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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen
Autoren: John Saul
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durchgeführt werden mußte.
Als er endlich fertig war, entkleidete er die Frau und
betrachtete ihren nackten Körper. Genüßlich stellte er fest, daß
sie soviel Lebenskraft ausstrahlte, als ob sie nur schliefe. Beim
Atmen bewegten sich ihre Brüste rhythmisch auf und nieder,
und als er seine Finger sanft an ihren Hals legte, konnte er
ihren Pulsschlag fühlen.
Er legte sich alle nötigen Werkzeuge zurecht, dann nahm er
das Instrument, das er sich tags zuvor speziell für dieses
Experiment gekauft hatte und stellte es an. Kreischend setzte
sich die automatische Säge in Gang. Er begann mit seiner
Arbeit.
Das Sägeblatt schlitzte Haut und Fleisch auf; mit einem
einzigen raschen Schnitt durchtrennte es das Brustbein der Frau
bis zur Mitte des Brustkorbs.
Er legte die Säge beiseite, bog die Rippen auseinander und
klemmte die größten Blutgefäße mit einigen der Operationsklammern ab, die er sich vor Jahren gekauft hatte, als sich seine Forschungen noch in der Planungsphase befanden.
Die schlimmste Blutung war damit gestillt, und er griff
behutsam in das Loch im Brustkorb. Er bemerkte, daß die
Lungen der Frau nach wie vor kräftig arbeiteten, und nickte
zufrieden. Wieder einmal war es ihm gelungen, den ersten
Schnitt so perfekt auszuführen, daß das Zwerchfell des Versuchsobjektes unbeschädigt geblieben war.
Er ließ die Finger tiefer gleiten, tastete sich zu den Lungen
durch, bis er das sanft bebende Muskelgewebe fühlte. Er hielt
inne; die Empfindung, Leben in seinen Händen zu halten, ließ
ihn wollüstig erschauern.
Doch allmählich wurde die Atmung der Frau schwächer.
Jetzt wurde die Zeit knapp. Er mußte mit seinem Experiment
beginnen.
Seine Finger drangen tiefer, bis er schließlich die vertrauten
Umrisse eines menschlichen Herzens spürte.
Die Zeit schien stillzustehen…
    Als der Mann eine Stunde später das Wohnmobil verließ,
waren seine Hände über und über mit Blut verschmiert. Die
schimmernde rote Flüssigkeit tropfte auch aus dem Körper, den
er in den Armen trug; beim Gehen lief das Blut ihm langsam
über die Beine und versickerte im Boden. Er trug die Leiche in
ein Dickicht, bis zu einer Stelle, die von der Lichtung aus nicht
mehr einzusehen war, und ließ den Körper unsanft fallen.
Wütend schaute er auf die Überreste der Frau.
    Zwar waren ihre Organe alle noch vorhanden, aber sie
befanden sich nicht mehr in der ursprünglichen Lage. Nachdem
er nämlich festgestellt hatte, daß sein Experiment wieder
einmal gescheitert war, hatte ihn maßlose Enttäuschung und
Wut gepackt. Die hatte er an der Frau ausgelassen, indem er
wie wild in ihrer Leiche herumwühlte, das Herz von Venen
und Arterien losriß, dann weitere Organe aus dem geöffneten
Brustkasten zerrte, auf der Suche nach dem Grund für seinen
Mißerfolg.
    Er starrte noch einmal auf den leblosen Körper, dessen
geöffneter Brustkorb nach diesem Gemetzel einen geradezu
obszönen Anblick bot. Dann wandte er sich von seiner Versuchsperson ab, in die er noch vor einer Stunde so große Hoffnungen gesetzt hatte.
    Er ging zum Fluß hinunter und stürzte sich in die Fluten. Das
rauschende Wasser wusch nicht nur das Blut, sondern auch die
rasende Wut, die jeder Fehlschlag in ihm erweckte, weg. Erst
als er ganz sicher war, daß er sich von allen Blutspritzern
gereinigt hatte, stieg er an Land und ging zum Wohnmobil.
Dort faltete er die Plastikplanen sorgfältig zusammen und bald
darauf sah das Wageninnere aus wie eh und je; alles, was auf
sein Experiment hätte hinweisen können, war in den
Plastikfolien verstaut, die er in einen großen Müllbeutel steckte.
    Der Mann ging nochmals zum Fluß zurück, wusch sich aufs
neue, trocknete sich ab und zog sich an. Danach fuhr er das
Wohnmobil aus der Lichtung heraus, parkte es an der
Straßenecke und ging in die Lichtung zurück. Er brach einen
Zweig von einem Baum ab und fegte damit über den Boden,
bis sämtliche Reifenspuren verschwunden waren. Den Zweig
tat er anschließend ebenfalls in den Müllbeutel.
    Als er wieder zur Autobahn fuhr, schaute er auf die Uhr.
Erfreut stellte er fest, daß er noch genügend Zeit hatte, um eine
Stunde fischen zu können, bevor er wieder nach Hause fuhr.
Und beim Fischen konnte er dann in Ruhe über das nächste
Experiment nachdenken…
1. Kapitel
    Das zersprungene weiße Zifferblatt der Uhr bot einen harten
Kontrast zum einheitlichen Grün der Wand, an der sie hing.
Neun Uhr. Drei Stunden vor zwölf.
Zwölf Uhr
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