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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen
Autoren: John Saul
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noch sonst jemand
war, den er kannte.
    Er war ihr unauffällig gefolgt. Sie wohnte nicht weit von der
Universität entfernt, in einem Appartementhaus, das im alten
spanisch-maurischen Stil erbaut war und ihm schon von jeher
gefallen hatte.
    Daraufhin war er alle paar Tage um das Gebäude herumspaziert, war ihr auch einige Male begegnet und hatte ihr stets
zugenickt.
    Damit hatte der Tanz begonnen.
So ging es einige Wochen lang weiter, und sie kamen sich
schrittweise näher. Anfangs nickten sie einander nur zu, dann
grüßten sie sich schließlich.
Bald hatte er sich mit ihren täglichen Gewohnheiten vertraut
gemacht und festgestellt, daß ihr Verhalten wie bei den meisten
Menschen ausgesprochen leicht vorhersehbar war.
An diesem strahlenden Sonntag war er sich völlig sicher, daß
die Frau mit einem Picknickkorb aus dem Haus kommen und
sich auf der Wiese bei der Universität sonnen würde. Dort
würde sie dann so tun, als ob sie in einem Buch läse; in
Wirklichkeit hielt sie aber nur danach Ausschau, ob sich ein
Mann für sie interessierte. Wobei sie offensichtlich nicht
besonders wählerisch war – wie er herausgefunden hatte.
Heute wollte er der Mann sein, der sich für sie interessierte.
Heute sollte der Tanz enden.
An diesem Morgen ließ er sein Auto in der Garage und nahm
statt dessen sein Wohnmobil, das er sich vor einigen Jahren, als
er mit seinen Experimenten begonnen hatte, gekauft hatte.
Damit fuhr er oft in die Berge – wenn er gerade nicht mit
seinen Forschungen beschäftigt war – und machte an einem der
unzähligen Bäche halt. Dort ging er der einzigen Leidenschaft
nach, die ihn außer seinem Projekt noch interessierte: dem
Fliegenfischen.
Er fuhr mit dem Wohnmobil zur Universität, stellte es in der
verlassenen Tiefgarage ab und verschieß es. Mit einem
Lunchpaket und zwei Flaschen Zitronenlimonade stieg er
anschließend die Treppen nach oben und ging über den Rasen
zu der Stelle, an der sich die Frau am liebsten aufhielt.
Eine halbe Stunde später, nachdem sie die Limonade, die er
ihr angeboten hatte, zur Hälfte getrunken hatte, verfinsterte
sich auf einmal ihr Blick, und sie schüttelte den Kopf.
»Stimmt was nicht?« fragte er und gab sich alle Mühe, so
besorgt wie möglich zu klingen.
»Ich… ich weiß auch nicht…«, stotterte die Frau. »Mir ist
plötzlich so…« Sie stockte, dann stand sie auf. »Ich glaube, ich
geh’ lieber nach Hause.«
Der Mann stand auf, sammelte seine und ihre Sachen ein.
»Vielleicht ist es besser, wenn ich Sie fahre«, schlug er vor.
Zunächst wollte sie sein Angebot ablehnen, änderte aber
dann ihre Meinung. Er bemerkte, wie die Farbe allmählich von
ihren Lippen wich.
»Wenn Sie können…«, begann sie, fühlte sich dann aber
benommen, und ihre Stimme versagte. Dankbar ergriff sie den
Arm, den er ihr anbot und ließ sich von ihm in die Garage zu
seinem Wohnmobil führen.
Noch bevor er die Garage verlassen hatte, war die Frau
schon bewußtlos geworden. Sie lag jetzt auf einer Plastikfolie,
die er auf dem Boden ausgebreitet hatte.
Er fuhr aus der Garage, dann zwei Blocks weiter, bog in die
45. Straße und schlug die Richtung zur Autobahn ein. Von dort
aus fuhr er nach Süden, nahm schließlich die Ausfahrt zur
Route 520 und steuerte nach Osten, Richtung Redmond.
Eine Weile später fuhr er die kurvige Strecke ins Vorgebirge
hinauf und hielt nach einer geeigneten Stelle Ausschau: ein
Platz, der fernab der Straße lag – in der Nähe eines Baches – an
dem er noch ein wenig fischen konnte, wenn er sein Werk
vollbracht hatte.
Schließlich entdeckte er den richtigen Platz: eine enge
Straße, die er kannte, aber schon seit Jahren nicht mehr gefahren war. Sie führte 800 Meter lang unter den Bäumen hindurch
und endete auf einer Lichtung neben einem raschfließenden
Bach. Er schaute sich in alle Richtungen um.
Niemand war zu sehen.
Jetzt konnte er mit seinen Vorbereitungen beginnen. Zuerst
zog er sich nackt aus, legte seine Kleider sorgfältig zusammen
und verstaute sie in der Kommode unter der Schlafkoje seines
Wohnmobils. Dann streifte er sich Gummihandschuhe über,
bedeckte das Bett mit einer Plastikfolie und legte die
bewußtlose Frau darauf. Anschließend breitete er weitere
Plastikfolien im gesamten Innenraum des Wohnmobils aus und
bedeckte systematisch jede Lücke. Einer der wichtigsten
Grundsätze bei der Durchführung eines Experiments war
nämlich, daß es in vollkommen steriler Umgebung
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