dich sehe, Süßer, schnappen meine Hormone nach Luft«, revanchierte ich mich.
    »Hier ist Post für dich«, säuselte er, »steht groß und fett persönlich drauf. Soll ich's für dich aufmachen, bellezza ?«
    »Schaff ich schon selbst.«
    Brav reichte mir Kosmo einen Umschlag. »Muss jetzt meine Runde drehen«, kündigte er an und setzte seinen göttlichen Körper in Bewegung. »Bis dann!«
    Verträumt blickte ich ihm nach und jäh wurde mir wieder mal bewusst, wie einsam ich doch war. Statt meine Zeit nächtens an der Seite warmer Männerkörper zu verbringen, schlug ich sie in Gesellschaft von sieben kalten Leichen tot.
    Ich bewegte mich in Richtung meiner Einzelzelle. Auf dem Weg dorthin betrachtete ich den Umschlag in meiner Hand.
    Nichts Außergewöhnliches: Format DIN A5, mit Schreibmaschine adressiert, der Absender fehlte, das Wort persönlich war mit der Hand unterstrichen.
    In meinem Büro angekommen, öffnete ich das Kuvert.
    Es enthielt ein Schwarzweißfoto. Das Bild zeigte einen Mann, der auf einem Stuhl saß, von nahem fotografiert, denn das Gesicht war gut zu
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