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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume
Autoren: Thariot
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Bäume in der Nacht
    „Ja, die roten Kerzen, zwölf müssen es sein. Danach werde ich unsere Heerscharen erwecken und ihre Feste schleifen!” Sie nickte verschlagen. Devot und ohne jegliche Hemmungen, ihrer konnte er sich sicher sein.
    „Dein Lohn wird dich unsterblich machen”, sagte er gönnerhaft und deutete sogar eine Verbeugung an. Das Spiel mit ihr war keine Herausforderung, für die Illusion dem Tod zu entgehen, waren die Sterblichen zu allem bereit.
    Er konnte seine Blicke kaum von ihr lassen, mit jedem weiteren Atemzug strömte, wie aus unzähligen kleinen Mündern, warme Atemluft aus ihrer Haut. Regelrecht wollüstig gab sie sich seinen Berührungen hin, sie schnurrte, als seine Hand über ihren nackten Rücken strich. Glühend vor Erregung glimmte sie an den Stellen seiner Liebkosungen auf. Er liebte es immer wieder, sich wie einer von ihnen zu benehmen. Langsam beugte er sich zu ihr und küsste ihren Nacken, die Vergänglichkeit ihres Duftes war ein Genuss. Für einen Moment vergaß er wer er war, sie war sein.
     
    Es war Nacht geworden: Von der Gasse drang nur wenig Licht in ihre Kammer, deren süßlicher Geruch bereits aufzeigte, was sich nicht mehr lange abwenden lassen würde. Das moderige Holz, die feuchten Mauern, dieses Haus war bereits dem Verfall anheim gegeben. Die Erlösung war nah, wenn auch nur für diese schäbige Behausung. Er beneidete die Sterblichen um die Gabe ein Ende erfahren zu dürfen. Ihm war dieser Segen bisher verwehrt, denn seit Anbeginn aller Zeiten beherrschten die vier Elemente die Welt Ninis, zumindest bis zu dieser Nacht, in der er sich aufmachte, die Ewigkeit zu beenden.
    Er wollte seine Gespielin nicht wecken, doch konnte er nicht länger bei ihr bleiben. Sie war nicht die einzige, die er in dieser Nacht auf den Weg schicken würde. Hoffentlich würde ihr Meister Wort halten, sein Bruder, nur mit seiner Hilfe würde er die Macht des Feuers; die Macht seiner Schwester brechen können. Sein Plan war riskant, dass war ihm bewusst, doch diesmal würde er den Weg bis zum Ende beschreiten.
     
    Kurz darauf hatte er ihr Haus verlassen und schritt zügig auf den Hafen zu. Deasu, die Stadt am Meer, das Kleinod dieser Epoche und gleichermaßen ihr Sündenpfuhl. Aus der Ferne hätten die prächtigen Bauten auf den Hügeln der Oberstadt eine majestätische Silhouette abgegeben, nur konnten sie auch nicht den Gestank des Hafenviertels überdecken.
    Er hielt sein Gesicht unter einer dunklen Robe verborgen, sein Antlitz wäre für die einfachen Gemüter nicht zu verstehen gewesen. Nur noch kurz und er würde das Elend dieser Stadt hinter sich lassen.
    „Edler Herr, bitte eine milde Gabe für einen Kriegsversehrten”, krächzte ihn jemand von der Seite an, während ein anderer ihm eine verkrüppelte Hand entgegenstreckte. Für die Bettler hatte er keine Zeit, er musste weiter. Ein Silberstück flog durch die Luft, sollten sie doch damit selig werden. Plötzlich blitzte etwas auf: Eine hastige Bewegung und er verspürte einen Stich im Rücken.
    Das hatte er nicht erwartet, er drehte sich um und sah in die Augen seiner vermeintlichen Mörder. Undankbare Brut! Kalt und schwarz, diese Blicke ließen kein Erbarmen erkennen. Der Zweite grinste ihn derweil spöttisch an und trieb eine weitere Klinge in seinen Bauch. Feiner Staub rieselte auf die Gasse, während er sie ohne Gram anlächelte. Ein Lächeln war eine mächtige Waffe, vor allem da seine Häscher sicherlich nicht mehr als ein hilfloses Gewimmer von ihm hören wollten.
    „Glaubt ihr etwa, mich töten zu können?”, fragte er sie mit väterlicher Stimme und legte seine Kapuze in den Nacken. Eine erdende Aura umgab sein Gesicht. Die Mordgier in ihren Blicken wich der Angst, was er durchaus verstehen konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass gedrungene Mörder ausgerechnet ihn erwischten, war nicht sonderlich hoch. Aber diese beiden hatten es geschafft.
    „Stirb, verdammt! Stirb!” Immer wieder stachen sie auf ihn ein, allerdings ohne ihn niederstrecken zu können. Nur weiterer Staub rann auf den Boden. Diese Narren! Das reichte ihm jetzt, er berührte ihre Gesichter, die binnen eines Atemzuges um Dekaden alterten. Degenerierte Brut! Sie hatten ihre Leben verwirkt, er ließ sie als gebrechliche alte Männer zurück. Vielleicht half ihnen die verbleibende Zeit, um über das Leben nachzudenken, ihr Staub war ihm so oder so sicher.
    Hastig ging er weiter, bis er ein nicht gepflastertes Wegstück erreichte. Blanke Erde, die Quelle
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