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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen
Autoren: John Saul
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dem er gerade
den ersten sauberen Schnitt in Heather Jeffers Fleisch hatte
führen wollen, schwebte in seiner Hand über ihrer bleichen
Haut.
Tief in seinem Innern wurde etwas aufgewühlt.
Als das Mädchen noch einmal schrie, begehrte das Wesen in
ihm, das er bereits vernichtet zu haben glaubte, auf und drängte
wieder in das Bewußtsein zurück.
    Glen kam es vor, als hätte man ihn aus einem tiefen Schlaf
gerissen. Im ersten Moment fühlte er noch gar nichts, im
nächsten war er vollständig wach. Als Heather ihn dann noch
einmal anschrie, fielen ihm alle Alpträume, die er seit seinem
Herzinfarkt gehabt hatte, wieder ein. Alle flüchtigen Visionen
verschmolzen zu einem einzigen Bild von Blut, Gemetzel und
Tod.
    Und in diesem Augenblick hielt er ein Messer in der Hand,
hielt es über der nackten Brust seiner Tochter. Während er
noch gegen die schreckliche Macht in sich ankämpfte, verspürte er gleichzeitig den fast unwiderstehlichen Drang, das
Messer zu benutzen.
    Um Heathers Fleisch und Haut aufzuschneiden.
Um ihre Knochen darunter bloßzulegen.
Tu es! Richard Kravens Stimme schrie in seinem Kopf. Tu es
    jetzt, bevor es zu spät ist! Als sich Richard Kraven von dem
Schock über Heathers plötzlichen Schrei erholt hatte, spürte
Glen, wie ihn seine zerstörerische Gewalt aufs neue zu übermannen drohte. Er riß sich zusammen, gewann für einen
Moment die Kontrolle über seinen Körper und stürzte weg von
dem Mädchen in die entfernteste Ecke des Wagens.
    »Renn weg!« schrie er. »Um Himmels willen, Heather, renn
weg von mir!«
Heather reagierte instinktiv auf die Stimme ihres Vaters,
raffte sich auf, stürzte zur Tür, versuchte aufgeregt, sie zu öffnen. Endlich ging sie auf und Heather stolperte hinaus in die
Nacht. Hinter sich hörte sie lautes Wutgebrüll, und als vor ihr
plötzlich Scheinwerfer aufleuchteten, taumelte sie auf deren
Strahl zu.
Für den Bruchteil einer Sekunde stieg wieder Panik in ihr
hoch, doch dann hörte sie durch den tosenden Wind eine
Stimme, die nach ihr rief.
»Heather! O Gott, Heather!« Sie schluchzte vor Erleichterung, wankte zu ihrer Mutter, die sie einen Moment später fest
in die Arme schloß.
Heulend vor Zorn stürmte Richard Kraven dem fliehenden
Mädchen hinterher, hielt dann kurz in der Tür des Wohnmobils an, als ihn das Scheinwerferlicht blendete. Instinktiv
duckte er sich vor dem Licht, ging ins Innere des Wagens
zurück, erkannte aber sofort, daß das ein Fehler war.
Das Wohnmobil war eine Falle! Außer der Tür, die er gerade
zugeschlagen hatte, gab es keinen Fluchtweg!
Er sprang zurück zur Tür, riß sie auf und rannte in die
Dunkelheit hinaus, um dem Lichtstrahl des Autos zu entkommen. Dann fiel der erste Schuß. Die Explosion knallte in
seinen Ohren, doch der dumpfe Laut, mit dem er die dünne
Wand des Wohnmobils durchschlug, verlor sich fast im Wind.
»Stehenbleiben!« schrie jemand, aber er hörte nicht darauf,
sondern rannte weiter in die Dunkelheit.
Plötzlich traf ihn ein weiterer Lichtstrahl. Er versuchte, ihm
auszuweichen, aber das war unmöglich, er blieb ununterbrochen auf ihn gerichtet, egal, wohin er lief. Jetzt bemerkte er,
daß ihn jemand verfolgte, ihn jagte.
Er täuschte einen Sprung nach rechts vor, rannte aber nach
links, und für eine Sekunde befand er sich außerhalb des
Lichtkegels. Aber von jetzt an rannte er wie blind, denn seine
Augen hatten sich noch nicht an das Dunkel gewöhnt. Dann
bremste etwas seinen Lauf.
Seine Finger tasteten danach, und als ihn das weiße Licht der
Halogenlampe wieder beleuchtete, wußte er auch, was es war.
Ein Drahtzaun, fast zweieinhalb Meter hoch, oben mit
Stacheldraht. Dahinter lag eine abschüssige Felsbank, die zum
Fluß hin abfiel.
Wenn er über den Zaun klettern könnte, würde er seine
Verfolger abschütteln, dann könnte er ihnen entkommen.
Richard Kraven kletterte hinauf und ignorierte den Schmerz,
als ihm der Draht in die Finger schnitt.
Er war schon oben, hatte bereits ein Bein über den Zaun
geschwungen, als Mark Blakemoor ihn doch noch erwischte.
Er sprang den Zaun hinauf und packte das Bein, das noch in
seiner Reichweite hing. Mark umklammerte mit beiden Händen
Kravens Knöchel. Kraven stieß einen lauten Schmerzensschrei
aus, als er vom Zaun hinuntergezogen wurde. Der Stacheldraht
schnitt ihm dabei in die Hoden, und in jeder Faser seines
Körpers erlitt er Höllenqualen. Sein Rücken versteifte sich, und
seine Arme streckten sich zum Himmel.
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