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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn
Autoren: Walter Farley
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sie vor Monaten zusammen absolviert hatten. Lanny hatte seinem Braunen die Peitsche gegeben, als Vulkan ihn überholte. Daraufhin war Vulkan, als er die gefürchtete Peitsche erblickte, gegen den Zaun hin ausgebrochen. Heute würde es anders ausgehen, dessen war Alec sicher.
    Die meisten Jockeys hatten den Umkleideraum schon verlassen, als Alec Lanny fragte, wer denn Volences Wüstensturm reite. Lanny wies auf einen beinahe zart wirkenden Jungen mit hagerem, blassem Gesicht, der gerade zur Tür schritt. »Der dort! Er heißt Eldridge! Seit einiger Zeit reitet er ausschließlich für Volence. So zart er wirkt, er kann etwas, er ist ein Spitzenreiter. Hatte seinen großen Tag neulich auf Wüstensturm, als er die >Grand Union Hotel-Stakes< gewann.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte Alec.
    »Er wird seinen temperamentvollen Kastanienbraunen heute zurückhalten, wie er das letzte Woche getan hat, um ihn dann im Finish vorzuwerfen«, vertraute ihm Lanny an. »Darauf kannst du deinen letzten Cent wetten!« Die Jockeys gingen nun mit ihren Sätteln zu den Waagen. Alecs Herz schlug schnell, weniger als zwanzig Minuten blieben noch bis zum Rennbeginn. Sie mußten sich jetzt wiegen lassen, ihre Startplatznummern auslosen und dann zu ihren Pferden auf dem Sattelplatz gehen. Die Minuten verflogen schnell. Als Alec die Stufen hinunterging, hörte er Lanny zu sich selbst sagen: »Kann sein, Chef hat heut die Laune, sein Bestes zu geben... Kann sein, heut ist der Tag!«

    *

    Die Zuschauerplätze der Rennbahn von Belmont waren schwarz von Menschen. Und immer noch mehr strömten herbei, mit Autos, Bussen, mit der Bahn. Eine Woge von Menschen flutete auf die Eingänge zu, in dem Bestreben, zum siebenten und wichtigsten Rennen des Tages noch rechtzeitig zu kommen — zum »The Hopeful«! Die Zufahrtsstraßen waren noch immer mit Autos verstopft. Ihre Hupen dröhnten unaufhörlich und erzeugten den heiseren Baß zu den helleren Stimmen der sich durch die Tore windenden Menschen, die sich zu den scheinbar längst überfüllten Tribünen und Stehplätzen längs der Bahn drängten.
    Hoch oben auf der großen Haupttribüne saßen zwei Menschen, die wahrscheinlich mit der größten Anteilnahme von allen auf das Erscheinen Vulkans mit seinem jungen Reiter warteten.
    »Du mußt ganz ruhig bleiben, Belle«, sagte Herr Ramsay zu seiner Frau. »In wenigen Minuten werden sie auf die Bahn gelassen. Du darfst dich nicht auf regen.« Seine Stimme schwankte, und er sprach ungewöhnlich hastig.
    »Ich glaube, den gleichen Rat solltest du dir selbst geben, William«, erwiderte Frau Ramsay lächelnd und blickte gespannt auf das Tor, durch das die Pferde kommen mußten.
    »Willst du behaupten, ich wäre aufgeregt? Nein, das bin ich nicht!« rief Herr Ramsay und schob sein Fernglas in einem fort von der einen Hand in die andere. »Aber für dich ist es eigentlich zuviel, du wärst vielleicht doch besser zu Hause geblieben.«
    »Nein, ich mußte mitkommen«, antwortete Frau Ramsay überzeugt. »Allein zu Hause sitzen und am Radio zu warten — das hätte ich nicht ausgehalten.«
    Beide schwiegen nun und ließen ihre Augen über die vielen Menschen auf den Tribünen schweifen. Weit weg fiel Frau Ramsay ein hochgewachsener, sich sehr gerade haltender, weißbärtiger Herr auf, der eben eine Loge ganz vorn betrat und seinen Stuhl zurechtrückte. Herr Ramsay blickte in dieselbe Richtung und nahm dann sein Fernglas.
    »Der Herr dort kommt mir irgendwie bekannt vor, Belle«, stellte er fest. »Mir ebenfalls«, sagte sie und erbat sich das Glas. Nachdem sie eine Weile hindurchgesehen hatte, rief sie lebhaft: »Das ist ja Scheich Abu! Er war damals bei uns im Haus, als er Blitz abholen kam! Ich bin sicher, daß ich mich nicht irre, seine eindrucksvolle Erscheinung habe ich nicht vergessen!«
    »Laß sehen!« Hastig ergriff Herr Ramsay das Glas und sah nochmals zu der Loge hinüber. »Du hast recht, Belle! Das ist der Scheich, ich erinnere mich jetzt auch! Was er wohl hier macht?«
    Frau Ramsay lächelte: »Was machen denn wir und alle die anderen hier?«
    Ungeduldig antwortete ihr Mann: »Ich meine, weil man doch annehmen müßte, er wäre in Arabien. Es ist ein reichlich weiter Weg, wenn er wegen eines Pferderennens extra hierhergekommen sein sollte.«
    »Aber es handelt sich ja nicht um ein x-beliebiges Rennen, sondern um >The Hopeful<«, erinnerte ihn seine Frau. »Und um Vulkan, den er gezüchtet und Alec geschenkt hat. Alec hat ihm immer wieder geschrieben
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