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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen
Autoren: John Saul
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abgeschieden, daß selbst ein Wagen, der in unmittelbarer Nähe
auf der Straße entlangfahren würde, das Wohnmobil
vermutlich nicht bemerkt hätte. Und falls es doch jemand entdecken würde, käme niemand auf die Idee, nachzuschauen,
was dort los war. Weshalb auch? Die Leute parkten ihre
Wohnmobile an allen möglichen Stellen, und niemand scherte
sich darum, was in ihnen vorging.
Der Mann zog alle Vorhänge im Wagen zu und stellte den
Generator an.
Heather wagte es nicht, sich auf ihrem Sitz zu rühren.
Das hing mit dem Ausdruck in den Augen des Mannes
zusammen. Die Warmherzigkeit, die sie immer bei ihrem Vater
gesehen hatte, die Zärtlichkeit, mit der er sie immer angeschaut
hatte, war vollkommen verschwunden. Die Augen, die sie jetzt
grausam anstarrten, waren tot. Sie wirkten, als ob hinter ihnen
keine Seele wäre, kein menschlicher Geist, der Güte
auszudrücken vermochte. War es dieser tote Blick, der sie
allmählich glauben ließ, er habe sie nicht angelogen, als er
behauptete, Richard Kraven zu sein?
Sie wußte, was Kraven getan hatte, wußte, wie viele Leichen
an diesem Ort, zu dem sie ihr vermeintlicher Vater gebracht
hatte, schon gefunden worden waren. Sie hatte gelesen, in
welchem Zustand die Leichen waren, als man sie entdeckt
hatte: Sie hatten aufgeschnittene Brustkörbe und herausgerissene Herzen gehabt. Das hatte er also gemeint, als er
gesagt hatte, er wolle ihr Herz berühren… Als ihr die wahre
Bedeutung dieser Worte bewußt wurde, fiel sie vor Todesangst
in eine völlige Starre.
Sie konnte nicht wegrennen, konnte sich nicht dazu aufraffen, aus dem Wohnmobil zu fliehen. Sie wußte, er würde sie
fangen, noch ehe sie die Tür erreicht hatte. Und selbst wenn sie
es schaffen würde, hinaus in den tobenden Sturm zu gelangen,
was sollte sie tun? Wohin sollte sie rennen?
Er holte etwas aus einem der Schränke. Eine Plastikflasche
mit einer Flüssigkeit. Aus einer Schublade nahm er einen Lappen und tränkte ihn damit.
Sie konnte es riechen. Sie roch die Dämpfe, die das Wohnmobil jetzt erfüllten.
Mit dem Lappen in der Hand ging er zu ihr. Seine Augen
fixierten sie auf dieselbe Art und Weise wie Klapperschlangen
ihre Beute fixieren, bevor sie zustoßen. Sie fühlte sich von
seinem Blick wie hypnotisiert, und als er ihr den Lappen auf
Nase und Mund pressen wollte, raubte ihr die Furcht den
allerletzten Willen, davonzulaufen.
Heather atmete tief ein, schloß die Augen und betete, daß
Richard Kraven sie nicht belogen hatte, daß sie zumindest nicht
spüren würde, wenn er in ihren Körper griff und ihr Herz
berührte.
Anne lief auf die schmutzige Straße und stolperte über einen
Stein, den sie in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Mark Blakemoor griff nach ihrem Arm und stützte sie, während das
grelle Licht seiner Halogenlampe über die Wiese neben der
Straße tanzte. Trotz des Regens waren noch zwei Reifenspuren
zu erkennen. Das Gras war vom Gewicht eines Wagens
niedergedrückt, der erst kürzlich hier durchgefahren sein
mußte. »Das ist der Ort, von dem uns Kevin erzählt hat«, schrie
er, um sich im heulenden Wind Gehör zu verschaffen.
»Aber wo sind sie?« rief Anne zurück. »Sie haben gesagt,
daß sie hier…«
»Ich habe gesagt, daß wir sie finden werden, und das werden
wir auch!« Mark ging näher zum Fluß und leuchtete die
gegenüberliegende Uferbank aus. Einen Moment später hatte er
gefunden, wonach er gesucht hatte: den Steinhügel, den Kevins
Vater durchsucht hatte. Mark ging zum Ufer und hielt das
Licht fest auf die Felsen gerichtet. Noch bevor er in den Fluß
waten konnte, wußte Anne, was er vorhatte.
»Sind Sie verrückt geworden?« schrie sie. »Das schaffen Sie
nie! Sie werden ertrinken!« Aber er ignorierte ihre Worte,
bewegte sich bedächtig genug, um auf dem steinigen Boden
Halt zu finden. Sie blieb fröstelnd im Regen stehen; die vom
Regen durchtränkten Kleider klebten ihr auf der Haut. Mit
klappernden Zähnen verfolgte sie gebannt den tanzenden
Lichtkegel der Taschenlampe. Nach wenigen Minuten, die ihr
jedoch wie eine Ewigkeit erschienen waren, kam er wieder
zurück.
»Kommen Sie«, drängte er. »Sonst läuft uns die Zeit davon.«
»Haben Sie ihn gefunden?« fragte Anne, als sie sich zusammen auf den Weg nach oben machten. Halb gingen, halb krochen sie durch den Schlamm, klammerten sich aneinander und
an alles Mögliche, das sie finden konnten, um zu verhindern,
auf dem glitschigen Pfad auszurutschen. »Haben Sie
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